29. At Jane's

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Chapter 29

Nun stand ich ganz allein da und starrte die Tür ohne zu blinzeln an. Nach außen schien es vermutlich so, als wartete ich auf ihre Rückkehr, wenn man dieses Szenario mitverfolgt hätte. Als meine Augen sich allmählich aus der Starre zwangen, merkte ich jetzt erst, worüber ich genau nachdachte. Es klang dumm und kindisch, aber ich war neidisch auf Jane. Ich war neidisch auf sie, weil Dea-yah sich momentan nur um sie kümmerte und mit ihr die Zeit verbrachte. Argh, ich konnte selbst nicht glauben, was für ein einfach gestrickter Mensch ich doch war. Langsam leckte ich mir über die Lippen, sah zu Boden und drückte mich mit wenig Kraft von dem Türrahmen. Meine Arme, die ich seit ihrem Abgang verschränkt hielt, behielten die Position bei. Meine Gedanken wurden unterbrochen, als ich den Geruch eines bekannten After Shaves vernahm.

"Dir ist schon klar, dass sie jetzt nicht zurückkommt, oder?", sprach Seokjin Hyung zu mir, der wahrscheinlich die ganze Verabschiedung mitbekommen hatte, nachdem Dea-yah die Küche verlassen hatte. Bei meiner Umdrehung zu ihm ließ ich mir genügend Zeit, denn ich hatte keinen Grund, mich zu beeilen. Meine Augen verrieten mir, dass das vorherige Gespräch ihn etwas mitgenommen hatte. Davor hatte ich die beiden belauscht und das ein oder andere mitbekommen, bis ich keine Lust mehr hatte, Dea-yahs Stimme zu hören, weil sie sich ja nicht mit mir unterhielt. "Man darf doch wohl Hoffnungen haben.", ließ ich eine Antwort heraus, die ironisch klang, es aber nicht sollte. Seokjin ging ein, zwei Schritte auf mich zu, glotzte mich ununterbrochen an und tat mir sogar ein bisschen leid. Seufzend zwang er sich ein Lächeln auf, was er eigentlich sonst nie tat, und packte mir an die Schulter.

Plötzlich sagte er die Worte, die mich erahnen ließen, dass er wusste, dass ich gelauscht hatte. "Viel mehr konnte ich auch nicht tun, sorry." Bevor Dea die Küche verlassen konnte, um zu Jane aufzubrechen, gab Seokjin ihr sozusagen einen Rat, der Jane betraf als auch mich. Ich bezweifelte, dass sie es sofort verstanden hatte, aber sie überzeugte mich vom Gegenteil, als sie sich eben bei mir entschuldigte. Aus dem Grund hatte ich wohl die Hoffnung, dass sie sich umentscheiden hatte und zu mir zurückkommen würde. Schuldig fühlte ich mich nicht, aber ich wusste nicht, wie ich darauf reagieren sollte. Ich entschied mich dafür, auch zu lächeln und mich bei ihm zu bedanken. "Man kann dir deutlich deine Gier ansehen.. Du solltest dir im Klaren werden, dass das zu Komplikationen führen kann. Nimm dir Zeit, es besteht kein Zwang.", fing er an, mir mitten in der Nacht eine Predigt zu halten.

Tief ein- und ausatmend versuchte ich mir das Augenrollen zu verkneifen, weil ich gerade richtig angenervt war. Ich verstand Dea-yah, ich verstand Seokjin Hyung, aber keiner verstand mich! "Wir hatten bis jetzt ein Date.. und das ist fast einen Monat her. Seokjin Hyung, ich verstehe, was du meinst, aber hier geht es nicht um Sex. Es geht darum, dass sie mich mal verstehen und in manchen Momenten nur mich sehen soll. Wenn ich nicht in ihrer Nähe bin, soll sie trotzdem an mich denken, verstehst du? Ich will derjenige sein, der ihr den Verstand verdreht und dem ihr Herz gehört.", brachte ich den Mut auf, ihm meine Gedanken und Gefühle mitzuteilen. Sein Lächeln wurde zu einem gut gemeinten Grinsen, das mich nach diesen Worten ein wenig verwirrte. "Wenn es nur noch schaffst, es ihr in dieser Tonlage mit demselben Inhalt zu sagen, dann bist du ein Held."

Seine Hand, die auf meiner Schulter Halt gefunden hatte, nahm er zurück und verschränkte selbst die Arme. "Ich verstehe alles, keine Sorge. Trotzdem bin ich der Meinung, dass du ihr Zeit lassen und dazu noch ein Gespräch mit ihr führen solltest, wenn du es nicht mehr aushälst.", beendete er seine Predigt für heute. Dies ließ ich mir einige Male durch den Kopf gehen, bis ich erneut merkte, dass wir noch im Flur standen. "Ey, du hast uns auch belauscht und sogar zugesehen!", fiel mir lauthals auf. Mit ausgestreckter Zunge machte er ein Peace-Zeichen und lachte leise auf. "Haha, jetzt sind wir quitt, Bürschen." Etwas zu schnell drehte er sich von mir weg und lief in die Richtung, wo unser Zimmer war. Während ich mich nach außen hin über Seokjin aufregte, war ich innerlich mit dem Gedanken beschäftigt, wie es weitergehen sollte zwischen Dea und mir.

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