43. Zement

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Fragend sah ich mein Dad an, nachdem ich mich für das Geschenk bedankt hatte.
"Wusstest du davon?", fragte er mich beiläufig.
Immer noch fragend blickte ich zu ihm.

Er erzählte mir, dass die anderen Unsinn gemacht hatten und er sich nicht ernstgenommen fühlte. Er war wütend, was ich verstehen konnte. Schließlich wollte er seinem alten Sensei zeigen, was er geschafft hatte.

"Dann warte ab, was ich morgen mit euch vorhabe.", sagte er drohend zu mir, obwohl ich gar nicht daran beteiligt war.
Etwas stutzig bedankte ich mich für das Geschenk, bevor ich das Dojo verließ.

Miguel und Hawk standen noch davor und warteten auf mich, "Was ist denn in den gefahren?", fragte ich die beiden, die nur mit den Schultern zuckten.
"Wer ist der alte Mann?", Hawk stellte sich vor mich und verschränkte seine Arme abwartend.

Ich schüttelte mit dem Kopf, "Ich habe keine Ahnung.", log ich ihn an und tat unschuldig, "Und was stellen wir jetzt an?"
"Lasst uns ins in die Mall gehen.", Eli drehte sich bereit zu gehen um.

"Ich kann nicht, meine Mum.", warf Miguel schnell ein und entschuldigte sich.
Wartend sah Eli mich nun an und ich willigte schließlich ein.
Ich war lange nicht mehr in der Mall gewesen, vielleicht war es nun das Richtige.

"Endlich Ruhe.", stöhnte ich, als ich mich auf eine Bank vor einem Geschäft fallen ließ.
Hawk setzte sich zu mir und beobachtete die Menschen.
"Ich verstehe dich. Ich bin fast jeden Tag hier, um nicht nach Hause zu müssen.", fragend sah ich ihn an, doch er zuckte mit den Schultern und drehte sich weg.

"Geh doch ins Dojo, wenn du nicht nach Hause willst, anstatt hier herumzuhängen.", ich beobachtete wie er die Menschen.
"Was denkst du, was er morgen mit uns vorhat?", schließlich sah er mich wieder an.
Belustigt lachte ich auf und grinste ihn bitter an, "Bestimmt wieder bissige Hunde oder so etwas. Irgendeine Strafe."

Ich verdrehte die Augen, "Wer kam eigentlich da drauf? Wieso müsst ihr ihn provozieren? Langsam sollten alle wissen, wie er als Sensei drauf ist."
Hawk stöhnte genervt, "Meine Idee war es ganz sicher nicht.", er nickte in Richtung der Läden.

Den restlichen Nachmittag verbrachten wir damit durch die Läden zu stöbern. Vieles gefiel mir, doch ich wusste, dass ich kein Geld für all die Sachen hatte.
Am Ende unseres Nachmittags aßen wir noch einen Burger in einem Imbiss, bevor Eli mich wieder ein Mal nach Hause brachte.

Mein Dad riss die Tür auf, bevor ich den Knauf in der Hand hatte.
"Wo bist du gewesen?", fragte er erstaunlich ruhig, während er Hawk musterte und auffordernd zunickte.
"Ich habe sie nur nach Hause gebracht, Sensei. Bis Morgen.", respektvoll verabschiedete er sich und ging.

Mein Dad sah mich an und ich schlüpfte an ihm vorbei in die Wohnung.
"Kann es sein, dass du mit Hawk in letzter Zeit viel zusammen machst?", fragte er laut, als er mir in mein Zimmer folgte.

Ich schmiss meinen Rucksack in die Ecke neben mein Bett und durchwühlte meine Schubladen am Tisch, ohne ihn zu beachten, "Mag sein.", desinteressiert holte ich einen Zettel heraus.

"Irgendwas, das ich wissen sollte?"
Ich knallte die Schublade zu und sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.
"Was hast du morgen vor?"

Nun sah er mich leicht gereizt an, "Das wirst du morgen erfahren, so wie alle anderen."
"Wird dein Sensei auch da sein?", fragte ich ohne Pause weiter.
"Er ist nicht mehr mein Sensei.", bestimmend trat er einen Schritt vor, um seine Aussage zu untermauern.

"Sensei bleibt Sensei. Immer.", vielsagend sah ich ihn an.
"Heißt das du bleibst?"
"Wird dein Sensei auch bleiben?"
Stöhnend verdrehte er ungeduldig die Augen und setzte sich auf mein Bett.

Langsam nahm ich auf meinem Stuhl Platz und musterte ihn, "Ich weiß es nicht...", flüsterte er.
"Er hat dir alles beigebracht, was du kannst oder etwa nicht?"
Er sah kurz auf und nickte anschließend, "Er hat mich stark gemacht, das stimmt schon...aber er hat vieles in mir kaputt gemacht. Das habe ich jetzt erst begriffen."

Fragend sah ich meinen Vater an, doch er winkte ab.
"Aber wenn er dir alles beigebracht hat, was du nun uns beibringen willst, dann wäre es doch gut, ihn als zweiten Sensei einzustellen oder nicht?"
Ich bemerke, wie mein Vater der Unterhaltung entkommen wollte und sich erhob, "Versprich mir, dass du dich von ihm fernhältst, bis ich meine Entscheidung getroffen habe.", ohne eine Antwort abzuwarten verließ er mein Zimmer und kurze Zeit später auch die Wohnung.

Am nächsten Morgen wurde ich, wie lange nicht mehr unsanft aus dem Bett gezogen, "Aufstehen. Mach dich fertig."
Verschlafen sah ich auf mein Handy, "Es ist kurz nach Fünf, spinnst du?"

"Spreche ich eine für dich unverständliche Sprache?", fragte er überlegen und deutete mit dem Daumen über die Schulter, "Los."

Eine halbe Stunde später standen wir bereits auf einem Bauplatz und mussten Zement mischen.
Da der Sensei meines Dads auch da war, versuchte ich die Aufgaben meines Vaters zu erfüllen, schleppte Zementsäcke und mischte ihn gemeinsam mit Aisha zusammen.

"Warum machen wir das, Sensei?", fragte Miguel meinen Vater und hörte auf zu arbeiten.
"Keine Fragen.", antwortete dieser nur und drehte sich zu Mr. Kreese. Er begann zu flüstern, während Kreese uns beobachtete.

Ich hatte keine Ahnung, warum mein Dad wollte, dass wir dies tun, doch es war wohl einfach seine Art von Strafe für den Mist, den die anderen angestellt hatten.

Doch plötzlich kam ein Zementmischer auf den Platz gefahren.
Selbst ich hörte auf den Brei zu mischen und sah erstaunt auf das große Fahrzeug, welches vor uns hielt.

Cobra Kai: Der Weg von Enna LawrenceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt