41. Löwe oder Affe

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"Vielleicht sollte ich in einem anderen Dojo weiter trainieren. Mit einem anderen Sensei, der mir mehr zutraut.", sagte ich provokant, als wir Zuhause ankamen und ich meinen Rucksack in eine Ecke schmiss.

Ich konnte hören, wie er wütend wurde, denn er atmete plötzlich lauter, als er an den Kühlschrank ging und sich eine Dose herausnahm.
Mein Vater drehte sich zu mir um und öffnete die Dose, während er mich autoritär ansah.

"Andere Dojos hätten bestimmt gerne Schüler aus dem Dojo des Champions.", zufrieden grinste ich ihn frech an, bis er seine Dose auf die Küchenplatte knallte.

Drohend zeigte er mit dem Finger auf mich, "Provozier mich nicht. Ich will davon kein Wort mehr hören. Hier bin ich nur dein Vater, im Dojo dein Sensei, wir können beim Training darüber sprechen."

Ich akzeptierte schließlich seine Entscheidung und ließ mich auf den Sessel fallen, bevor ich die Fernbedienung Griff, um mich in meine PlayStation zu vertiefen.

Beim nächsten Training kamen wieder neue Schüler ins Dojo. Doch mein Dad schmiss sie unfreundlich raus und sagte, sie sollen am nächsten Tag wieder kommen.

Als wir uns aufgestellt hatten, witzelte Miguel mit Hawk herum, "Haben Sie das ganze Wochenende gefeiert? Muss ja voll abgegangen sein.", fragte Hawk meinen Vater und nickte zu einem zerstörten Spiegel.

Doch mein Dad blieb ernst, "Was soll ich gefeiert haben? Dass meine Schüler ein Haufen Pussys sind?", streng musterte er die Jungs und mich, "Hawk, Lawrence, Diaz, nach vorne.", auffordernd sah er uns an.
Verwirrt sah ich zu den Jungs, als wir vortraten, doch sie schienen nicht weniger durcheinander zu sein, als ich.
"Hawk. Hast du deinen Gegner angegriffen, als er dir den Rücken zukehrte?"
Hawk bestätigte eher fragend und schielte mit zusammengezogenen Augenbrauen zu mir.

"Lawrence, Diaz, seid ihr absichtlich an die Verletzungen der Gegner gegangen, um zu siegen?"
Miguel bestätigte es mit einem lauten Ja, Sensei ich jedoch nickte nur langsam.
Schließlich blieb mein Vater vor mir stehen und wiederholte laut seine Frage, bis ich es ebenfalls wie Miguel bestätigte.

"Denkt ihr ihr wärt hart?"
Ohne zu antworten sahen wir zu Boden.
"Was? War die Frage zu schwer? Vielleicht braucht ihr Hilfe.", er wendete sich von uns ab und zog seine Runden, "Robinson. Zwei Kobras im Dschungel. Eine tötet einen Löwen. Die anderen einen verkrüppelten Affen. Welche Kobra willst du sein?", er ging vor uns allen auf und ab und schien durch irgendetwas aufgebracht zu sein.

"Die den Löwen tötet, Sensei.", antwortete Aisha ihm schnell.
"Aha und wieso?"
"Sie besiegt das stärkere Tier."
"Korrekt. Bei Cobra Kai geht es darum knallhart zu sein. Und der härteste von allen ist der, der den Gegner besiegt, wenn er am stärksten ist.", sagte er nun wieder ruhiger.

Doch im nächsten Moment bleib er vor Miguel, Hawk und mir stehen und sah uns wütend an, "Nicht wenn er dir den Rücken zukehrt!", sagte er an Hawk gewandt und sah anschließend zu Miguel und mir, "Nicht, wenn er verletzt ist! Ist das klar?", schrie er laut.

Wir antworteten ihm alle, was ihn wieder ein wenig ruhiger machte.
"Kein betrügen mehr. Keine schmutzigen Kämpfe. Das sind ab jetzt Pussymoves und ihr wollt doch keine Pussy sein?"

"Nein, Sensei!"

"Gut. Wir fangen bei Null an. Ihr Drei, 50 Liegestützen auf den Knöcheln. Robinson aufwärmen.", mit den Worten verschwand er in seinem Büro.

Miguel sah uns fragend an und ging meinem Dad hinterher. Hawk fing mit den Liegestützen an, doch ich setzte mich vor ihn und fing an meinen Gedanken freien Lauf zu lassen, "Ich glaube ich brauche einen neuen Sensei."

Eli antwortete mir schwer atmend, "Wieso? Dein Vater ist ein guter Sensei, guck was er aus uns gemacht hat. Er hat uns alle stark gemacht.", er konzentriert sich weiter auf seine Liegestützen.

Schließlich kam auch Miguel zurück und begann, wie Eli seine Liegestützen zu machen.
"Fang lieber auch an, sonst wird der Sensei noch wütender.", warnte Miguel mich, als ich schon meinen Vater in der Tür des Büros sah.

"Lawrence.", sagte er und nickte auffordernd, "In mein Büro."
Langsam stand ich auf und ging zu ihm. Er schloss die Tür und ich setzte mich auf den Stuhl vor dem Tisch.
Auch er nahm Platz.

"Willst du reden?", fragte er ruhig.
Doch ich zuckte nur mit den Schultern. Nachdenkend saß ich vor ihm, bevor ich anfing zu sprechen, "Vielleicht sollte ich wirklich in ein anderes Dojo.", fragend sah ich ihn an, "Vielleicht klappt das einfach nicht mit uns."

"Was redest du für ein Mist? Du bist meine beste Schülerin. Du hast das kämpfen im Blut. Auch wenn Diaz das Tunier gewonnen hat. Ohne deine Verletzung hättest du ihn geschlagen, das weiß ich."

Ich sah ihn nur an und sagte nichts dazu.
"Ich weiß ich habe gesagt, dass ich im Dojo dein Sensei bin. Aber ich bin nun mal auch dein Vater und will dich vor Schäden schützen, das musst du verstehen."

"Ich wollte unbedingt gewinnen. Ich wollte deine Erwartungen erfüllen.", konnte ich schließlich antworten. Mein Dad legte ein sanftes Lächeln auf.
"Du hast meine Erwartungen mehr als erfüllt, Enna. Du hast dich so sehr gebessert und das nicht nur im Kampf."

"Danke.", ich versuchte sein Lob anzunehmen, doch es fiel mir schwer.
"Wenn du in ein anderes Dojo möchtest, dann werde ich dich nicht aufhalten. Doch es wäre schade meine beste Schülerin zu verlieren."

Verstehend nickte ich, "Darf ich jetzt meine Strafe abarbeiten gehen?", fragte ich ihn, als hätte ich gar nicht verstanden, was er gesagt hatte.
Mein Dad gab auf und entließ mich mit einer Handbewegung zurück zu den anderen.

Cobra Kai: Der Weg von Enna LawrenceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt