108. Erinnerst Du Dich?

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"Nur noch Training, Dad. Mehr nicht. Ich will am All Valley teilnehmen.", argumentierte ich, während wir zu dritt beisammen saßen.
"Du kannst genau so gut am All Valley teilnehmen, wenn du zu Eagle Fang gehst.", mein Vater sah mich ernst an, "Von mir aus auch Miyagi-Do, Hauptsache diese Cobra Kai Phase hat endlich ein Ende."

Angewidert zog ich eine Augenbraue hoch, "Miyagi-Do? Soll ich ein Weichei werden oder was?", belustigt lachte ich auf, doch es war sein Ernst.
Ich schüttelte mit dem Kopf.
"Dann war es das mit Karate für dich.", mein Dad wurde nun lauter und erhob sich.

"Johnny.", sagte Bobby nun ruhig und deutete ihm sich wieder zu setzen.
Stöhnend setzte er sich wieder zu uns, "Ich meine es ernst, Enna.", seine Stimme hallte von den Wänden wider.
Hilfesuchend sah ich zu Bobby, doch er sah mich abwartend an, "Ich kann deinem Vater da nicht rein reden, Enna."

"Das bringt doch alles nichts.", schrie ich beide an und erhob mich. Ich hatte keine Lust mehr auf dieses Gespräch, es schien sinnlos zu sein.
"Enna.", sagte mein Vater nun ruhig, "Ich war in der Nacht noch bei Kreese im Dojo.", er starrte vor sich hin, als ich mich umdrehte.

Auch Bobby sah ihn überrascht an, "Ich habe gegen ihn gekämpft. Robby war auch dort.", er blickte zu mir, "Er hat mich angegriffen. Kreese bringt Kinder dazu Dinge zu machen, die sie eigentlich gar nicht wollen.", er erhob sich und kam zu mir.

"LaRusso tauchte auf, als die Lage für mich nicht gut aussah.", er atmete kurz durch, "LaRusso und ich...wir wollen uns zusammen tun, um gegen Kreese vorzugehen."
Entsetzt starrte ich ihn an, "Dieses Weichei? Bist du jetzt auch weich?"

Mein Dad blickte kurz entschuldigend zu Bobby, sah mich wieder kurz an und ging auf Bobby zu. Sie flüsterten kurz, bevor mein Vater wieder zu mir kam, eine Hand auf meine Schulter legte und mich in Richtung Tür schob, "Wir gehen, komm."

Er war ruhiger als zuvor. Er musste das alles ernst meinen, was er von sich gab.
Ich dachte über alles nach, während wir das Gebäude verließen.
"Wie soll ich besser werden, wenn ich mit einem Haufen Versagern trainieren soll?", flüsterte ich, als ich neben ihm im Auto saß.

Überrascht ging mein Dad sofort auf meine Frage ein, "Es sind keine Versager. Außerdem sind es deine Kameraden, wenn du zu Eagle Fang kommst. Und Trainieren werde nach wie vor ich dich. Von mir kannst du noch viel lernen, ich habe dir noch lange nicht alles gezeigt, was ich kann."

Nickend sah ich aus dem Fenster.
Ich konnte kaum glauben, dass ich wirklich darüber nachdachte von Cobra Kai weg zu gehen und wieder mit meinem Dad zu trainieren.
"Also?", riss mein Dad mich plötzlich aus den Gedanken.
Ich blickte auf, "Ich muss mir das alles überlegen, Dad."
Mein Vater nickte verstehen, bevor er langsam ausstieg.

Als ich am späten Abend aus meinem Zimmer kam, saß mein Dad auf dem Sofa und schlief.
"Dad?", fragte ich laut. Sofort schreckte er auf und sah mich erstaunt an.
Nachdenklich setzte ich mich auf den Sessel und zog die Beine an, "Das Miyagi-Do und Eagle Fang haben sich verbündet.", sagte ich, als wüsste er es noch nicht.

"Ja.", er nickte zustimmend, aber zog eine Augenbraue hoch, als wäre seine Antwort eine Frage gewesen.
"Ich habe mit Cobra Kai gegen sie gekämpft. Ich habe sie verletzt. Sie werden mich nicht dabei haben wollen."
Er lehnte sich zu mir nach vorne, "Ja, du hast scheiße gebaut, aber das waren mal deine Freunde. Sie werden vielleicht sauer auf dich sein, aber sicher froh, dass du dich für die richtige Seite entschieden hast."

"Ich habe mich noch nicht entschieden.", stur sah ich ihn an, "Es war nur ein großer Gedanke, während ich nachgedacht habe. Ich kann da nicht einfach hingehen und so tun, als wäre nichts gewesen.", ich wollte wieder in mein Zimmer gehen, doch mein Dad hielt mich zurück.

"Wenn du willst, rede ich mit ihnen.", mein Vater versuchte alles, damit ich mich für ihn entschied.
Zögernd sah ich ihn an, "Ich weiß überhaupt nicht, ob ich dahin passe."
"Enna.", flüsterte mein Dad, "Wovor hast du Angst?"

Ich stöhnte auf und verdrehte die Augen, bevor ich mich erhob. Ich hatte durst.
"Ich würde Cobra Kai verraten. Und sie werden Rache nehmen wollen."
"Nein, das werde ich nicht zulassen.", mein Vater erhob ich ebenfalls und folgte mir zum Kühlschrank.
Er riss mir den Saft aus der Hand und ersetzte ihn gegen eine Dose Bier.

Auch sich nahme er eine und schob mich zurück in Richtung Sofa.
Verwirrt sah ich auf die Dose in meiner Hand.
"Tu nicht so, als hättest du noch nie eins getrunken.", er öffnete sich seine Dose und fing an zu trinken. Ich tat es ihm zögernd gleich.

"Sie werden mich hassen, die Miyagis hassen mich, deine Schüler hassen mich. Ich kann das nicht alles auf's Spiel setzten.", verbittert trank ich einen großen Schluck.
"Das Leben ist nun mal hart. Aber man wird härter, wenn man sich nicht unterkriegen lässt."

Ich sah auf und musste ein wenig lächeln.
Genau das war der Satz, den ich damals angesprochen hatte. Es war das einzige, was mein Dad mir als Kind beigebracht hatte und ich hatte bis heute danach gelebt.
"Erinnerst du dich?", fragte er mich ernst.

Mein Lächeln wurde immer breiter und schließlich bestätigte ich mit einem nicken.
"Also? Wirst du dich unterkriegen lassen oder kämpfst du für deine Freunde?"

Cobra Kai: Der Weg von Enna LawrenceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt