14. Das Dojo

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Er schien eine Antwort zu erwarten, doch ich sah mich um, ohne ihn zu beachten.
"Enna.", ermahnte er mich schließlich und ich sah ihn fragend an, "Was?"

"Du solltest in der Schule sein. Was machst du hier?", er verschränkte die Arme und beobachtete mich ganz genau.
Ich hob eine Hand und fuhr über das Bild einer gezeichneten Kobra, die am Eingang hing, "Ich habe es da nicht mehr ausgehalten."

Mein Dad blickte auf die Uhr, die ihm sagte, dass noch nicht ein mal die erste Schulstunde zu ende war, "Was ist passiert?", fragte er schließlich.

Ich drehte mich zu ihm und musterte ihn. Ich wusste nicht, ob ich ihm wirklich sagen sollte, dass alle nur von ihm sprachen und mich das genervt hatte.

Also ging ich erst ein mal weiter durch seinen Laden und sah mich weiter um.
"Zuerst schlagen.", las ich murmelnd einen Schriftzug von der Wand vor, während ich an ihm vorbei ging.

"Nicht anfassen, das ist frisch gestrichen.", sagte mein Dad sofort.
Ich drehte mich zu ihm um. Er sah mich immer noch abwartend an. Ich blieb also stehen und sah ihn ebenso an.
"Sie haben nach dem Vorfall in der Schule meinen Namen gegoogelt.", sagte ich knapp.

"Sie haben ihn gewast?", fragte mein Vater verwirrt.
"Gegooglet. Im Internet eingegeben. Und da sind sie auf dich gestoßen. Durch das All Valley. Alle haben von dir geredet und mich so viel gefragt und ich musste einfach da weg."

Er nickte mir auffordernd zu, "Also hat es dich gestört, dass sie von mir geredet haben?"
Ich antwortete nur mit einem leichten Nicken und verschränkte die Arme.
"Und das nächste was du tust ist, dass du zu mir kommst, nach dem dich deine Mitschüler mit Fragen über mich genervt haben?"

Ich überlegte schnell, was ich sagen sollte, denn ich konnte das nicht so stehen lassen.
"Wie hätte ich dir sagen sollen, dass ich nach Hause gehe? Und wie hättest du reagiert, wenn du nach Hause kommst und ich da bin und nicht in der Schule?", sagte ich schnell.

"Ich habe hier jetzt ein Telefon. Außerdem habe ich auch ein Handy, das weißt du.", mein Vater nickte in Richtung Büro und begab sich dort hin. Er kitzelte eine Nummer auf ein Papier und gab es mir, "Wenn das nächste Mal etwas ist, ruf mich an."

Mein Dad musterte mich von unten bis oben, "Willst du jetzt wirklich nach Hause gehen?"
Ich zuckte mit den Schultern, denn Zuhause bei meinem Vater war es langweilig, "Können wir einen neuen Fernseher kaufen?", fragte ich erneut.
Er lachte verbittert auf, "Wovon bitte?", er wechselte schnell das Thema, "Bleib doch hier und hilf mir ein bisschen. Du kannst die Trophäen in das Regal räumen, so wie es dir gefällt.", er versuche mir das Angebot schmackhaft zu machen.

Doch da ich erleichtert war, dass er mich nicht zurück in die Schule schickte, ging ich auf sein Angebot ein und half ihm schließlich doch seinen Laden ein wenig aufzubauen.
Nach dem ich das Regal eingeräumt hatte, suchte ich mir weitere Arbeit, es machte mir sogar ein wenig Spaß, denn ich konnte sehen, was schon alles geschafft wurde.

"Gefällt mir.", sagte mein Dad schließlich, als er aus seinem Büro kam und sich umsah.
Ich musste ein wenig stolz grinsen, doch fing mich schnell wieder.
"Miguel wird heute nach der Schule kommen.", er sah kurz auf die Uhr, "Bleib doch, vielleicht findest du ja doch gefallen an Karate."

Wortlos ging ich zu dem Regal mit den Pokalen und sah sie an, "Wann hast du mit Karate angefangen, Dad?", fragte ich schließlich.
Er kam zu mir herüber und sah sich nun auch seine Trophäen an, "Das war 1979. Da war ich gerade 12 geworden."

Entgeistert sah ich ihn an. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er mal ein Kind gewesen ist, "Und warum?", ich versuchte mich wieder meinem Vater zu nähren und mehr über ihn zu erfahren.
Doch mein Dad blockte ab, "Das erzähle ich dir ein anderes Mal. Schieb die Matten zusammen.", mit den Worten verließ er mich wieder.

Wartend sah ich ihm hinterher, doch er verschwand an seinen Schreibtisch und beachtete mich nicht mehr. Trotzdem tat ich, was er verlangt hatte und schob die Matten für ihn zusammen.

Anschließend legte ich mich auf diese und verschränkte die Arme hinter meinem Kopf. Träumend starrte ich an die Decke. Mein Leben hatte sich in so kurzer Zeit so schnell verändert. Ich fragte mich, was mein Bruder und meine Mutter wohl machten.

Meine Mutter hatte sich nicht ein Mal bei mir gemeldet, nachdem ich zu meinem Vater ziehen musste. Und auch Robby ließ seit meinem letzten Anruf nichts mehr von sich hören.

Seufzend setzte ich mich wieder auf und erhob mich schließlich.
Ich ging zu meinem Vater in sein Büro und setzte mich auf einen Stuhl.
Ganz genau sah ich ihn an, hatte ich wirklich so viel Ähnlichkeit mit ihm oder wieso konnte sein Stiefvater sofort sehen wer ich war?

Mir stiegen plötzlich viele Fragen in den Kopf, also redete ich einfach drauf los, "Wieso habe ich deinen Namen und Robby Mums?"
Herausgerissen aus seinem Papierkram sah mein Dad mich an.
Er zog seine Augenbrauen zusammen, bevor er versuchte eine Antwort zusammen zu kriegen.

"Kompliziert.", sagte er schließlich nur knapp und senkte wieder den Blick auf die Papiere.
"Ich habe genug Zeit, um dir zuzuhören.", ich verschränkte die Arme und lehnte mich zurück.
"Ich habe aber keine Zeit dir irgendwas zu erklären.", sagte er nun gereizt und wühlte in den Zetteln herum.

Ich zog schließlich einen Stapel zu mir und warf einen Blick drauf.
"Ich mache das hier.", ich tippte auf das Papier, "Und dann hast du Zeit mir alles zu erklären."

Cobra Kai: Der Weg von Enna LawrenceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt