31. Richtig, Sensei

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Am nächsten morgen wurde ich von meinem Wecker geweckt.
Ich stand auf, um ins Bad zu gehen und merkte schnell, dass mein Dad immer noch schlief, also ließ ich ihn ausnüchtern.

Ich nahm, nachdem ich meine Haare gemacht hatte, meine Tasche und ging zu Miguel rüber.
"Enna, es ist noch so früh, willst du reinkommen? Miguel ist noch im Bad."
Ich bedankte mich und trat ein.

Seine Mutter bot mir einen Platz am Frühstückstisch an, "Hast du denn auch schon etwas gegessen?", fragte sie mich, als sie das Frühstück vorbereitete.
"Nein, aber das ist kein Problem, Mrs. Diaz.", sagte ich schnell, doch das ließ sie nicht auf sich beruhen.

Sie deckte für mich auch eine Schale und brachte die verschiedensten Sorten an Müsli.
Ich war begeistert von der Auswahl und meine Augen strahlten.
"Nimm dir was du möchtest.", sagte sie lächelnd, bevor sie an der Badezimmertür klopfte, "Enna ist schon da.", sagte sie, kam wieder zu mir und setzte sich auf einen Stuhl.

Sie versuchte etwas über mich oder meinen Dad herauszubekommen, doch ich war nicht in der Stimmung über meinen Dad zu reden.

"Du bist schon so früh da?", fragte Miguel mich, als er an den Tisch kam.
Ich nickte nur ruhig und versuchte eher unauffällig zu wirken, doch in einer Wohnung, in die ich nicht gehörte, war es eher schwierig.
"Ist etwas passiert?", fragte Miguel schließlich, als seine Mutter in die Küche verschwand. Doch ich sah, dass sie uns aufmerksam zuhörte.

"Dad kam gestern wieder betrunken nach Hause. Mitten in der Nacht, dann haben wir uns angeschrien.", ich zuckte mit den Schultern, als würde es mir nichts ausmachen.
Und da ich wusste, dass Miguel viel von meinem Vater hielt, sagte er nichts dazu.

Auch in der Schule versuchte ich so zu wirken, als wäre ich nicht da.
In der zweiten Schulstunde kam mir der Gedanke wieder zu verschwinden, um meinen Vater richtig auf die Palme zu bringen.
Doch ich wusste, dass ich dann Trainingsverbot hatte.

Also ging ich erst nach der Schule nach Hause. Mein Dad war wie so oft unterwegs oder im Dojo beschäftigt, so genau wusste ich es nicht.

Da Miguel nach der Schule verabredet war und anschließend ins Dojo ging, musste ich mich alleine auf den Weg zum Training machen.

Als ich an einer Ampel stand, hörte ich plötzlich jemanden meinen Namen rufen.
Suchend sah ich mich um. Ich konnte bereits schon das Dojo meines Vaters sehen.
Ich entdeckte Aron. Einen angeblichen Freund, der damals beim Überfall, als ich festgenommen wurde, einfach abgehauen war.

"Aron.", sagte ich überrascht, "Was machst du in Reseda?", er setzte seinen hinterlistigen Blick auf. Er hatte etwas vor, das sah ich ihm an.
"In North Hills kennen sie uns inzwischen zu gut. Außerdem sind wir nun auf kleine Geschäfte aus.", er nickte mir zu und sah an mir herunter.

Ich spürte, wie mich meine Vergangenheit einholte und meine Finger kribbelten. Schließlich wurde ich unruhig und blickte zum Dojo, "Ich muss los.", sagte ich schnell und hektisch.

"Warte! Ich habe gehört du wohnst nun hier in Reseda bei deinem Vater. Du musst dich hier auskennen, willst du nicht wieder einsteigen?", er versuchte mir das Angebot schmackhaft zu machen, "Du kriegst beim ersten 50%.", lockte er mich und kam einen Schritt näher.

Ich erinnerte mich, dass ich damals nur mitmachte, weil wir Geld zum Leben brauchten. Doch nun hatte ich alles. Mein Vater zahlte das Essen, die Wohnung und gab mir sogar gelegentlich Geld für das Essen in der Schule. Ich brauchte also diese Überfälle nicht mehr.

"Schreib mir.", sagte ich ernst und drehte mich um, denn ich musste weiter.
Erst beim öffnen der Tür, zum Dojo, merkte ich, was ich da getan hatte. Mich überkam leichte Panik, denn ich wusste, wie leicht ich mich wieder in so eine dumme Situation begeben würde.

Das Dojo war bereits voll und alle sahen mich an.
"Du bist zu spät. Zieh dich um und mach 30 Liegestützen.", sagte mein Dad streng, bevor ich überhaupt die Chance hatte meine Schuhe auszuziehen.

"Ja, Sensei.", schnell zog ich mich um, denn ich merkte, dass ich nun Ablenkung brauchte.
Während ich meine Strafe abarbeitet öffnete sich die Tür vom Dojo.

"Eli? Was ist passiert?", fragte Miguel fassungslos.
Ich war fertig mit meiner Strafe und erhob mich.
Der Junge, der dort stand, sah nicht aus wie Eli, außerdem sprach er laut und deutlich, "Ich schreibe das Drehbuch um."

"Lippe? Toller Schnitt.", sagte mein Dad und betrachtete die Harre von seinem Schüler.
"Seht ihr das? Es ist egal, ob ihr Nerds seid. Nur eins ist wichtig. Dass ihr absolut hart seid.", stolz sah mein Vater zu Eli rüber, als ich mich neben Miguel einreihte.

"Hawk.", mein Dad sah Eli an, "Aufstellen."
Eli stellte sich zu mir und sah mich selbstsicher und stolz an, bevor er meinen Vater ansah.

"Angst existiert nicht, richtig?", fragte dieser Hawk schließlich.
"Richtig, Sensei.", Eli antwortete laut und deutlich.
Stolz ging mein Vater weiter und stand schließlich vor mir, "Schmerz existiert nicht in diesem Dojo, richtig?"
"Richtig, Sensei.", antwortete ich sofort.

Anders, als bei Hawk, sah mein Dad mich nicht stolz, sondern streng an und ging weiter zu Miguel, "Niederlage existiert nicht in diesem Dojo, richtig?"
Auch Miguel stimmte unserem Sensei zu, der zufrieden wirkte.
Er drehte sich mit dem Rücken zu uns und betrachtete uns im Spiegel, "Seid ihr alle bereit für den weg der Faust?", fragte er uns laut.
Wir antworten alle mit einem lauten Ja, Sensei, was meinem Dad zum Lächeln brachte.

Cobra Kai: Der Weg von Enna LawrenceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt