81. Was ist aus dir geworden

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"Ich habe versucht ihn alleine zu finden. Doch dann dachte ich, dass du mir vielleicht helfen willst...", unsicher sahen die beiden sich an.
Ich begann schwer zu atmen, denn ich war wütend. Es reichte schon, wenn jemand den Namen meines Bruders aussprach und ich hätte durchdrehen können.

"Wegen uns sind unsere Kinder in Schwierigkeiten geraten. Wir müssen das beenden und uns zusammen tun, Johnny.", er hielt inne und sah meinen Vater an, der kein Wort heraus brachte und nur abgeneigt guckte.
"Also? Was sagst du dazu?"

Mein Vater willigte schließlich ein.
"Aber Dad!", rief ich laut, doch bevor ich etwas sagen konnte unterbrach er mich, "Du wirst wohl ein paar Tage ohne mich überleben?"

Ich lachte auf, "Du bist ja eh nie da."
Er sah mich genervt an, "Schaffst du es ohne mich? Ich melde mich, wenn wir eine Spur haben."
Ich schluckte schwer, "Du brauchst dich nicht melden. Es interessiert mich nicht, ob ihr Robby findet! Nur wegen ihm sind wir alle in dieser Situation!", schrie ich nun beide an und verzog mich in die Wohnung.

"Ich rufe Bobby an.", hörte ich meinen Vater noch zu LaRusso sagen, bevor ich die Tür hinter mir zuknallte.
Ich setzte mich auf mein Bett und atmete schwer ein und aus, bevor ich mein Handy zur Hand nahm.

LaRusso ist bei uns Zuhause aufgetaucht. Er will mit Dad Robby finden und er hat auch noch ja gesagt

Schrieb ich Hawk und wartete ungeduldig auf eine Antwort, doch es kam keine, also legte ich mein Handy weg, stand auf und riss mein Fenster auf.
Ich wusste nicht, wieso ich es tat, doch ich konnte nicht herumsitzen.

Plötzlich klopfte es an der Tür, "Enna.", hörte ich meinen Vater ernst sprechen, "Du kannst von mir aus wütend auf mich sein. Aber Robby ist mein Sohn und dein Bruder, ich muss ihn finden."

Als ich nicht antwortete redete er weiter, "Ich habe Bobby angerufen, er wird zwischendurch nach dir sehen, okay?"

Schnell griff ich das nächste, was ich packen konnte und schleuderte es gegen die Tür, "Ich brauche niemanden!", schrie ich ihn an und warf gleich das nächste Teil hinterher.

Ich hörte meinen Dad laut ausatmen, bevor sich die Tür öffnete und er mich auch schon anschrie, "Was soll denn das? Bist du nicht mehr ganz dicht?"

Sofort erhob ich mich und stellte mich ihm gegenüber. Aus irgendeinem Grund fühlte ich mich ihm überlegen, auch wenn ich selbst wusste, das dem nicht so war.

"Was willst du jetzt tun?", fragte er wieder ruhiger und blickte auf mich herab.
Ich atmete wieder wütend ein und aus und versuchte meine Gedanken zu ordnen.
Er war mein Vater, doch am liebsten hätte ich einfach zugeschlagen.

Ich blickte zögernd auf meine geballte Faust und ihm anschließend wieder in die Augen.
Er nahm sofort Abstand, doch ich wusste, dass er dies nicht zu seinem, sondern zu meinem Schutz tat.

"Du wirst nicht mehr in Kreeses Dojo gehen. Er wird nicht mehr dein Sensei sein.", mahnend hob er den Finger, "Ich verbiete es dir!"
Als wäre ich nicht schon wütend genug, ließen diese Worte das Fass überlaufen.

Ohne darüber nachzudenken versuchte ich nach meinem Vater zu schlagen, der nur abwehrte, indem er mich an sich vorbei schubste. Er wusste selber nicht, was er zu meinem Verhalten sagen sollte und schüttelte entsetzt mit dem Kopf.

"Was ist nur aus dir geworden, Enna.", flüsterte er kopfschüttelnd.
Ich stand nur da und starrte auf den Boden. Ich wusste doch selber nicht was in mich gefahren war, doch in diesem Moment fühlte sich mein Handeln so richtig an.

"Ich werde jetzt fahren.", flüsterte mein Vater, "Tu nichts, was du noch bereuen könntest, okay?", als wäre zuvor nichts gewesen, sah er mich besorgt an und verließ schließlich die Wohnung.

Ich setzte mich gegen die Wand und vergrub meinen Kopf in den Händen. Hatte ich gerade tatsächlich versucht meinen Vater anzugreifen? Ich versuchte mich zu erinnern, wie es dazu kommen konnte, doch irgendwann sagte mir mein Kopf, dass mein Handeln richtig war.

Ungefähr eine Stunde später klopfte es an der Tür.
"Hey.", begrüßte ich Hawk murmelnd und ließ ihn in die Wohnung. Sofort bemerkte er, dass etwas nicht stimmte und ich erzählte ihm was passiert war.

Ob er überrascht oder begeistert war konnte ich nicht genau erkennen.
"Aber Dad hat mir nun entgültig verboten ins Dojo zu gehen.", zweifelnd sah ich Hawk an, "Ich weiß, dass ich mit der ganzen Aktion die Beziehung zu meinem Dad wohl verschlechtert habe, aber wenn ich wieder ins Dojo gehe, ist sie vielleicht komplett kaputt."

Ich versuchte irgendwie über meine Gefühle zu reden, auch wenn ich keine Pussy war.
"Dein Dad würde dich doch niemals aufgeben, egal was du tust. Du bedeutest ihm viel. Geh einfach normal weiter ins Dojo, als wäre gar nichts gewesen.", riet er mir und nahm mich in den Arm.

Ein Klopfen an der Tür ließ mich aufschrecken und ich erhob mich, um sie zu öffnen.
"Hey, Enna.", begrüßte mich Bobby mit einem Lächeln, "Darf ich reinkommen?"
Ich ließ ihn eintreten und sofort fiel sein Blick auf Hawk, der sich ebenfalls erhoben hatte.

"Das ist ein Freund von mir.", ich stelle beide flüchtig vor, denn Hawk beschloss zu gehen.
Skeptisch sah Bobby ihm hinterher, "Trainiert er auch bei Cobra Kai?", fragte er mich laut.
Ich nickte nur kurz, doch zu meinem Glück ging er nicht weiter darauf ein.

Ich versuchte höflich zu sein und bot Bobby ein Getränk an. Wir setzten uns an den Esstisch und schwiegen uns einige Minuten lang an.
"Enna. Was ist dein Dad eigentlich für dich? Was fühlst du, wenn du an ihn denkst?"
Mit zusammengekniffenen Augenbrauen sah ich Bobby an, bevor ich zu überlegen begann, denn ich wusste es nicht genau.

Cobra Kai: Der Weg von Enna LawrenceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt