49. Verräter

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Ohne lange zu warten griff ich ihn an. Er schien ein wenig erschrocken, als er abblockte, anscheinend hätte er nicht gedacht, dass ich es wirklich tun würde.
"Hör auf damit.", sagte er angestrengt, während er meinen Schlägen auswich.

"Du bist ein Verräter, Robby!", wütend schrie ich ihn an und schlug zu bis ich ihn endlich an der Wange traf.
Er stolperte erschrocken einige Schritte zurück und hielt sich die getroffene Stelle, während er mich ansah.

"Robby? Was dauert denn so lange?", hörte ich plötzlich die Stimme von LaRusso, der keine Sekunde später auftauchte.
Robby sah mich immer noch entsetzt an, doch es war mir egal, dass nun ein Erwachsener da war, denn mein Zug war noch nicht zu Ende.

Erneut holte ich aus, um meinem Bruder in die Rippen zu schlagen. Doch LaRusso war bereits bei uns und hielt mich davon ab.
Er packte blitzschnell mein Handgelenk und hielt es fest, "Was ist hier los?", fragte er ernst und sah meinen Bruder, der sich inzwischen wieder gefangen hatte an, "Robby, geht es dir gut?"

"Hey!", wie aus dem nichts erschien nun auch mein Vater aus der gleichen Richtung, aus der LaRusso kam, "Lass sie los!", rief er aggressiv und stürmte, bereit zuzuschlagen, auf ihn zu.

Sofort ließ LaRusso mich los, "Deine Tochter schlägt meinen Schüler!", ihm blieb vor Entsetzen fast dir los weg.
"Meinen Sohn!", verbesserte mein Dad schnell und schubste LaRusso von uns weg.

"Dad!", rief Robby und versuchte nun ihn weg zu schubsen, doch er war nur auf LaRusso fixiert.
Dieser sah meinen Vater kopfschüttelnd an, "Wolltest du ehrlich zuschlagen, Johnny?"

"Wenn du meiner Tochter gegenüber noch ein Mal handgreiflich wirst, sollte ich das wohl tun.", immer noch aggressiv sah er ihn an.
"Handgreiflich? Ich habe verhindert, dass deine Kinder eine Prügelei anfangen!", er warf einen Blick auf mich, "Glaub mir, er lehrt dir nicht das richtige Karate."

Mit den Worten nahm LaRusso meinen Bruder an den Schultern und verschwand mit ihm.
Ich hörte meinen Vater neben mir wütend atmen, während er den beiden hinterher sah. Ich wagte es nicht ein Wort zu sagen, bis er es schließlich tat, "Komm. Wir gehen."

Ohne auf mich zu warten nahm er einen anderen Weg, als den, den Robby und LaRusso genommen hatten.
"Er ist frustriert, weil sein kleines Theater niemanden beeindruckt hat.", redete er, als ich ihn eingeholt hatte.
Ich hatte ihn sehr lange nicht mehr so wütend und aggressiv zugleich gesehen, "Er denk sein Tanzen wäre das richtige Karate. Du musst knallhart beim Karate sein!", sagte er nun lauter und schob mich durch die Menschenmassen zum Parkplatz.

Auch als wir mit Miguel nach Hause fuhren, sagte er kein Wort.
"Stimmt etwas nicht, Sensei?", fragte Miguel meinen Dad, der weiter auf den Verkehr achtete und sich lauthals darüber aufregte.

Mit hochgezogenen Augenbrauen sah Miguel nun mich an.
"Er ist wütend auf LaRusso.", beantwortete ich schließlich seine Frage.
"Wütend ist gar kein Wort dafür.", warf mein Vater schnell ein, als wir schon auf den Parkplatz vor der Wohnung fuhren.

"Und mir sagt er immer ich soll nichts Dummes anstellen, dabei war er kurz davor LaRusso fertig zu machen.", flüsterte ich Miguel zu, als wir ausgestiegen waren, "Komm, wir spielen noch eine Runde PlayStation.", sagte ich begeistert zu meinem Nachbarn.

Widerwillig folgte er uns in die Wohnung, "Ich hätte eher Lust meine Technik zu verbessern.", sagte er ein wenig maulend.
"Dann komm morgen früh ins Dojo, ich bin da.", sagte mein Dad, während er sich eine Dose Bier öffnete.

Miguel nickte zustimmend, "Ja, Sensei."
Schließlich spielten Miguel und ich einige Runden, bis mein Dad ihn nach Hause schickte.
Er hatte bereits seine fünfte Dose geöffnet, als er sich zu mir setzte, "Du kannst in diesem Spiel Leuten auf die Fresse hauen?", fragte er fast begeistert.

Ich erklärte ihm ein wenig von dem Spiel, bevor ich seine Dose in der Hand gegen meinen Controller tauschte.
Doch mein Dad entwendete sie mir wieder und stellte sie wortlos auf den Tisch.
Prüfend drehte er den Controller und drückte mit dem Zeigefinger auf jede Taste.

Belustigt sah ich ihm dabei zu und versuchte ihm zu zeigen, wie es ging. Doch meinem Vater verging leider schnell die Lust daran und er griff wieder zu seiner Bierdose.

Ich spielte einige Zeit, während mein Vater zusah, doch dann klingelte mein Handy, "Ich muss da ran gehen.", entschuldigte ich mich und ging in mein Zimmer.

"Hawk?", fragte ich, als ich abnahm, "Was gibt's?", gemütlich setzte ich mich auf mein Bett und wartete ab, was er zu sagen hatte.
"Wir wollen Morgen unten am Strand eine kleine Party machen. Miguel kommt auch, bist du dabei?"

"Klar!", sagte ich ein wenig zu begeistert. Ich war lange nicht mehr auf einer Party, doch es wurde langsam mal wieder Zeit.
"Ich besorg uns was zum Trinken, wir treffen uns morgen Abend bei euch.", bestätigte er und beendete das Telefonat.

Ich kehrte mit einem Grinsen auf den Lippen zurück zu meinem Vater und setzte mich wieder zu ihm, während ich eine Nachricht tippte.
"Was?", fragte mein Dad auf Grund meiner guten Laune und leerte seine Dose.

"Hawk schmeißt morgen eine Party unten am Strand und hat mich eingeladen.", ich wollte keine Antwort von ihm, denn ich wusste sowieso, dass er dagegen war.
Doch er seufzte nur laut, "Du weißt was ich davon halte. Erinnerst du dich an das letzte Mal?", er schüttelte mit dem Kopf, "Aber wenn du gehen willst, dann werde ich dich lassen."

Grinsend sah ich meinen Dad an und bedankte mich bei ihm.
"Aber es gibt Regeln. Du bist vor Mitternacht wieder Zuhause und kein Alkohol für dich. Du weiß genau was da passiert."
Ich war schon überrascht, dass mein Vater mich überhaupt gehen ließ, doch dass ich so lange bleiben dürfte übertraf alles.

Cobra Kai: Der Weg von Enna LawrenceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt