"Wag es ja nicht hier herumzubrüllen.", sagte er stutzig, als er mich sah und nickte in Richtung Büro.
Ich folgte ihm und nahm Platz, "Hast du schon einen Plan für heute?""Ich bringe den Neuen alles bei, was ich euch gezeigt habe. Und es schadet nicht die Dinge zu wiederholen, kapiert?", fragte er direkt, damit ich nicht zu diskutieren begann, "Mach irgendwas für die Schule, bis das Training anfängt und lass mich in Ruhe arbeiten.", er stellte mir etwas zum trinken hin und blätterte weiter in seinem Papierhaufen.
Seufzend nahm ich ein Schluck und packte meine Schulsachen aus.Als endlich Miguel im Dojo auftauchte, durfte ich mich umziehen und schon ein wenig mit ihm trainieren.
"Warst du die ganze Zeit hier?", fragte Miguel mich, während ich auf das Schlagkissen vor ihm fixiert war."Mir war danach.", tat ich es ab, denn einige der neuen Schüler waren aufgetaucht und Miguel und ich brachen unser Gespräch und Training ab.
Auch im Büro meines Vaters tat sich etwas und er kam nach vorne, "Okay, alle aufstellen.", sagte er sicher, als er das Büro verwies, doch er stutzte, "Wo sind denn die anderen?", entsetzt sah er durch das Dojo."Sie sind nicht mehr dabei Sensei.", Miguel sah beschämt zu Boden.
"Im Ernst?", fiel ich dazwischen und sah ihn an. Er hatte mir gar nichts davon erzählt."Gut. Das war sowieso nur ein Test, um zu sehen, wer aussteigt. Ihr nicht, denn ihr seid hier um zu siegen. Ihr seid hier um zu lernen und zu kämpfen.", mein Dad legte eine Pause ein, um zu sehen wer noch da war. Schließlich hob er den Finger und deutete auf jemanden, "Sehr ihr, selbst Lippe ist taffer als die anderen."
"Nennen Sie mich bitte nicht so.", flüstere Eli schüchtern. Mein Vater ging einen Schritt auf ihn zu, "Wie bitte? Was hast du gesagt?"
Eli wiederholte sich und Miguel versuchte schließlich dazwischen zu gehen, vermutlich um Eli vor meinem Dad zu schützen, bot er an die Gruppe aufzuwärmen."Nein.", unser Sensei drückte sich klar und deutlich aus, "Lippe möchte etwas sagen.", er ging nun auf ihn zu, bis er direkt vor Eli stand, "Na los oder ist deine Zunge auch verkrüppelt? Bist du einer von den Behinderten?"
"Vielleicht bin ich im Spektrum.", antwortete Lippe auch noch auf die Frage und ich konnte ein leises Lachen nicht mehr unterdrücken.
"Keine Ahnung was das ist, aber werde es einfach los. Wieso soll ich dich nicht Lippen nennen? Deine Lippe sieht doch komisch aus, gibt es dafür keine Operation?""Die Narbe ist von einer Operation.", sagte Eli leise, "Ich hatte früher eine Hasenscharte.", er sah unsicher zu Boden.
"Also war es früher noch schlimmer? Hat es der Arzt versaut?", mein Vater machte sich eindeutig über ihn lustig, "Vielleicht solltest du ihn verklagen.""Könnten Sie das Thema wechseln?"
"Glaubst du das will ich nicht? Es ist echt schlimm das anzusehen. Willst du nicht etwas anderes sein, als ein Nerd mit einer hässlichen Lippe? Schreib einfach das Drehbuch um.", mein Vater zuckte mit den Schultern, "Stich dir ein Auge aus. Wir nennen dich Augenklappe.", belustigt sah mein Dad durch die Runde.Doch Eli ergriff die Flucht und verließ das Dojo.
"Noch ein Aussteiger?", frage mein Dad und sah mich an.
Doch er begann schließlich mit dem Aufwärmen und Schlägen, die wir drei schon vor vielen Monaten gelernt hatten.
Doch die anderen waren neu, sie brauchten es.Nach dem Training verschwand Miguel zu meinem Dad ins Büro und ich hörte, dass die beiden redeten. Er beschwerte sich schon fast über das Verhalten meines Dads, denn er empfand, dass er zu gemein zu den Neuen war.
"Geh nach Hause, Diaz. Nimm Enna mit.", rief mein Vater Miguel hinterher, der das Büro verließ.
"Komm wir gehen.", murmelte Miguel ruhig.
Ich dachte, dass mein Dad uns nach Hause fahren würde und wir wie immer etwas Essen würden, doch heute blieb er anscheinend länger im Dojo.Mitten in der Nacht wurde ich wach, denn ich hörte es in der Wohnung poltern.
Langsam setzte ich mich in meinem Bett auf und lauschte, bis zum nächsten Poltern.
Langsam öffnete ich meine Tür, doch ich bemerkte schnell, dass die Tür meines Vaters noch offenstand, er musste also gerade erst nach Hause gekommen sein.Ich ging ins Wohnzimmer, wo mein Vater im Sessel saß und vor sich hinstarrte.
Als er mich sah setzte er die Bierflasche in seiner Hand trotzig an und trank sie leer. Anschließend öffnete er die nächste und schoss mit dem Deckel auf mich.Ich fing ihn gerade so auf und warf ihn anschließend wütend auf meinen Dad, "Du bist schon wieder besoffen!", schrie ich ihn an.
"Na und?", als wenn er die Situation lustig finden würde sah er mich an, "Geh wieder schlafen.", lallte er mich an und setzte zum trinken an.Doch wutgeladen stand ich schneller als er gucken konnte vor ihm und schlug ihm die Flasche aus der Hand.
Nun schrie auch er mich an, "Hast du sie noch alle?", er erhob sich und sah an sich herunter."Was ist dein Problem?", schrie ich wieder zurück, doch er wankte nur ein paar Schritte hin und her, bevor er sich an der Haustür abstützte.
"Du bist wohl auch nicht besser als Mum.", sagte ich schließlich in meiner Wut und verließ meinen Vater, um mich wieder schlafen zu legen.Doch ich konnte nicht schlafen, ich dachte über meinen Vater nach und fragte mich, wieso er und auch meine Mutter so viel trinken mussten.
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Cobra Kai: Der Weg von Enna Lawrence
FanfictionEnna fand sich in einer völlig neuen Welt wieder, als sie nach all den Problemen mit der Polizei und ihrer instabilen Mutter schließlich bei ihrem Vater, Johnny Lawrence, landete. Sie war wütend und fühlte sich verraten, doch das Jugendamt hatte ent...