93. Verzweiflung

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Er sah mich kurz an und konzentrierte sich wieder auf Demetri, der immer noch bettelte seinen Arm loszulassen, "Du hast gewonnen, bitte lass es, du hast gewonnen.", er wurde immer schneller und panischer, doch das hielt Hawk nicht ab.

Mit einem Ruck brach Hawk ihm den Arm.
Voller Schmerz schrie Demetri auf. Ich beobachtete ihn, während die anderen meinen Freund lobten und sich aus dem Staub machten.

Nur zur Sicherheit trat ich leicht gegen Demetris Arm, der erneut vor Schmerzen aufschrie.
Plötzlich packte mich mein Freund am Arm, "Lass uns abhauen.", flüsterte er mit dem Blick auf seinen ehemaligen besten Freund.

"Was ist mit dir los?", fragte ich ihn, als wir fast am Ausgang waren.
Er blieb erst vor der Tür stehen und drehte sich langsam zu mir um.
Mein Freund wischte das Blut aus meinem Gesicht und sah mich an, bevor er mich küsste, "Ich bringe dich nach Hause.", flüsterte er und sah mich noch einen Moment an.

"Wenn ich so nach Hause komme, lässt mein Dad mich niemals mehr raus.", warnte ich ihn und deutete auf meine Verletzung und meine kaputte Kleidung.
Hawk schien ein wenig gereizt, "Da kann ich dir auch nicht helfen.", er wurde lauter und drückte mir einen Helm in die Hand.

Entsetzt sah ich diesen an. Ich hatte noch die Möglichkeit im Dojo zu bleiben, doch mein Vater hatte gesagt, dass ich nur zwei Stunden weg bleiben durfte.
Also nahm ich es wieder ein Mal auf mich, mit ihm in einen Streit zu geraten.

Als ich Zuhause eintrat, saß mein Vater am Küchentisch und starrte auf seinen Laptop.
Schnellenschrittes ging ich an ihm vorbei ins Bad.
"Alles in Ordnung?", hörte ich ihn rufen, doch er kam nicht zu mir.

Mit einem genervten ja antwortete ich ihm und begutachtete meine Wunde im Gesicht, während ich die kaputten Klamotten auszog und verschwinden ließ.
Ich wischte mit einem Tuch über die Stelle in meinem Gesicht.
Schnell begann es wieder zu bluten, "Scheiße.", fluchte ich leise vor mich hin.

Ich hörte, wie mein Vater sich erhob.
Schnell ging ich zur Badezimmertür und schloss sie, bevor ich den Schlüssel umdrehte.
Augenblicklich klopfte es, "Enna? Ist alles in Ordnung?", er klang besorgt, "Hat der Kerl dir etwas angetan?"

Ich begutachtete weiter meine Stelle und versuchte die Blutung zu stoppen, "Nein."
"Und was machst du da drin?", hakte er weiter nach.
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, also warf ich die nächstbeste Ausrede ein, "Frauenprobleme."

Plötzlich war kurze Stille vor der Tür, "Achso...ähm, okay.", ich hörte, wie er ging und mir den Weg frei machte, sofort öffnete ich die Tür und ging eine weiter in mein Zimmer.
Auch diese Tür schloss ich ab.

"Bist du dir sicher, dass alles okay ist?", wieder stand mein Vater vor meiner Tür, "Hast du...ähm, dieses Frauending das erste Mal?"
Ich brachte ein genervtes Stöhnen raus, "Glaubst du darüber möchte ich mit dir reden?", schrie ich ihn an, "Lass mich in Ruhe."
Endlich verschwand er und ließ mich alleine.

Doch spätestens am nächsten Morgen vor der Schule musste ich ihm erzählen, was passiert war, denn um meine Wunde herum hatte sich auch noch ein blauer Fleck gebildet.

Mit hängendem Kopf kam ich in die Küche und setzte mich an den Tisch.
Ich bemerkte sofort den Blick meines Vaters, der wortlos meinen Kopf anhob und die Stelle begutachtete.

Ich schämte mich dafür. Nicht nur, weil mein Vater nichts davon mit bekommen sollte, sondern auch, weil ich mich hab treffen lassen.
"Was ist gestern wirklich passiert, Enna?", flüsterte er ernst, "War das Hawk?"
Entsetzt sah ich ihn an, "Nein!", fassungslos sah ich ihn an, "Er würde mir niemals so etwas antun."

"Also? Wo wart ihr und was ist passiert?", er blieb mit verschränkten Armen vor mir stehen.
"Wir waren bei Golf 'n Stuff und hatten eine kleine Auseinandersetzung mit den Miyagis...", murmelte ich.

Ich sollte ihm alles erzählen, was passiert war. Als ich erwähnte, dass Hawk Demetri den Arm gebrochen hatte, unterbrach er mich, "Er hat was?", erschrocken sah mein Vater mich an, "Das sind keine kleinen Auseinandersetzungen mehr, Enna. Das ist Körperverletzung und ich weiß wovon ich spreche."

Ich war einsichtig und sah ihn entschuldigend an, "Die haben aber angefangen.", flüsterte ich noch schnell, doch mein Vater interessierte es nicht.
Er schlug wütend auf den Tisch, doch im nächsten Moment vergrub er das Gesicht in den Händen.

"Wie kann ich dir nur helfen.", flüsterte er mehr zu sich, als zu mir. Er ließ die Hände sinken und sah mich an, bevor er sich erhob und in sein Zimmer verschwand.
Verwirrt sah ich ihm hinterher, doch ich hörte ihn im nächsten Moment telefonieren.

Ich hatte Angst, ich wusste nicht was er tat, ob er mich verpfiff oder Hawks Mutter anrief.
"Ich habe dich krank gemeldet. Wir unternehmen heute was.", bestimmend sah er mich an und nickte mir zu.

Ohne Frühstück folgte ich ihm und stieg in den Wagen, "Wohin fahren wir?", flüsterte ich, doch ich bekam von meinem Vater keine Antwort mehr.

Cobra Kai: Der Weg von Enna LawrenceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt