74. Bewusstlos

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Als ich aufwachte strahlte mir helles Licht ins Gesicht.
Total verwirrt und mit einem schmerzenden Kopf sah ich mich um.
Ich lag in einem Bett im Krankenhaus.

Schnell tastete ich mein Gesicht ab, ich hatte einen Verband am Gesicht und an der Hand.
Prüfend tastete ich über meinen ganzen Körper und bemerkte einen weiteren am Bauch.
Zögernd zog ich meine Kleidung hoch und drückte auf den Verband.

"Scheiße.", gab ich schmerzvoll stöhnend von mir und deckte es schnell wieder zu.
"Du bist wach.", sagte eine Krankenschwester, die gerade vorbei gekommen war und kam zu mir herein.

Doch ich sah immer noch verwirrt alles an meinem Körper an, was dort nicht hingehörte.
In meinem linken Arm steckte eine Nadel mit einem Schlauch, der zu einem großen, hängenden Beutel führte. Durch diesen Schlauch floss durchsichtige Flüssigkeit direkt in meinen Arm.

Etwas benommen zupfte ich da dran herum, doch die Schwester redete sofort auf mich ein und legte meine Hand sanft weg.
"Ich sage deinem Dad Bescheid, dass du wach bist."

"Wie lange war ich bewusstlos?", fragte ich sie schnell.
Sie zog eine Akte am Bett heraus, "Fast einen Tag. Ich hole deinen Vater."

Immer noch komplett durcheinander sah ich mich um. Ich erinnerte mich an die Kämpfe in der Schule, doch wie genau ich hier, im Krankenhaus, gelandet bin, wusste ich nicht mehr.

Ich zupfte den Verband von meiner Hand ab und bildete eine Faust.
Es schmerzte sehr und sofort rissen die Wunden wieder auf.
"Enna.", hörte ich eine erleichterte Stimme und einen Augenblick später umarmte mich mein Vater so lange, wie er es noch nie getan hatte.

"Du bist wach.", sagte er immer noch erleichtert, "Wie geht es dir? Was ist genau passiert?", er stand neben meinem Bett und sah mich an.
Doch ich war noch so benommen, dass ich gar nichts verstand. Ich starrte nur auf meine wieder blutende Hand, die die Krankenschwester, die meinen Vater in mein Zimmer begleitet hatte, auch sofort bemerkte.

Sie kümmerte sich schnell um einen neuen Verband, "Der muss drauf bleiben, auch wenn es stört.", nett sah sie mich an und verließ den Raum, um meinen Vater und mich alleine zu lassen.

"Wie ist es zu Ende gegangen?", fragte ich und sah durch das Zimmer.
Zögernd blickte mein Dad mich an, "Kannst du dich erinnern, was passiert ist?"

Ich versuchte angestrengt nachzudenken, "Es gab einen großen Kampf in der Schule. Tory wollte nur eine Rechnung mit LaRusso begleichen und am Ende war es mehr ein Miyagi-Do gegen Cobra Kai...", ich blickte zu meinem Dad und versuchte mich weiter zu erinnern. Ich wollte wissen, wie ich mein Bewusstsein verloren hatte.

Seufzend sah ich auf meine verbundene Hand, bis es mir schließlich einfiel. Blitzschnell sah ich wieder zu meinem Vater auf, "Es war Robby. Ich habe mich auf ihn gestützt, weil er Miguel angreifen wollte. Aber Robby war so schnell wieder auf den Beinen und..."
Mein Vater nickte und deutete mir nicht weiter zu sprechen.

"Ich muss dir etwas sagen, Enna.", ernst sah er mir in die Augen.
Ich hatte sofort ein ungutes Gefühl im Bauch und blickte nervös durch die Gegend, "Was?"
Mein Vater setzte sich zu mir auf das Bett und nahm meine gesunde Hand.

Es musste etwas schlimmes passiert sein, sonst würde er so etwas Merkwürdiges niemals machen.
Ernst sah er mich an. Ich bemerkte, dass es ihm extrem schwer fiel, zu sagen was los war.

Schließlich atmete er tief ein und sah mich an, "Miguel wurde bei dem Kampf sehr schwer verletzt. Es steht nicht gut um ihn."
Erschrocken setzte ich mich auf, "Was soll das heißen, Dad?"
Ich bemerkte, wie er Tränen unterdrückte, doch ich wusste nicht, was ich tun sollte. Mein Dad dürfte nicht weinen, das passte nicht zu ihm.

"Die Ärzte kämpfen um sein Leben. Er ist nicht bei Bewusstsein.", er schüttelte mit dem Kopf und drehte ihn anschließend zur Seite, "Dieses Wissen, dass ihr beide bewusstlos im Krankenhaus seid, war schrecklich. Ich bin so froh, dass es dir gut geht, Enna.", er drückte mich erneut und ich konnte nicht anders, als diese Umarmung zu erwidern, denn plötzlich stiegen mir auch Tränen in die Augen.

"Ist Miguel hier im Krankenhaus?", flüsterte ich während der Umarmung. Mein Dad lies mich los und nickte, "Auf der Intensivstation. Aber die Ärzte lassen mich nicht zu ihm. Nur Familie."

Entschlossen riss ich meine Bettdecke weg und versuchte mir den Schlauch aus dem Arm zu ziehen. Doch mein Vater legte sanft seine Hand auf meine und schüttelte mit dem Kopf.

"Ich muss zu Miguel.", sagte ich schnell.
"Sie werden dich nicht rein lassen."
Doch ich wollte nicht auf ihn hören.
Da er mich bat den Schlauch nicht aus dem Arm zu ziehen, nahm ich den ganzen Halter mit, an dem der Beutel mit der Flüssigkeit hing.

Das komische Ding an meinem Finger riss ich einfach ab.
Doch so einfach war das gar nicht. Meine Beine waren zittrig und gaben nach, als ich aufstand.
Sofort stütze mich mein Dad, "Du solltest es langsam angehen lassen. Du musst dich ausruhen.", er setze mich zurück auf das Bett.

Doch ich starrte auf den Boden, ich wollte unbedingt zu Miguel, also stand ich erneut auf, "Ich muss zu Miguel, ich muss für ihn da sein.", entschlossen versuchte ich es erneut.
Es war anstrengend, doch ich schaffte es.
Doch im Türrahmen blieb ich stehen. Mir fiel ein, dass mein Vater und ich am Morgen vor dem Kampf nicht gerade in Frieden auseinander gegangen sind.

Schwach hielt ich mich am Türrahmen fest. Ich drehte mich nicht zu ihm um und starrte auf den Boden, "Wirst du noch hier sein, wenn ich zurückkomme, Dad?"

Cobra Kai: Der Weg von Enna LawrenceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt