62. Coyote Creek

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"So etwas habe ich dir nie beigebracht.", sagte er laut und entsetzt, "Du schlägst deinen Gegner nicht, wenn er sowieso schon am Boden ist und verloren hat!"

"Und was ist im echten Leben?", ich versuchte wieder es zu erklären, doch mein Dad ließ mich nicht
"Das war nicht war echte Leben!"
Ich zuckte schließlich mit den Schultern, als würde mich nicht interessieren, was er sagte, "Es war nicht so schlimm, wie du jetzt denkst."

Ich wollte nicht, dass mein Dad sich aufregte oder Sorgen machte, nachdem sein Freund gestorben war und gab nach.
"Ich will so etwas niemals von dir sehen, okay?", sagte er bestimmend.
Ich stimmte ihm zu, denn ich hatte keine Lust mich jetzt schon wieder mit ihn zu streiten.

Am nächsten Tag, als wir ins Dojo kamen, kam Miguel sofort zu mir und meinem Vater.
Ich verzog mich zu Hawk und Aisha und erzählte ihnen sofort, was mein Dad mir gesagt hatte.

Hawk verzog das Gesicht, "Das kann Sensei Lawrence doch nicht ernst meinen.", entsetzt sag er zu meinem Dad rüber, der sich in sein Büro verzog.
Ich hörte, wie mein Vater und Sensei Kreese laut redeten, bevor er wieder nach vorne kam, "Zieht eure Gis an, das Training beginnt gleich."

Ich erhob mich, "Wieso sollen wir uns umziehen?", fragte ich meinen Vater, der mich strafend ansah. 
"Ich dachte wir wollten heute in den Wald fahren.", sagte Miguel, der inzwischen mit den anderen zu mir gekommen war.

Mein Dad sah von Miguel verwirrt zu Kreese und wieder zu Miguel, "Was wollen wir im Wald?"
Schnell mischte sich Sensei Kreese ein, "Es wäre ein guter Zeitpunkt, um die Jungs von den Männern zu trennen und natürlich die Mädchen von den Frauen."

Mein Vater sah Sensei Kreese ungläubig an.
"Coyote Creek.", bestätigte er meinem Dad.
Er sah nachdenklich auf den Boden, bevor er sich wieder an seinen alten Sensei richtete, "Ich weiß nicht, ob sie schon so weit sind."
"Wir können es nur herausfinden, wenn wir es tun.", antwortete Kreese ihm bestimmend.

"Wir sind so weit, Sensei.", sagte Hawk anständig und wartete auf seine Antwort.
"Sensei Lawrence wird entscheiden, ob ihr schon soweit seid. Wenn er sagt es ist okay dann, nur dann, ist es auch okay.", überzeugend sah Kreese Hawk an. Schließlich gab sich mein Dad geschlagen  und wir fuhren zusammen in den Wald.

"Ich fasse es nicht, dass ich den zugestimmt habe.", murmelte mein Dad, als alle gemeinsam durch den Wald gingen, bis wir an einer bestimmten Stelle hielten.
"Ich finde es super.", sagte ich grinsend, woraufhin mein Dad mich sanft von sich weg schubste, damit ich mich zu den anderen stellte.

Kreese drückte meinem Vater Schwarze Bänder in die Hand, nachdem sie getuschelt hatten. Kreese selber hatte rote Bänder.
Ohne etwas zu sagen verteilten sie diese abwechselnd.

Ich wollte unbedingt von Kreeses ein rotes Band haben, doch mein Dad kam ihm zuvor und drückte mir ernst das schwarze Band in die Hand.
Etwas enttäuscht sah ich es, bevor ich es mir um den Kopf Band.

Schließlich waren alle Bänder verteilt und wir standen dem roten Team gegenüber.
"Meine Herren, und Damen, willkommen am Coyote Creek. Wir haben euch in zwei Teams aufgeteilt. Rot und schwarz. Euer Ziel? Erobert so viele Stimmbänder vom gegnerischen Team, wie möglich.", fing Kreese die Ansprache an.
Begeistert sah ich ihm zu, wie er zischen uns auf und ab ging.

"Heute sind die, die euch gegenüber stehen, nicht eure Freunde, nicht eure Brüder. Sie sind eure Feinde. Das letzte Team, das noch steht, hat gewonnen.", er kam neben meinem Dad zum stehen und drehte sich wieder zu uns um.

Ich warf kurz einen Blick auf meinen Vater, der eher abwertend dem zuhörte, was Kreese erzählte. Anscheinend war dies eine Übung, die mein Vater in meinem Alter schon gemacht hatte.

"Und wie kriegt man die Stirnbänder?", warf Miguel ein.
"Mit allen nur möglichen Mitteln. Es gibt keine Regeln.", antwortete Kreese.
Mir schlich ein Lächeln ins Gesicht.
Kämpfen ohne Regeln und Konsequenzen konnte spaßig werden.

"Es ist nur eine Übung. Vertraut eurer Urteilskraft.", sagte mein Dad schließlich, dem das alles eher nicht zu gefallen schien. Er sah mich kurz eindringlich an, bevor er sich abwandte.
"Genau, aber vergesst nicht", Kreese hob das Stirnband hoch, "Das ist euer Leben. Wer es verliert ist tot."

Als es los ging, machte sich Miguel sofort mit Tory auf den Weg in den Wald. Sie verstanden sich sehr gut, doch Miguel hat mir nie erzählt, was genau nun zwischen den beiden ist.

Ich machte mich also alleine auf den Weg in den Wald und blieb immer wachsam. Jedes knacken ließ mich aufschrecken, doch ich war bereit zum kämpfen. Es war fast wie im Videospiel, wer zu letzt stand gewinnt, die Regeln waren also einfach, denn es gab keine.

Plötzlich raschelte es hinter mir und ich drehte mich kampfbereit um. Vor mir stand Aisha, die zwar bereit war zum kämpfen, doch ich sah in ihren Augen, dass sie wusste, sie würde verlieren.

Es dauerte nicht lange und ich hatte ihr das Stirnband abgenommen, "Tut mir leid, Aisha.", sagte ich ein wenig schadenfroh, bevor ich schon die nächsten Bewegungen im Augenwinkel wahrnahm.
Das Rascheln hatte ich wohl durch mein lautes reden überhört und konnte gerade noch so einen harten Tritt blocken.

Sofort sah ich prüfend, wer mich angegriffen hatte.
Es war Hawk, der siegessicher vor mir stand, "Das gibt Rache für meine Kameradin, Lawrence.", sagte er mit einem freudigen Grinsen auf den Lippen.
"Dann zeig, was du drauf hast.", bereit zum Angriff stellte ich mich auf und auch Hawk machte sich bereit.



Cobra Kai: Der Weg von Enna LawrenceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt