59. Mach ihn fertig

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Doch als er das Dojo verlassen hatte musste ich wohl oder übel weiter an der Strafe teilnehmen. Sensei Kreese quälte uns mit jeder erdenklichen Aufgabe, die die Muskeln im ganzen Körper beanspruchten und müde machten.

"Und weiter machen. Ich habe viel Zeit.", provozierte uns Kreese, der prüfend durch das Dojo ging.
Plötzlich brach Streit unter uns aus denn jeder beschuldigte plötzlich jeden.
Wie immer versuchte Miguel dazwischen zu gehen.
Zu meiner Überraschung hielt ich mich komplett raus.

"Hey! Aufhören!", rief Kreese und kam auf die gebildete Traube zu, "Ihr wollt also wissen wer es war?", prüfend sah er Miguel an.
Schließlich zeigte unser neuer Sensei auf Hawk, "Es war Hawk."

Entsetzt sah ich von Hawk zum Sensei, der inzwischen auf mich deutete, "Und Lawrence."
Ich überlegte schon, wie ich mich rausreden konnte, doch der Sensei sprach weiter, "Und es waren Diaz und Robinson.", er zählte alle Anwesenden Schüler auf, bis er vor uns zum stehen kam.

"Wenn einer von euch einen Schritt macht, dann machen ihn die anderen genau so. Ihr seid alle Cobra Kai, ihr lebt und sterbt mit den anderen."

Wir sahen uns alle gegenseitig an, besonders Hawk und ich tauschten erleichterte, aber auch besorgte Blicke aus.
"Es geht gleich im Dojo weiter. Bald wird das wahre Training beginnen.", Kreese deutete auf die Tür und wir gingen vom Hinterraum zurück ins Dojo.

"Ich kann nicht mehr.", stöhnte ich Hawk zu, der eben so am Ende zu sein schien.
Doch wir zogen alle die Bestrafung bis zum Ende durch.

Anschließend setzten wir die Zweikämpfe fort.
Sensei Kreese wählte mich und einen der neueren Schüler aus gegeneinander zu kämpfen.
Als ich den letzten Punkt ergatterte sah ich stolz zum Sensei. Doch dieser sah mich nur mit verschränkten Armen an, "Worauf wartest du? Schlag noch Mal zu, mach ihn fertig."

Ohne zu zögern ging ich auf meinen Gegner zu, der schon halb am Boden war und packte ihn am Kragen. Doch bevor ich zuschlagen konnte unterbrach Miguel mich, "Halt!", rief er laut, "Das ist nicht das, was wir von Sensei Lawrence gelernt haben."

Doch ohne auf Miguels Worte zu hören schlug ich zu und beendete so den Kampf für mich. Provokant sah ich Miguel an.
Aber Sensei Kreese ging schon auf Miguel zu, nachdem er mich anerkennend angesehen hatte.

"Sag das noch mal.", drohend sah der Sensei Miguel an, der gleich versuchte zu erklären, dass es nicht ehrenhaft wäre so zu kämpfen.

"Natürlich hat Sensei Lawrence Recht. Beim Tunier ist der Kampf beendet, wenn man einen Punkt erzielt hat. Aber im wahren Leben zählt das nicht. Da geht es nur darum, ob du ein Gewinner oder ein Verlierer bist.", er blieb vor Miguel stehen, "Und Verlierer existieren in diesem Dojo nicht."

Begeistert sah ich den Sensei an, er war wirklich knallhart, das gefiel mir. Endlich zeigte jemand Miguel wie weich er geworden war.

Nach dem Training saßen nur Hawk und ich noch erschöpft an der Wand und unterhielten uns.
"Du weißt also nicht wie lange dein Dad nun weg ist? Er ist einfach gegangen?", fragte Hawk mich ungläubig.

Doch schnell erzählte ich ihm, dass er sich darum gekümmert hat, dass jemand nach mir sah. Dass es sich um Miguels Mutter handelte erwähnte ich aber mit keinem Wort.

Doch trotz den ständigen Streitereien mit meinem Vater, gefiel es mir nicht, dass er nun auf unbestimmte Zeit weg war und mich ganz alleine ließ. Ich hatte mich einfach so sehr an ihn gewöhnt.

An diesem Abend brachte Hawk mich nach Hause. Mein Dad war bereits weg und die Wohnung war ruhig.
Zum ersten Mal trat Hawk mit in die Wohnung ein und sah sich um.
"Schon komisch, da zu sein, wo der Sensei wohnt.", bemerkte er.

"Oh ja, ich kann mich immer noch nicht daran gewöhnen.", sagte ich spaßig und grinste ihn an, denn mein Vater war für mich Zuhause ein ganz normaler Mensch.

"Glaubst du Dad kriegt das raus, dass wir das mit dem Miyagi-Dojo angestellt haben?", ein wenig Schiss hatte ich schon, denn wenn das raus kommen würde, hätte ich wohl meine letzte Chance bei ihm vertan.

Doch Hawk schüttelte mit dem Kopf, "Solange wir alle dicht halten.", er zuckte mit den Schultern, "Außerdem gibt es keine Beweise."
Wir tranken noch gemeinsam eine Cola, bevor Hawk nach Hause ging.

Ich schaltete das Licht aus und versuchte rüber zu Miguel zu sehen.
Seine Familie schien gerade gemeinsam zu Abend zu Essen. Schließlich suchte ich mir selbst etwas Essbares und aß es in meinem Bett.

Am nächsten Morgen erhielt ich eine Nachricht, dass mein Dad gut bei seinem alten Kumpel angekommen war, aber es noch dauern würde, bis er wieder Zuhause war.

Müde drehte ich mich noch ein Mal um, doch es brachte nichts, ich konnte nicht mehr schlafen.
Gerade, als ich mich angezogen hatte klopfte es an der Tür.

Zögernd ging ich hin und öffnete diese.
Es war Miguel, der etwas zu Essen in der Hand hielt.
Ich musterte ihn von oben bis unten, denn eigentlich hatten wir immer noch Streit.

"Darf ich rein kommen? Mum hat etwas zum Essen für dich gemacht.", er hob den Teller in seiner Hand leicht hoch.
Ohne ein Wort zu sagen ließ ich ihn eintreten.

Er stellte den Teller auf den Tisch und drehte sich wieder zu mir, als ich näher kam, um zu sehen, was seine Mutter mir gemacht hatte.
"Hör zu...ich wollte mich entschuldigen. Ich habe in letzter Zeit so viel an Ssm gedacht, dass ich meine Freunde vernachlässigt habe. Es tut mir leid, Enna."

Cobra Kai: Der Weg von Enna LawrenceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt