55. Weich

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Ohne zu reden holten wir uns etwas zum trinken und setzen uns vor dem Dojo auf den Parkplatz.
Gelangweilt scrollte ich durch mein Handy.
Ich wusste, dass mein Dad und Sensei Kreese noch gemeinsam Bier im Dojo tranken und uns nicht dabeihaben wollten.

Doch schließlich begann Miguel zu sprechen, "Ich weiß nicht, was ich von Sensei Kreese halten soll.", er drehte sich zu mir und sah mich abwartend an.
Gelangweilt trank ich aus meiner Dose, bevor ich ihm eine Antwort gab, "Ich bin begeistert von ihm. Er hat meinem Dad alles beigebracht, zusammen sind sie also ein krasses Team."

Doch Miguel schüttelte fassungslos den Kopf, "Ich hoffe zu hast Recht mit deiner Vermutung."
Grinsend sah ich ihn an, "Vertrau mir mal, man.", freundschaftlich gab ich ihm einen Schlag auf die Schulter, doch ich sah an seinen Augen, dass er weiter am grübeln war.

"An was denkst du schon wieder?", genervt sah ich ihn an, "Du bist in letzter Zeit so abwesend und irgendwie weich geworden.", endlich brachte ich es zur Sprache, was ich so lange zurückgehalten hatte.

Überrascht sah er mich an, "Ich...ich denke an Sam.", gab er schließlich zu.
Stöhnend sah ich ihn an, "Sag ich doch, weich. Sogar schon weich in der Birne."
Kopfschüttelnd stand Miguel auf, "Immer hin bin ich kein Arschloch, so wie du es geworden bist!", sagte er nun lauter, fast schreiend.

Auch ich erhob mich, "Ich bin einfach nur keine Pussy, so wie du!", ich schrie ihn an und warf meine Dose wütend auf ihn.
"Enna.", er schüttelte warnend mit dem Kopf, denn ich war bereit gegen ihn zu kämpfen, wenn er mir noch ein mal etwas vorwerfen würde.

"Ich will mich nicht mit dir streiten.", sagte er ruhig und hob ergeben die Hände.
"Dafür ist es jetzt ein bisschen zu spät, findest du nicht?", ich machte mich bereit zuzuschlagen. Miguel wusste, dass ich es ernst meinte und wich zurück.

Doch plötzlich klingelte die Tür des Dojos und mein Dad kam gefolgt von Sensei Kreese heraus.
"Was ist los?", fragte er ernst und versuchte die Situation zu durchblicken.

Schützend ging er sofort zu Miguel rüber und sah mich an, "Was soll das werden, Enna?", da nun mein Dad schützend vor Miguel stand, ließ ich meine Fäuste sinken und sah ihn abwartend an.

"Wolltest du jetzt auch noch Miguel verprügeln?", fragte er mich laut.
"War ja klar, dass du wieder auf seiner Seite stehst.", hasserfüllt sah ich meinen Vater an und blickte anschließend hilfesuchend zum neuen Sensei.

Doch dieser beobachtete uns nur mit verschränken Armen, ohne etwas zu unternehmen.
Mein Vater fuhr ratlos mit den Händen über sein Gesicht, "Okay, steigt ein, wir fahren nach Hause.", ohne Widerspruch stiegen Miguel und ich ins Auto.

Mein Dad unterhielt sich noch kurz mit Kreese und stieg anschließend zu uns ins Auto.
"Ich will so etwas zwischen euch nie wieder sehen, klar?"
"Ja, Sensei.", sagte Miguel sofort.
Doch ich musste erst ein mal durchatmen, bevor ich antworten konnte, "Okay.", sagte ich knapp, doch mein Vater war damit schon zufrieden.

Als er auf dem Parkplatz vor den Wohnungen hielt, stieg ich sofort aus und verzog mich in mein Zimmer.
Ich konnte es nicht fassen, dass mein Dad Miguel verteidigt hatte. Ich war so wütend auf ihn, wie lange schon nicht mehr.

Zu meinem Glück folgte er mir nicht und ließ mich den restlichen Abend in Ruhe.
Doch am nächsten Morgen musste ich ihm unter die Augen treten.
Ich hatte keine Ahnung, wie ich reagieren sollte, denn meiner Meinung nach hatte ich richtig und er falsch gehandelt.

Also beschloss ich mich fertig zu machen und auf direktem Wege die Wohnung zu verlassen.
Ich hatte gerade die Straße erreicht, als ich Hawk anrief, "Wir verbringen heute den Tag im Park. Sag den anderen Bescheid, aber lass Miguel raus."
Schnell erzählte ich ihm, was zwischen mir und Miguel vorgefallen war.

Als ich an der verabredeten Stelle eintraf, war noch keiner da. Stöhnend ließ ich mich ins Gras fallen und sah in den Himmel.
Ich versuchte nicht an Miguel oder meinen Vater zu denken, bis sich schließlich jemand zu mir ins Gras fallen ließ.

"Gemütlich?", fragte Hawk mich und ich drehte meinen Kopf zu ihm, "Wo sind die anderen?"
"Ich habe nur Chris und Mitch erreicht. Sie müssten bald da sein.", er setzte sich wieder auf und sah sich um.

Ich tat es ihm gleich, "Lass uns heute das Training ausfallen lassen. Ich habe keine Lust auf meinen Dad.", bat ich Hawk, doch er lehnte sofort ab.
Endlich stießen Chris uns Mitch zu uns.

Wir redeten eine Zeit lang, bis Mitch auf das Training kam und Hawk sich mit ihm erhob, um ihm etwas beizubringen.
Ich beobachtete die beiden. Eigentlich hatte ich ja riesige Lust auf das Training nachher, doch ich konnte nicht.

Als sich die beiden schließlich wieder zu uns setzten wurde es ruhiger denn Hawk hatte Mitch ausgepowert.
Hawk nickte mir auffordernd zu, "Glaubst du Miguel und du, ihr vertragt euch wieder?"
Ich versuchte ein Zucken meiner Mundwinkel zu vermeiden, doch es klappte nicht, "Da muss er sich schon eine große Entschuldigung einfallen lassen.", sagte ich abwertend.

"Oh oh...", hörten wir plötzlich Mitch flüstern. Fragend sahen wir ihn eine Zeit lang an, bis er uns etwas auf seinem Handy zeigte.
Es war eine Bewertung über das Dojo meines Vaters.

Trotz des Streites mit meinem Dad war ich wütend auf Grund dieser Bewertung. Auch Hawk baute sich auf und versuchte herauszufinden, von wem diese Bewertung stammte, "Für wen hält sich denn dieser Typ?!", fragte er aufgebracht.

Schließlich hielt er mir das Handy vor die Nase. Es zeigte mir ein Profil. Auf dem dem Bild war Demetri zu sehen.
Wütend sah ich zu Hawk, der genau so zu fühlen schien, wie ich.
"Den schnappen wir uns.", flüsterte Hawk und nickte den beiden Jungs anschließend auffordernd zu, "Wir lassen das Training sausen.", sagte er an mich gewandt.

Cobra Kai: Der Weg von Enna LawrenceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt