42. Kreese

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Am nächsten Tag ging ich trotz allem ins Dojo. Auch wenn ich nicht wusste, ob ich bleiben würde, wollte ich trainieren, also blieb mir erst ein mal nichts anderes übrig.

Um meine Wut abzubauen, blieb ich nach dem Training und ging an den Dummy, während mein Dad seinen kaputten Spiegel austauschte.
Er versuchte nebenbei meine Technik zu verbessern und mir Tipps zu geben.

Auf ein mal klingelte die Tür und jemand trat ein.
Ich warf einen Blick zur Tür und konnte meinen Augen nicht trauen, als der Mann aus dem Imbiss plötzlich dort stand.
Er schien mich gar nicht zu bemerken.

"Ich will nur etwas sagen. Dann verschwinde ich.", er ging mit einer Reisetasche auf meinen Dad zu, der sich aus der Hocke erhob und den Mann musterte.
Entsetzt starrte ich zu den beiden, als ich bemerkte, dass sie sich zu kennen schien.

"Was ist denn?", desinteressiert sah mein Dad ihn an.
"Es tut mir leid. Mir ist klar geworden, dass ich zu hart zu dir war. Du warst so jung. Es war übertrieben.", der Mann redete ruhig und hielt seine Tasche weiterhin in den Händen.
"Du warst mein bester Schüler."

Plötzlich fiel es mir wieder ein, "Sie sind Dads Sensei.", sagte ich schließlich feststellend und ging auf den Mann zu, "Deswegen kamen Sie mir im Imbiss so bekannt vor."

Mein Vater wurde durch meinen Einwurf in das Gespräch hellhörig, "Im Imbiss?", er legte den Kopf schief und sah mich fragend an, bevor er den Mann wieder anblickte, "Sie haben mit meiner Tochter im Imbiss geredet?", drohend ging er auf ihn zu, doch ich stoppte ihn.

"Er hat mir nur gesagt, dass ich beim Tunier gut gekämpft hatte, mehr nicht.", ich versuchte den Sensei meines Vaters in Schutz zu nehmen.

"Ich habe etwas für dich, Johnny.", der Mann holte was aus seiner Tasche und übergab meinem Vater einen Pokal, "Habe ich repariert.", zögernd nahm mein Dad ihn an.

"Als ich hörte, dass du Cobra Kai wieder erweckt hattest, dachte ich das wäre meine zweite Chance. Nichts würde mir mehr bedeuten, als das. Vergiss nicht, ich war der, der immer zu dir gehalten hat.", wartend sah er meinen Vater an, doch er schien nicht zu wissen, was er sagen sollte. Generell wirkte er irgendwie hilflos.

"Auf dem Pokal mag 2. Platz stehen. Doch für mich warst du schon immer der bessere Kämpfer. Wir sehen uns, Junge.", der Mann drehte sich um und verließ den Laden.

Mein Vater blieb stehen und sah auf den Pokal in seiner Hand, bevor er ihn in das Regal zu den anderen stellte.
Schließlich atmete er laut aus, bevor er aus dem Laden stürmte, wohl um seinen alten Sensei aufzuhalten.

Ich wollte meinen Dad nicht belauschen, denn er schien auch ohne mich schon unsicher zu sein.
Also trainierte ich weiter, bis er schließlich wieder hereinkam, "Lass uns fahren, Enna.", er ging an mir vorbei, um seine Jacke zu holen.

Erschöpft schüttelte ich meine Arme aus und drehte mich zögernd zu ihm um, "Was wollte dein alter Sensei von dir?"
Doch mein Vater winkte ab, er schien völlig durcheinander zu sein.
Er drehte mich um und schob mich in Richtung Tür.

Auch als wir Zuhause waren, wollte er kein Wort darüber verlieren.
"Ich muss das Training für morgen vorbereiten. Es werden einige neue Schüler dabei sein.", wie so oft machte er seinen gewohnten Gang zum Kühlschrank, bevor er sich an den Küchentisch setzte, "Tipps?", fragte er kalt, als er sich seine Zettel zur Hand nahm.

"Besorg dir 'n Handy oder 'n Computer.", sagte ich spöttisch und verschränkte die Arme.
Er zog einen Zettel aus seinem Stapel und hielt ihn mir entgegen, während er mir direkt in die Augen sah.

Langsam trat ich auf ihn zu und nahm zögernd das Blatt.
Es war die verhauene Arbeit, die sogar schon von ihm unterschrieben war.
Doch sein Blick war ernst, als ich ihn wieder ansah, "Das kann mal passieren. Aber versprich mir, dass du die Schule nicht aus den Augen verlierst und nach den Ferien dein Bestes gibst, Enna."

"Danke, Dad. Ich bemühe mich.", flüsterte ich, bevor ich ihm eine gute Nacht wünschte und in mein Zimmer ging.

Am nächsten Tag tauchte der Sensei meines Vaters einfach im Dojo auf.
Begeistert sah ich ihn an. Das war der Mann, der meinem Dad alles beigebracht hatte, was er konnte.

Alle beäugten den Fremden Mann, der an uns vorbei ging, um mit meinem Vater zu reden.
Beide fingen leise an zu tuscheln, bevor sie sich in sein Büro verzogen.

Währenddessen fingen die anderen an, die neuen Schüler ein wenig abzuschrecken und zu verunsichern. Doch ich beobachte meinen Vater und den Mann durch die Scheibe des Büros, bis sie wieder herauskamen.

"Aufstellen!", rief mein Dad.
Schnell stellte ich mich in die erste Reihe zu Miguel und Hawk und verschränkte die Arme hinter meinem Rücken.
"Wir haben Besuch. Das ist Mr. Kreese. Tut so, als wäre er nicht hier. Diaz, aufwärmen."

Mein Vater nickte mir zu und befreite mich vom aufwärmen, "Im Büro auf dem Tisch.", flüsterte er mir zu und schob mich in diese Richtung.
Schnell ging ich neugierig in den Raum, während die anderen sich aufwärmten.

Ich schloss die Tür und guckte, was auf dem Tisch lag.
Es war ein neuer Gi, denn meiner war durch das harte Training bereits abgenutzt.
Ich faltete ihn auseinander und sah mir die Kobra auf dem Rücken an.

Anders, als bei meinem alten Gi stand links auf der Vorderseite Lawrence drauf. Ich war mir sicher, dass er damit bewirken wollte, dass ich in seinem Dojo blieb.
Grinsend strich ich da drüber, als plötzlich mein Vater und Mr. Kreese laut redend herein kamen.

Cobra Kai: Der Weg von Enna LawrenceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt