5. Lass uns reden

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Verwirrt sah ich aus dem Fenster. Es war weder die Wache, noch unsere Wohnung.
"Wo sind wir hier?", fragte ich die Polizistin, die sich zu mir umdrehte.
"Wir sind an deinem neuen zu Hause angekommen.", sagte sie ruhig und stieg aus, um mir die Tür zu öffnen.

Doch ich blieb sitzen, "Ich steige hier nicht aus.", sagte ich laut und schüttelte den Kopf, "Ich will nach Hause, ich brauche keine Pflegefamilie!", schrie ich sie laut an. Auch der Polizist stand bereits neben ihr und zog mich mit aller Kraft grob aus dem Auto.
Ich wehrte mich laut und versuchte nach ihm zu schlagen.

"Enna, jetzt hör mir zu!", die Polizistin versuchte an meinem Wutanfall vorbei zu reden, "Es wird alles gut werden! Das ist keine Pflegefamilie!", sagte sie laut und deutlich zu mir.

Doch ich war zu sehr damit beschäftigt den Polizisten mit meinen Fäusten zu erwischen. Schließlich hatte er mich durch eine Drehung im Schwitzkasten und ich war wehrlos.
Also versuchte ich mich zu wehren, in dem ich nicht weiter ging, doch auch da hatte er eine Lösung. Er zog mich einfach.

Schließlich standen wir vor einer Tür, "Kann ich dich loslassen, ohne dass du versuchst uns zu verletzen?"
Immer noch brodelnd vor Wut sah ich die Polizistin an, die abwinkte, "Ich glaube nicht."

Sie klopfte laut an die Tür und es dauerte, bis sich endlich etwas tat.
Die Tür wurde aufgeschlossen und anschließend geöffnet.
Perplex sah ich meinem Vater in die Augen, der versuchte die Situation vor seiner Tür zu verstehen.

"Mr. Lawrence?", fragte die Polizistin. Mit einem prüfenden Nicken beantwortete er die Frage, "Das Jugendamt hat Ihnen das alleinige Sorgerecht Ihrer Tochter zugeteilt."

Wütend riss ich mich von dem Polizisten los und sah meinem Vater trotzig in die Augen, "Ich werde nicht bei diesem Kerl wohnen!", sagte ich laut und versuchte einen Fluchtweg zu finden. Doch ich wurde vom Polizisten am Arm zurückgezogen.

Ohne viel nachzudenken ballte ich meine Faust und versuchte zuzuschlagen. Doch blitzschnell wurde ich davon abgehalten, "Tu das nicht.", flüsterte mein Vater immer noch überrascht von der Situation.

Auch ich war überrascht wie schnell er mich davon abhalten konnte.
"Können wir Ihnen ihre Tochter bedenkenlos übergeben, Mr. Lawrence?", fragte der Polizist, den ich beinahe eine verpasst hätte.
"Ja, klar, natürlich.", sagte mein Vater schnell. Er war wohl immer noch von der Situation überfordert.

"Sie dürfen morgen gemeinsam ab 12 Uhr die Sachen aus der Wohnung holen, die Enna benötigt. Außerdem wird ein Gespräch mit dem nun zuständigen Jugendamt erforderlich sein.", die Polizistin überreichte meinem Vater ein Kärtchen, was er ihr langsam abnahm.
"Ich hoffe wir sehen uns nicht mehr in so einer Situation wieder.", sie lächelte mir sanft zu und deutete dem Polizisten meinen Arm loszulassen.
"Einen schönen Tag, Mr. Lawrence.", sagte er und beide verließen die Haustür.

"Na ja...also komm rein, Enna. Es ist ein wenig unordentlich, ich habe weni...", begann er zu sprechen, doch ich unterbrach ihn, "Ja, ja, ist mir egal. Und wo soll ich genau schlafen? Ich bin müde."
Sofort zeige er mir ein Zimmer am Ende des kleinen Flurs, "Morgen holen wir dann deine Sachen. Dann hast du alles was du brauchst.", versuchte er wieder auf mich einzureden.
Doch ich knallte die Tür vor seiner Nase zu.

Ich wollte hier nicht sein, doch prüfend sah ich mich in dem Zimmer um. Es war wohl ein wenig größer, als mein richtiges Zimmer und durch das große Fenster wirkte es auch heller.
Langsam ging ich auf das Fenster zu und versuchte es zu öffnen, doch es war verriegelt.

Ich setzte mich auf das Bett, immerhin hatte das Zimmer eins, und starrte auf den Boden.
Es vergingen wohl viele Minuten, in denen ich einfach so da gesessen habe bis ich schließlich aufstand und die Tür öffnete.
Schnurstracks steuerte ich auf die Haustür zu. Mir fiel auf, dass mein Vater Die Zeit genutzt hatte, um aufzuräumen.

"Enna. Wo gehst du hin? Ich wollte uns gleich Abendessen besorgen. Oder wollen wir auswärts etwas essen? Gibt es etwas, was du besonders magst?", er kam ein wenig auf mich zu, als ich schon den Türknauf in der Hand hatte.
"Ruhe mag ich besonders gerne.", sagte ich genervt von seiner Rederei und öffnete die Tür, um mich wie so oft auf der Straße herumzutreiben.

Ich hörte noch meinen Vater seufzen, bevor ich die Tür hinter mir laut schloss und mich von ihr entfernte.
"Enna, du verlässt jetzt nicht diese Wohnung, hast du mich verstanden?", rief mein Vater mir nun in einem anderen Ton hinterher.
Ich drehte mich um und lief rückwärts weiter, "Was willst du tun? Mich einsperren?", witzelnd lachte ich auf, doch mein Vater gab nicht auf.

"Wir bestellen uns jetzt Essen und reden.", entschied er, verschränkte die Arme und nickte mit einem merkwürdigen Blick in Richtung Wohnungstür, "Das Jugendamt gibt dir die letzte Chance, damit du nicht in den Jugendknast musst, also versau das nicht, Enna.", abwartend hob er die Augenbrauen.

Ich guckte kurz zwischen Straße und Wohnung hin und her, entschloss mich aber schließlich mit meinem Vater zu essen.
"Ich will aber nicht wieder so eine billige Entschuldigung hören, wie du es die letzten Jahre immer wieder versucht hast.", sagte ich abwertend und ging an ihm vorbei.

Mein Vater murmelte etwas vor sich her, als ich an ihm vorbei ging und wieder die Wohnung betrat. Er packte mich leicht an den Schultern und schob mich in Richtung eines Sessels, "Was isst du gerne?", fragte er mich, als er in die Küche ging und alle Schubladen durchsuchte. Anscheinend suchte er die Nummer eines Lieferservices.
Nachdenklich sah ich ihn an, ich wusste nicht, was ich am liebsten aß. Ich nahm das, was im Haus war.

"Spaghetti? Alle Kinder mögen das oder? Oder Pizza?", er zog einen vollgeschriebenen Zettel aus der Schublade und griff zum Telefon.

Cobra Kai: Der Weg von Enna LawrenceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt