113. Unentschlossen

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"Was ist das für ein Lärm hier draußen? Johnny ich habe dir schon ein mal gesagt, dass du und deine Schüler nicht so laut sein sollen!", Daniel LaRusso kam die Treppe herunter und erblickte mich schließlich.
Nun schien ihm klar zu sein, wieso hier geschrien wurde.

Er sah schnell zu meinem Dad und nickte, "Verstehe.", er nickte weiter, "Doch bevor deine Tochter hier trainieren darf, bevor sie auch nur hier anwesend sein darf, sollte sie sich bei mir und meinen Schülern entschuldigen!"

"Ich will gar nicht in ihrem bescheuerten Dojo trainieren!", warf ich laut ein.
Mein Vater zog mich an meinem Arm zurück, "Halt die Klappe.", sagte er beiläufig, bevor er sich an Hawk wendete, "Wärmt euch schon mal auf, ich komme gleich nach."
Hawk lief am Haus vorbei und schon war er verschwunden.

"Du willst wirklich bestimmen, was Enna zutun hat? Du hast gesagt, wir trainieren beide hier unsere Schüler, wir sollten gleichberechtigt sein!", nun stritt mein Dad mit LaRusso.
Stöhnend drehte ich mich um, um zurück zum Auto zu gehen.

"Enna, bleib hier."
"Ich will nichts mit den blöden Miyagis oder deinen bekloppten Eagle Fangs was zutun haben!", ich hob meine Hand und zeigte ihm den Mittelfinger über die Schulter, bevor ich weiter ging.

"So trainiert sie nicht hier, lass dir das gesagt sein, Johnny!", wiederholte sich LaRusso, bevor er zurück in das Haus ging.
"Echt jetzt, Enna? Du gibst dem ganzen nicht ein mal eine Chance? Weißt du noch damals? Ich musste dich überreden im Dojo zu bleiben, damit du dir alles ansehen konntest. Und es hat dir gefallen!", rief mein Dad mir hinterher.

Doch ich ignorierte seine Versuche.
"Enna Lawrence!", schrie er mich nun streng an.
Vor schreck blieb ich sofort stehen.
Ich hörte den Sand knirschen und wusste, dass mein Dad auf dem Weg zu mir war.

Langsam drehte ich mich zu ihm um. Seine Augen wirkten traurig und geschafft, "Dann komm wenigstens nach Hause. Ich will nicht, dass du so lebst. Ich kann es nicht verantworten, wenn dir etwas passiert.", er schien überfordert und wusste nicht, was er eigentlich genau sagen wollte, "Es würde mir besser gehen, wenn ich wüsste, dass du am Abend sicher Zuhause bist."

Ich sah zu Boden und dachte eine Weile nach, bis mein Vater seine Hand auf meine Schulter legte, "Bitte.", flüsterte er, bevor er mich alleine ließ und den gleichen Weg nahm, wie Hawk zuvor auch.

Ich stand noch einige Zeit lang dort und starrte einfach nur auf den Boden.
Irgendwann beschloss ich den Weg zu nehmen, den mein Vater nahm, um zu sehen was hinter dem Haus war und wie meine ehemaligen Kameraden trainierten.

Ich konnte ein paar Minuten zusehen, ohne dass mich jemand entdeckte. Doch plötzlich trafen sich Miguels und mein Blick.
Er ging sofort aus seiner Position, "Enna.", sagte er überrascht.
Auch mein Vater, der vor seinen Schülern stand und die anderen, sahen zu mir.

Ich schluckte schwer, als mich nun auch Hawk ansah.
Mein Vater versuchte sofort zu ignorieren, dass ich dort stand und versuchte seine Schüler wieder unter Kontrolle zu bringen.
Doch schließlich brach er es ab, denn sie waren unaufmerksam.

"Hast du es dir überlegt?", fragte mein Vater einfühlsam. Ich starrte ins Leere und wartete mit meiner Antwort.
"Das hier nicht, aber...", ich zögerte eine Weile und sah mich um, bis meine Augen die meines Dads trafen, "Können wir nach Hause fahren?", flüsterte ich kaum hörbar.

"Klar, ja. Natürlich.", überrascht von meiner Entscheidung sah er sich um und suchte Miguel.
Doch als könnte er meine Gedanken lesen, ließ er sofort wieder von ihm ab.
Ich wusste, er wollte ihn nach Hause fahren, doch er wusste, dass ich darauf wohl nicht gut reagiert hätte.

Als wir im Auto saßen und losfahren, begann ich zu reden, "Ich bin wie du, Dad.", ich sagte es eher entsetzt, als stolz oder feststellend, "Ich haue ab, ich mache Probleme...ich weiß ich bin auch stur, so wie du.", ich wusste nicht genau, was ich da redete, doch ich versuchte ihm irgendwie zu vermitteln, was ich fühlte.

"Auch wenn du dieses Mal da warst, hast du mich alleine gelassen.", flüsterte ich, "Wieso stehst du nicht zu mir? Wieso bist du gegen mich?", neugierig sah ich meinen Vater an.
"Ich werde immer hinter dir stehen. Aber nur, wenn es richtig ist. Du hast riesen Mist gebaut. Das ist schlimmer, als alles, was du je getan hast, Enna.", er sprach sehr ernst, doch auch ruhig.

"Was soll ich deiner Meinung nach tun? Dich loben? Dich ermutigen es wieder zu tun? Ich musste irgendwas machen, irgendeine Bestrafung, auch wenn ich mal wieder feststellen musste, dass so etwas bei dir auch nichts mehr bringt.", er war nicht wütend. Er wirkte anders als sonst.
Er war wohl enttäuscht.

"Wieso wird Hawk so gut bei den anderen aufgenommen? Er war auch dabei, er war am schlimmsten drauf. Er hat Demetri den Arm gebrochen.", ich wurde nun lauter.
Doch bevor mein Vater antwortete, stieg er aus dem Wagen, denn wir waren zuhause.

Ich tat es ihm gleich. Mein Dad war mittlerweile um das Auto herum gegangen und stand nun vor mir.
Er legte beide Hände auf meine Schultern und sah mich ernst an, "Wahre Freunde vergeben. Sie vergeben dir, egal was für eine Scheiße du auch baust."

"Und wieso wurde ich so abwertend angestarrt?", ich hatte meine Lautstärke immer noch nicht gemäßigt.
"Weil du noch nicht um Vergebung gebeten hast.", plötzlich wirkte mein Vater so weise, so erwachsen, "Entschuldige dich bei ihnen."

Ich sah zu Boden und begann zu flüstern, "Das wird überhaupt nichts ändern, Dad.", entschlossen blickte ich zu ihm hoch, es war nicht feindlich, doch ich wusste, was ich tat, "Am Ende werden wir uns beim Turnier als Feinde gegenüber stehen. Und spätestens dann würden sie mich wieder hassen."

Cobra Kai: Der Weg von Enna LawrenceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt