Kapitel 94.

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Taehyung

"Ich will es wissen. Er soll für jede Drohung länger im Gefängnis verrotten. Obwohl ich ihn am liebsten selbst spüren lassen würde, was er dir angetan hat" Jungkooks Blick entspannte sich. Dennoch erkannte ich weiterhin die förmliche Last, welche er mit sich herum trug. Die Erinnerung an all die einsamen Tage, manche von ihnen schlimmer als andere. Und sich bloß die Drohungen vorzustellen war anscheinend so schlimm, sodass es ihn schmerzte, daran zu denken. Geschweige denn es auszusprechen.

Ich würde Lee leiden lassen. Nicht persönlich, jedoch tat ich alles dafür, ihn dort hin zu bekommen, wo er hin gehörte. Dieser Mann sollte im Gefängnis rotten, den Rest seines erbärmlichen Lebens lang und seine vielen Freunde und Kontakte verdienten dadurch eine klare Warnung. Keiner von ihnen war sicher vor mir. Niemals. Jeder einzelne von ihnen würde leiden. Für die Dinge, die sie Jungkook angetan hatten. Dieser gewisse Lee allen voran.

"Ich verdiene deine Vergebung nicht, Tae" leise seufzte ich. Seine Worte ergaben Sinn und ich verstand, wieso er das glaubte. Jedoch verdiente er nichts als Gutes in seinem Leben. Und ich hatte ihm schon längst verziehen. "Lass mich das entscheiden"

Ich konnte ihn nachvollziehen. Immerhin vergaß auch ich nicht einfach, was er im Endeffekt getan hatte. Trotzdem spürte ich es deutlich in mir. Der Jüngere war sich wohl nicht im Ansatz im Klaren, wie sehr ich ihn liebte. Von einem kleinen Crush bis ich den Jüngeren so sehr liebte, sodass ich jeden verletzen wollte, der ihn verletzte. Obwohl ich theoretisch auch selbst dazu gehörte. Und das müsste mir Jungkook verzeihen. Etwas, worüber wir noch sehr lange zu einem anderen Zeitpunkt diskutieren könnten.

Jetzt gab es etwas viel wichtigeres. Ich wollte sie hören. Jede einzelne Drohung dieses gewalttätigen Mannes, der Jungkooks Leben zur Hölle machte. Ihm sein Glück nahm und dazu zwang, sich von jedem, ihm nahestehenden, fernhalten sollte.

"Mir war immer bewusst, dass er bloß auf die richtige Gelegenheit gewartet hat, um... Mehr von mir zu bekommen. Ihm war klar... Wie sehr er dich verletzen würde, wenn er sich vor deinen Augen nimmt, was er will. So hätte er zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Er konnte dich leiden lassen, während er sich an mir vergnügte" sprach er irgendwann, gefasster als ich erwartete. Und natürlich verstand ich, ohne, dass er die eigentliche Drohung des Älteren Mannes aussprach.

Jedoch konnte ich mir die Absichten des Kerls denken. Ein kranker Kerl wie er, welcher schon Jungkooks Mutter missbrauchte, machte sicherlich gerne an ihrem hübschen Sohn weiter. Ganz besonders wenn er von Jungkooks Identität heraus fand und an ihm seine Fantasien ausleben und Fetische befriedigen konnte. Etwas, das den Jüngeren womöglich eine Weile in seiner Parntersuche einschränkte und es schwerer machte jemanden zu finden, welcher ihn nicht bloß wegen seinen Geschlechtsteilen wollten. Da viele Kerle bestimmt die krankhafte Fantasie hatten, mit einem anderen Kerl zu schlafen, welcher keinen Schwanz, sondern noch das Gegenstück dazu besaß. Bei einem hübschen Jungen wie Jungkook sowieso.

Alleine der Gedanke daran widerte mich an. Das, was die Kerle in ihren Köpfen mit Jungkook anstellten, dieser gewisse Lee allen voran. Wenn ich mir seine Visage vorstelle wurde mir schlecht und am liebsten sorgte ich selbst für Gerechtigkeit. Nur keinesfalls über einen rechtlichen Weg.

Ich liebte Jungkook. Durch die vielen Dinge, die ihm passierten, merkte ich noch umso intensiver, wie sehr ich ihn eigentlich liebte und das es keine Rolle mehr spielte, was er tun musste, um sich und auch die Personen in seinem nahen Umfeld zu schützen. Ganz abgesehen davon, dass er unter Lees Gewalt unglaublich leiden musste, obwohl er nichts davon verdiente und deswegen gezwungen war, seinen Forderungen folgezuleisten.

Und dafür würde Lee büßen. Den Rest seines erbärmlichen Lebens in einem Gefängnis hocken und niemals wieder in Freiheit leben. Niemals wieder die Chance bekommen, Jungkook zu terrorisieren.

"Taehyung, ich... Mir war egal, was er mit mir tut, aber d-du, Jimin und meine Schwester, ich-" dieses Mal kam er nicht weiter und fiel stattdessen vollkommen aufgelöst in meine Arme. Und ich dachte garnicht erst daran, ihn loszulassen. Ich konnte mir kaum vorstellen, wie es Jungkook gehen musste. Schlang Meine Arme deswegen enger um ihn, zog ihn an meinen Körper heran und legte seinen Kopf auf meiner Brust ab. Meine Hand behielt ich dabei an seinem Hinterkopf in der Hoffnung, er fühlte sich dadurch geborgener und sicher. Denn das war er, hier bei mir. Weil ich keinesfalls zuließ, dass ihm jemals wieder etwas ähnliches passierte.

"Hey... Es ist alles okay, Jungkook. Ich bin hier, bei dir. Und ich werde auch so schnell nicht wieder verschwinden." hauchte ich sanft und tat mein bestes, den Jungen in meinen Armen zu beruhigen.

Jetzt ergab endlich alles einen Sinn. Diese ganz leichte Veränderung in seinem Wesen, als Lee mit seinen Drohungen begann. Seine Albträume, die mich jedes Mal mit ihm weckten und immer öfter verwirrten. Bis ich es verstand. Sowie die Hintergründe hinter seinen Entscheidungen, die ich nicht nachvollziehen konnte. Gott ich hasste mich für die Nächte mit anderen Kerlen. In der Hoffnung, Jungkook zu verletzen, fickte ich nicht bloß mit dem einen Kerl, auch wenn ich es hasste, daran zu denken. Auf diese Weise wollte ich mich ablenken und niemals in meinen Gedanken an ihn versinken.

Wahrscheinlich wusste er davon. Nach meinem Ruf wusste die ganze Uni davon, dass ich das mit Jungkook anscheinend beendete, weil ich wieder mit anderen fickte und sie somit eine Chance hatten. Und ich Vollidiot gab sie ihnen.

"Ich will nicht... Dass er dir... Etwas antut, Tae" wimmerte er leise, klammerte sich dabei noch fester an mich. Doch darüber musste er sich definitiv keine Sorgen mehr machen. Sobald ich die Chance dazu bekam meinem Vater davon zu erzählen, endete der Kerl vor Gericht und umso schneller dort, wo er hin gehörte. Vielleicht brachte mein Dad auch etwas Licht ins Dunkle, in wie fern der Kerl mit meiner Familie zutun hatte und wieso er durch Jungkook sicher stellte, mir meine Zukunft zu verbauen.

Zumindest vorerst. Sobald die von der Stelle von den Gründen wussten und mein Dad seine Wunder wirkte, bekam ich sicherlich und ohne viel Aufwand eine zweite Chance. Und dieses Mal mit dem Jüngeren an meiner Seite.

Es sei denn, er konnte das mit mir nicht mehr. Bestimmt... Waren auch unsere Momente miteinander zum Teil mit Schmerz verbunden. Und womöglich verletzte ihn das, was er mir angetan hatte doch zu tief, um eine Beziehung mit mir führen zu können.

Doch ich wollte genau das. Unser Glück zurück, welches sich dieser ekelhafte Kerl einfach genommen hatte. Dabei verdiente Jungkook es, endlich glücklich sein zu dürfen. Mit mir. Weil ich ihn liebte, genau so wie er mich.

"Das wird er nicht. Mir, deiner Schwester oder deinem besten Freund wird niemand etwas antun." versprach ich ihm, ehe ich unsere Position etwas veränderte. Nachdem Jungkook sich mit der Zeit ein wenig beruhigte lehnte ich mich etwas zurück und musterte den Jungen aufmerksam und liebevoll, während ich seinen Körper weiterhin in meinen Armen hielt.

"Und jetzt komm her. Du musst vollkommen übermüdet sein."

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Finalllyyyy

Pretty Boy // 𝑇𝑎𝑒𝑘𝑜𝑜𝑘Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt