83. Entscheidung

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Nach dem Besuch bei Miguel ging ich ins Dojo.
Das Training war beendet, doch Kreese saß noch in seinem Büro und rauchte eine Zigarre.

"Mrs. Lawrence.", begrüßte er mich und lehnte sich zurück, "Ich habe dich beim heutigen Training vermisst. Ich hätte gerne gesehen, wie du die Herausforderung gemeistert hättest."

Fragend sah ich den Sensei an.
"Einige deiner Kameraden mussten dieses Dojo verlassen. Wir brauchten einen Stärkeren Kern, um wachsen zu können."

"Wer musste gehen? Für immer?", ich war ein wenig entsetzt und ließ es mir auch anmerken.
Kreese zähle einige Namen auf und sah mich anschließend an, "Und was ist mit dir?", herausfordernd erhob er sich, "Wir beide wissen, dass dein Dad nicht möchte, dass du weiterhin bei Cobra Kai trainierst."

Ich stellte mich ordentlich hin und hob mein Kinn an, "Er muss schon mehr machen, als mich anzuschreien, damit ich nicht mehr herkomme.", sagte ich ernst.
Er setzte ein merkwürdiges Lächeln auf, "Johnny könnte dich alleine trainieren. Wieso also riskieren, dass die Beziehung zwischen euch schlechter wird? Also? Wieso willst du unbedingt hier bleiben? Rebellieren gegen deinen Vater? Trotziges Verhalten?"

Ich hatte das Gefühl, dass er mich provozieren wollte, doch das ließ ich nicht zu.
"Ich habe in diesem Dojo alles gelernt, was ich kann und will auch weiterhin hier bleiben. Hier sind meine Freunde mit denen ich trainiere und Sie sind ein guter Lehrer."

Er lachte amüsiert auf und nickte, "Also gut. Du hast deine Entscheidung getroffen, Mrs. Lawrence.", er nickte anerkennend, er drehte sich wieder um und schien sich mit etwas anderem zu beschäftigen.

"Sensei?"
Er hielt inne und drehte den Kopf zu mir.
"Können Sie mir etwas über Bobby erzählen? Er hat damals mit meinem Vater bei Ihnen trainiert."

"Robert Brown.", sagte er nachdenklich und setzte sich auf seinen Stuhl. Er deutete mir, mich auch zu setzten.
"Er war ein guter Schüler. Hatte viel drauf. Aus ihm hätte etwas werden können. Doch er war zu weich.", mein Sensei erzähle mir einige Geschichten über meinen Dad und Bobby.

Als ich am späten Abend zurück nach Hause kam, da ich mich noch mit Tory in der Mall herumgetrieben hatte, stand dir Tür zur Wohnung offen.
Vorsichtig trat ich ein und sah mich um. Keine Spur zu erkennen, dass jemand eingebrochen war.

Trotzdem blieb ich vorsichtig und warf einen Blick in jeden Raum, als plötzlich die Wohnungstür hinter mir, die ich öffen gelassen hatte, zufiel.
Schlagartig drehte ich mich um und erblickte meinen Vater.

Er hatte zwar schon vor seiner Abreise, um Robby zu finden, Verletzungen im Gesicht gehabt, doch diese hatten sich nun verdoppelt.
"Miguel ist aufgewacht.", berichtete ich ihm sofort, doch dies schien er schon zu wissen.

Er wankte zum Sofa und ließ sich fallen, "Ich habe es versucht.", murmelte er betrunken, "Ich wollte beiden helfen...", er hielt sich den Kopf und schloss die Augen.

"Dad?", fragte ich vorsichtig und trat näher. Ich wusste nicht wie betrunken er war, aber ich merkte, dass er sich wieder ein Mal Vorwürfe machte.
"Miguel wird vielleicht nie wieder laufen können und Robby ist wer weiß wo.", flüsterte er geschafft, "Miguel hasst mich, Robby hasst mich und du hasst mich auch."

Ich stand vor ihm und schluckte schwer, doch ich konnte meine Hemmung überwinden und drückte ihn einfach an mich.
Ich wusste nicht wieso ich es tat, doch ich hatte das Gefühl, dass das in diesem Moment das richtige war.

"Vielleicht hasse ich dich manchmal, aber das niemals lange, Dad.", sagte ich leise und fühlte mich plötzlich, als wäre ich die Erwachsene.
Ich verstand plötzlich vieles, was Bobby mir erzählt hatte und wollte von nun an versuchen nicht mehr zu unfair zu meinem Vater zu sein.

Einige Tage später rief mich mein Vater an. Ich verließ schnell den Unterricht, um mit ihm zu reden.
"Robby ist bei deiner Mutter aufgetaucht. Sie haben ihn in den Jugendknast gesteckt."
Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte und sagte erst ein Mal nichts.

Es war merkwürdig und fühlte sich an, als würden wir uns minutenlang anschweigen, "Immerhin weißt du jetzt wo er ist.", versuchte ich ihn leise aufzumuntern. Doch ich hörte nur ein ironisches Lachen, bevor er auflegte.

Als ich von der Schule nach Hause kam, war mein Vater wie so oft nicht da. Er hatte nicht geschrieben und auch keinen Zettel hinterlassen.

Ich hatte gerade meine Sachen gepackt und wollte mich auf den Weg ins Dojo machen, als die Tür geöffnet wurde, aus der ich gerade gehen wollte.

Es waren mein Vater und Bobby, der ihn stützte. Er begrüßte mich, als er meinen Vater an mir vorbei auf das Sofa beförderte.
Vielsagend blickte er zu mir und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Danke, man.", mein Vater hob kurz die Hand.
Verwirrt stand ich vor den beiden und blickte von meinem Vater zu Bobby und wieder zurück.

"Er macht eine schwere Zeit durch, Enna.", versuchte er meinen Dad zu verteidigen.
Ich versuchte keinen Spruch zu machen, denn ich hatte mir vorgenommen nicht mehr unfair zu sein, doch es brodelte in mir.

"Ich muss ins Dojo.", sagte ich schnell, um verschwinden zu können.
Doch mein Vater erhob sich und deutete auf mich, während er auf mich zukam, "Du gehst nirgendwo hin. Wir haben etwas vor.", sagte er lallend.

"Ja, nüchtern werden.", wütend sah ich ihn an.
"Wir müssen mir einen Job verschaffen.", er ignorierte meine Einwand und sah mich hoffnungsvoll an.
"Geh wieder ins Dojo.", sagte ich, als wäre es selbstverständlich.

"Vielleicht so einen mit Anzug.", warf er weiter ein, "Und sortier deine Sachen aus, wir verkaufen alles, was wir nicht mehr brauchen. Miguels Familie braucht das Geld für seine Operation.", er ließ sich wieder auf das Sofa fallen.

Als wäre das Gespräch anstrengend gewesen, ließ er den Kopf zur Seite kippen und war eingeschlafen.
Langsam sah ich zu Bobby.
Mir war diese Situation unangenehm und ich sah zu Boden.

Plötzlich legte er mir eine Hand auf die Schulter, "Es wird alles wieder besser werden. Es braucht nur seine Zeit, glaub mir.", er lächelte mich zuversichtlich an und verließ die Wohnung.

Cobra Kai: Der Weg von Enna LawrenceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt