50. Lynn

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Chapter 50

Etwas länger als gedanklich ausgemacht, starrte ich mit weit geöffnetem Mund in den Raum, nachdem ich die Tür ein weiteres Mal aufgeschoben hatte. Woran es genau lag, dass ich trotzdem hineinschaute, war klar. Nun gut, ich wusste nicht, wie ich mich im Nachhinein vor Jeongguk behaupten sollte, aber ich konnte einfach nicht wegschauen. Wieso musste auch ausgerechnet ein halbnackter Jimin, der nur ein Handtuch trug, wohl gemerkt, sich in diesem Raum befinden? Von all den Räumen, die es in einem Unternehmen gab, stießen wir natürlich auf die Umkleide. Zu Lynns Wohl sogar mit einem leicht bekleideten jungen Mann, der durchtrainiert war. In meinen Gedanken verloren, bemerkte ich erst nicht, dass Jimin auf mich aufmerksam geworden war. "Hast du die Klamotten.. Oh..", begann er nichts ahnend, bevor er sich die Gelegenheit nahm, mich genauer unter die Lupe zu nehmen. Unbewusst hatte ich die Tür weiter geöffnet und trat einen Schritt in den Raum. Misstrauisch funkelte er mich an, während er die Arme verschränkte. Ich konnte mitansehen, wie sie sich anspannten. Seine Augen, die mir immer noch nicht trauten, fielen auf den Pass, der auf meiner Brust lag. "Wieso sind Sie hier oben? Müssten Sie nicht im unteren Bereich sein, beim Marketing oder so? Und wo ist eigentlich meine Stylistin, die ich vor einer halben Stunde gerufen habe?"

Ich traute meinen Ohren nicht. Selbst wenn er mich für eine Mitarbeiterin hielt, die im Bereich Business arbeitete, konnte er so nicht mit mir reden. War das vielleicht Jimins Charakter, wenn er nicht mit seinen Freunden zusammen war? Na ja, mir gegenüber war er immer so, aber dass er ebenfalls mit einer Mitarbeiterin so redete, stimmte mich ein wenig zornig. "Also, sag mal.." Empört stemmte ich die Hände in die Hüfte. "Wie redest du mit mir? Hab' ein wenig Anstand und zieh' dir erst einmal etwas an, bevor du dich vor eine Frau traust. Und wie kannst du so frech gegenüber einer weiblichen Mitarbeiterin sein? Du bist hier schließlich nicht der King. Es ist immer dasselbe mit dir, Park Jimin." Nach meinem Vortrag zuckte er überrascht zusammen und nahm, deutlich eingeschüchtert, mehr Abstand von mir. Als ihm die Erkenntnis kam, fragte er geschockt:"Dea-yah? .. Bist du das?" Nun traute er sich doch näher, um mein neues Erscheinungsbild zu analysieren. "Was soll diese bescheuerte Verkleidung?" Das musste er gerade sagen! Wer war hier halbnackt, er oder ich?

"Hah, das kommt ausgerechnet von Tarzan." Überlegend grinsend, lockerte ich meine Haltung und wartete auf seine Reaktion. Ohne an sich runterzuschauen, verdeckte er blitzschnell seine Brust mit seinen Armen. Ich wusste, dass er genau dies tun wurde. Einfach zum Brüllen. "Bisschen spät, findest du nicht?", entgegnete ich keck. Mir fiel auf einmal auf, dass er woanders hinschaute. Seinen Blick verfolgend, drehte ich mich nach hinten, wo ich Lynn recht nah neben mir stehen sah. Peinlich berührt dreinblickend, starrte sie schamlos auf Jimin. Verübeln konnte ich es ihr nicht, doch mit den Monaten gewöhnte man sich an den Anblick. Okay, es war ultra schwer, den Blick abzuwenden, jedoch war ich mir bewusst, dass Jimin mir dadurch nicht sympathischer wurde. Ihr hatte es ja förmlich die Sprache verschlagen. "Eh, ich glaube, wir sollten lieber rausgehen und dir mal eben Zeit geben zum Umziehen.", beschloss ich sicherheitshalber, weil mir die Situation ein bisschen zu doof wurde. Jimin hätte bestimmt nichts dagegen, so wie er seinen Körper vor'm Anstarren schützte. Ob mir Lynn dafür danken würde, bezweifelte ich allerdings.

Nervös kichernd wandte er seine Augen wieder auf mich. "Leider sind meine Sachen nicht mehr hier. Dies bezüglich hatte ich meine Stylistin angeschrieben, dass sie kommen und mir etwas zum Anziehen bringen solle. Ich bin mir sicher, dass die anderen aus Spaß meine Klamotten gestohlen haben, weswegen ich total angepisst war. Deshalb habe ich dich auch blöd angemacht, sorry." Sein Ausdruck verdeutlichte, dass er auf mein Verständnis hoffte. Das Lachen verkneifend, tauschten Lynn und ich Blicke miteinander aus. "Was hast du schon wieder getan?", war sie nun wieder in der Lage, etwas zu äußern. Anscheinend machte ihr der Anblick nichts mehr aus. Bevor Jimin darauf antworten konnte, nahm ich mir die Frechheit, dies zu tun. "Nun ja, die anderen Jungs haben großen Spaß daran, ihn zu ärgern. Er ist sozusagen ihr Mobbingopfer." Jimins Miene verdunkelte sich. "Das! Das! Ich habe ihnen nichts getan!" Rücksichtslos fing ich zu lachen an. Lynn hingegen schaute fragend zwischen uns her. "Eh, wieso denn Jimin-ssi? Ich finde Taehyung-ssi irgendwie merkwürdiger."

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