89. Auseinandersetzung

117 6 0
                                    

Doch irgendwie fand ich es auch amüsant. Jeder Junge, egal wie sehr er ein auf hart macht, wird klein, wenn er Ärger von der Mutter bekam.
Ich musste schmunzeln.

"Das Grinsen kannte du dir sparen.", sagte mein Vater ernst, als er aus dem Büro des Schulleiters trat.
"Ich habe gar nichts getan.", wiederholte ich mich verteidigend.

"Da du mit in den Vorfall verwickelt warst, bist du zwei Tage suspendiert.", er zog mich am Ärmel, bis ich mit ihm kam.
"Kann mir nur Recht sein.", sagte ich voller Wut und riss meinen Arm aggressiv von ihm.

"Was soll nur aus dir werden, wenn du dich so aufführst?", sagte mein Vater laut, "Ich kann auch anders, Enna. Ich versuche es inzwischen wirklich auf die entspannte Weise, weil ich dachte ich komme da bei dir weiter, aber anscheinend habe ich mich die ganze Zeit getäuscht."

Wieder versuchte ich mich herauszureden, doch mein Vater unterbrach mich laut, "Halt einfach deine Klappe, bis wir Zuhause sind. Ich will nichts hören."

Zur Abwechslung tat ich, was er verlangte. Nicht damit ich seinen Wunsch erfüllte, sondern eher, weil ich gar nicht wusste, wie ich mich aus etwas herausreden sollte, was ich gar nicht getan hatte.

Ohne ein Wort zu sagen stieg er aus seinem Wagen, als wir Zuhause ankamen und ging in Richtung Haustür.
Nach einiger Zeit folgte ich ihm, doch ich hatte nicht vor lange zu bleiben.

Ich ging in mein Zimmer, packte alle Sachen für das Dojo zusammen und machte mich wieder auf den Weg, um die Wohnung zu verlassen.
"Was glaubst du wo du hingehst?", hörte ich ihn ernst fragen.
Er legte seine Autoschlüssel ab und kam auf mich zu.

"Miguel besuchen und dann ins Dojo.", sagte ich patzig und drückte ihn aus dem Weg.
"Du bist zwei Tage suspendiert. Die verbringst du weder mit Training, noch mit deinen Freunden. Du denkst über deine Fehler nach, bevor du wieder in die Schule gehen darfst.", sagte mein Vater bestimmend.

Sarkastisch grinsend drehte ich mich zu ihm um, "Du kannst mir nichts verbieten.", sagte ich nun drohend.
Auch mein Vater setzte seinen drohenden Blick auf, "Ich schmeiß dich raus und melde es dem Jugendamt. Dann darfst du in eine Pflegefamilie oder in ein Heim.", er dachte wohl, dass er damit die Oberhand hatte doch da hatte er sich getäuscht.

"Ich bin 16. Ich kann alleine wohnen. Ich brauche keinen Erwachsenen mehr.", es fühlte sich fast wie ein Kampf, der mit Worten stattfand, an.
"Und wer bezahlt das?", flüsterte mein Dad mir zu, als er die Arme verschränkte, "Wer haut dich wieder raus, wenn du Scheiße gebaut hast? Hm?", abwartend stellte er sich mir gegenüber, "Was ist dein Plan? Willst du eine Schulabbrecherin sein, die im Leben nichts auf die Reihe bekommt? Willst du so enden?"

Auch wenn ich es nicht wollte, brachten mich seine Worte zum Nachdenken.
"Ich möchte nur Miguel besuchen und zum Training, Dad.", nun versuchte ich es auf die ruhige Art, aber mein Vater fand meinen Plan nicht gut, "Wir können Miguel gemeinsam besuchen. Aber du wirst in den nächsten zwei Tagen nicht zum Training gehen.", er wurde auch ruhiger, doch klang immer noch bestimmend.

Genervt atmete ich aus und sah ihn an. Doch er wartete nur auf eine Antwort, "Suspendiert zu sein bedeutet kein Urlaub, Enna."
Schließlich gab ich nach und war irgendwie auch froh, dass ich wenigstens zu Miguel durfte. Zwar kam mein Dad mit, doch so musste ich wenigstens nicht den Bus nehmen.

Freudig trat ich in Miguels Krankenzimmer, als wir ankamen. Grinsend begrüßten wir uns, "Wie geht es dir? Kannst du wieder laufen?", ich drehte mich um, doch mein Dad war nicht mit eingetreten, was mich wunderte.

Doch ich blieb auf Miguel fixiert, der ein wenig niedergeschlagen wirkte, "Die Ärzte wissen nicht, ob die Operation etwas gebracht hat. Vielleicht kann ich trotzdem nie wieder laufen.", er starrte auf seine Beine.

"Du bist ein Kämpfer, Miguel. Wenn du etwas willst, dann schaffst du es auch, das weißt du doch. Gib dich nicht auf, ich bin für dich da, man.", freundschaftlich schlug ich ihm leicht auf die Schulter.

Ich erzählte ihm alles, was in der letzten Zeit passiert war. Wie das Training war und dass Hawk und ich von der Schule suspendiert wurden.

Nach einer halben Stunde kam mein Dad dazu und schickte mich vor dir Tür, er wollte mit Miguel alleine reden.

Ich ging auf dem Flur auf und ab. Mich ärgerte es, dass mein Vater mich raus geschickt hatte.
Er blieb mindestens genau so lange bei Miguel, wie ich zuvor, also setzte ich mich nach einiger Zeit auf einen Stuhl im Familienbereich und holte mein Handy heraus.

Hawk hatte mir geschrieben. Obwohl er auch suspendiert wurde und ordentlich Ärger bekommen hatte, durfte er ins Dojo. Oder es interessierte ihn nicht, was seine Mutter sagte, genau wusste ich es nicht.
Ich antwortete ihm auf die Nachricht, ob wir uns heute noch im Dojo sehen würden mit einem knappen Nein und steckte mein Handy zurück in die Jacke.

"Können wir?", mein Vater riss mich aus meinen Gedanken. Er hatte den Besuch bei Miguel beendet und sah mich abwartend an.
Ohne zu antworten stand ich auf und ging an ihm vorbei in Richtung Parkplatz.
Er sollte immerhin wissen, dass ich irgendwie immer noch sauer auf ihn war.

Als wir im Auto saßen und er immer noch kein Wort sprach, begann ich, "Hawk darf trainieren.", pampig sah ich ihn an.
"Du kannst mit mir trainieren, aber du gehst nicht ins Dojo und jetzt will ich davon nichts mehr hören.", obwohl ich das Thema immer wieder Anschnitt, blieb er ruhig, statt lauter zu werden.

Cobra Kai: Der Weg von Enna LawrenceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt