60. Entschuldigung

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Überrascht sah ich Miguel an, "Schön, dass du es endlich bemerkt hast und zur Vernunft kommen willst.", sagte ich ein wenig verärgert.

Langsam setzte ich mich an den Tisch und begann zu essen.
Auch Miguel setzte sich zu mir, "Ich werde mich auch bei Sensei Kreese entschuldigen. Es war nicht richtig ihn bei seinem Training zu unterbrechen."

"Sensei Kreese ist ein toller Mann, glaub mir. Er hat Dad unterrichtet, und Dad ist auch ein super Sensei."
Miguel nickte abwesend, "Ja, du hast Recht. Also sind wir immer noch Freunde?"

Nachdenklich sah ich meinen Nachbarn an und aß weiter, "Unter einer Bedingung.", herausfordernd grinste ich, "Wir müssen endlich den Kampf zu ende führen und sehen, wer inzwischen besser ist."

Lächelnd stimmte Miguel mir zu.
"Und? Hast du schon etwas von deinem Vater gehört?"
Ich erzählte ihm, dass er mir nur eine Nachricht geschrieben hatte, dass er gut angekommen wäre.

"Ich werde heute einen entspannten Tag machen.", nickend stimmte ich mir selber zu, "Es ist schließlich niemand da, der mir Vorwürfe machen kann, dass ich nur rumliege."

Ich verbrachte also den Tag vor dem Fernseher und tat rein gar nichts. Es fühlte sich so gut und erwachsen an, alles tun zu können, was ich wollte.

Gegen Abend klopfte es an der Tür.
Ich schreckte auf und schaltete den Fernseher aus.
Es war Hawk, der einfach nach mir sehen wollte. Zögernd kam er rein und drückte mir ein Slush in die Hand, "Was machst du heute noch?", fragte er mich, als wir uns setzten.

Ich zuckte mit den Schultern, "Ich wollte eigentlich gar nichts machen."
"Ich dachte, dass wir vielleicht zu golf n stuff oder in die Mall gehen."
Doch ich stöhnte nur auf, "Können wir das auf einen anderen Tag verlegen?",
Hawk stimmte zu und so sahen wir einfach nur zusammen Fernsehen, bis er am späten Abend sich auf den Weg nach Hause machte.

Als mein Handy klingelte, ging ich ohne zu sehen wer anrief ran.
"Hey. Ich wollte nur wissen, ob bei dir alles gut ist? Die Jungs und ich sind in einer Bar.", es war mein Dad, der nur hören wollte, ob alle gut bei mir war.

"Mit den Jungs?", fragte ich neugierig, ohne auf seine Frage zu antworten, die ich schon ganz vergessen hatte.
"Ja...sie sind alle hier.", sagte er eher flüsternd.
Ich freute mich für meinen Vater. Ich wusste nicht wie lange es genau her war, aber ich wusste, dass er seine Freunde von damals sehr lange nicht mehr gesehen hatte.

"Das ist schön, Dad.", sagte ich schließlich.
Doch er hakte wieder nach, ob bei mir alles gut wäre.
"Ja. Miguel war heute morgen hier und wir haben uns vertragen."
"Das ist gut. Das ist sehr gut.", antwortete er und ich konnte sein Kopfnicken, was er sonst immer machte vor mir sehen.
"Und Hawk war bis eben da. Er wollte auch nach mir sehen.", grinsend dachte ich an Hawk.

"Das klingt gut, Enna. Melde dich, wenn etwas sein sollte oder geh zu Mrs. Diaz. Ich melde mich wieder. Gute Nacht.", mit den Worten beendete er das Gespräch.
Anschließend suchte ich mein Bett auf, denn ich wusste nicht, was ich an diesem Abend noch hätte tun sollen.

Am nächsten Tag machte ich mich schon früh auf den Weg ins Dojo. Ich hatte den Schlüssel von meinem Dad und konnte so jederzeit trainieren gehen.
Es war merkwürdig, als ich ankam und niemand dort war, ich war ganz alleine.

Wie so oft ging ich an den Dummy und wiederholte Schläge und Tritte. Ich war komplett konzentriert und nur bei der Sache, schließlich wollte ich die Beste im Dojo bleiben. Doch ich wusste, dass Miguel auch immer besser wurde und selbst Hawk war schon nah an uns dran.

Dieser Gedanke spornte mich an weiter hart zu trainieren.
Nach 1 ½ Stunden machte ich eine Pause und legte mich auf die Matten.
Es war vielleicht komisch, doch ich vermisste meinen Vater irgendwie. Es fehlte mir, dass er mich nicht nervte oder versuchte mich zu verbessern.

Seufzend erhob ich mich schließlich und trainierte weiter, bis plötzlich Sensei Kreese im Dojo stand und mir zusah.
Ich hörte mit den Schlägen auf und sah ihn fragend an.

"Junge Schüler, die so lernwillig sind, wie Sie, Mrs. Lawrence, die werden es am weitesten bringen.", sagte er mit einem Nicken und ging in das Büro.
Zögernd folgte ich ihm, was er zu merken schien.

"Die Zerstörung im Miyagi-Do hat Ihnen wohl nicht gereicht. Sie wollen immer noch Rache.", er platzierte seine Tasche auf dem Tisch und drehte sich zu mir um.
Zögerlich gab ich ihm eine Antwort, "Rache würde ich es nicht nennen, ich will nur richtig stellen, dass wir besser sind, als die."

Musternd blickte Sensei Kreese mich genau an, bevor er zu sprechen begann, "Ich werde Ihnen schon den richtigen Weg zeigen, um das zu regeln.", er nickte, als würde er genau wissen, was er zutun hatte, "Trainieren Sie gerne weiter, bis die restlichen Schüler da sind, Mrs. Lawrence."

Er wendete sich von mir ab und ich widmete mich wieder meinem Training.
Ich bewunderte Kreese, nicht nur, weil er damals schon meinem Dad alles beigebracht hatte, sondern auch, weil er Härte und Stärke ausstrahlte und das ohne Unterbrechung.

Mein Dad vergaß manchmal, wer er war und würde plötzlich weich, doch dieser Mann hier, dem würde niemals so ein Fehler unterlaufen.
Als die anderen einige Zeit später eintrafen, beendete ich mein Training, um vor dem Richtigen noch eine kleine Pause einzulegen.

Miguel ging sofort zum Sensei, um sich zu entschuldigen. Er hielt also sein Wort. Hawk sah ihm neugierig hinterher, doch er schien auch zu wissen, dass Miguel sich entschuldigen wollte.
Sie redeten länger, als gedacht, bevor Kreese nach vorne trat und das Training anfing.

Cobra Kai: Der Weg von Enna LawrenceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt