Kapitel 28 - Noch mehr Gefluche

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Kurzes Kapitel, aber heute kommt noch eins <3 Ich hoffe, ihr seid glücklich, dass die erste richtig romantische Szene mit Harry und Honor passiert ist :)

Ein letztes Mal dreht Harry mich und schließlich beendet er unseren Tanz, indem er mich loslässt und ich fast stolpernd zum Stehen komme.

Mit leicht erhobenen Mundwinkeln verbeugt er sich leicht, als wäre er tatsächlich ein wahrer Prinz. „Ich denke, das sollte reichen. Es war mir beinahe ein Vergnügen."

Errötet sehe ich ihn wie festgefroren an. Ich scheine so versunken in unserem Gespräch gewesen zu sein, dass mir gar nicht aufgefallen ist, wie viele Leute bereits um uns herum tanzen. Sogar die anderen Mädchen haben schon aufgehört zu tanzen. Ein paar von ihnen sehe ich am Rand der Tanzfläche, Harry und mich anstarren und kichern.

Als Harry von der Tanzfläche gleitet mit solch einer Grazie, wie sie kaum zu ihm passt, stehe ich noch immer auf einem Fleck und sehe ihm wie benommen hinterher. Wieso ist er so? Wenn man mir dieses riesige Fragezeichen über meinem Kopf nicht ansieht, dann weiß ich auch nicht mehr. Gott, ich will wissen, wo er so tanzen gelernt hat und wieso er so ... so elegant und seriös sein kann, obwohl er ein absolut nicht netter Kerl ist, wie er sagte.

Und ich will wissen, was verdammt nochmal mit mir selbst los ist. Wieso bin ich auf einmal so benebelt von ihm? Das muss dieses weiße Hemd oder diese schwarze Hose sein, die so perfekt um seine schmalen Hüften sitzt. Oder seine Haare, die heute mal kein reines Durcheinander sind. Ein tanzendes Pärchen, das mich ausversehen anrempelt, holt mich aus meinen tiefen Gedanken. Gott, ich muss damit aufhören.

„Marie!", höre ich die Stimme meines Grandpas. Ich drehe mich in die Richtung aus der er gerufen hat und sehe, wie er breit grinsend auf mich zukommt. Er klatscht freudig in die Hände. „Das war große Klasse!", sagt er und zieht mich von der Tanzfläche. „Wer hätte gedacht, dass Harry so tanzen könnte, huh?"

„Ja", hauche ich mit den Gedanken sofort wieder bei seinen grünen Augen. „Wer hätte das gedacht."

„Du darfst das auf keinen Fall deiner Mutter erzählen", sagt Grandpa, während wir zum Personalraum laufen. „Sie würde mich umbringen, wenn sie wüsste, dass ich euch beide den ganzen Abend zusammen arbeiten lassen habe. Bitte behalte das für dich."

Leicht lache ich. „Keine Sorge, sie wird es nie erfahren."

Er atmet auf und wischt sich imaginären Schweiß von der Stirn. Dann greift er nach meinem Mantel, der an der Tür hängt. „Du hast das heute sehr gut gemacht, Marie, ich bin stolz auf dich. Du darfst nach Hause gehen."

Ich runzle die Stirn. „Aber der Abend ist doch noch lange nicht rum."

Grandpa hält mir die Jacke so hin, dass ich gleich reinschlüpfen kann. „Ich brauche nicht mehr alle Mädchen und außerdem bist du nur Aushilfe. Und meine Enkelin. Also darfst du früher gehen."

Ich drehe mich schmunzelnd um und lasse mir von ihm den Mantel über die Schultern ziehen. „Danke, Grandpa", sage ich und drehe mich zu ihm um.

Er lächelt zurück. „Kein Problem. Aber vergiss nicht. Deine Mutter darf nichts erfahren."

Wieder lache ich leicht. „Dein Geheimnis ist bei mir sicher."

Ich schnappe mir noch schnell meine Tasche, tausche meine hohen Schuhe gegen Flache und verlasse die große Halle. Draußen atme ich erst mal tief ein und aus. Endlich frische Luft. Das brauchte ich da drinnen wirklich am meisten, vor allem als ich mit Harry getanzt habe. Ich habe das Gefühl, dass mein Körper das erste Mal diesen Abend abkühlt und vielleicht endlich meine erhitzten Wangen verschwinden könnten. Seufzend sehe ich nach oben in den Himmel zu den Sternen, dann will ich gerade losgehen, als mich etwas lilafarbenes anfunkelt. Schmunzelnd bücke ich mich nach dem Veilchen und pflücke es. Ich könnte nie genug bekommen.

„Was hast du nur ständig mit diesen scheiß Blumen?", ertönt eine tiefe Stimme hinter mir.

Erschrocken drehe ich mich um und muss mir einen Schrei unterdrücken, stattdessen fasse ich mir entsetzt ans Herz. „Harry! Kündige dich doch das nächste Mal früher an!"

Er hebt eine Braue und bläst den Rauch seiner Zigarette aus. Dieser Krebsstängel wiederspricht seinem schönen weißen Hemd. Ich bin mir sicher, dass er jetzt nicht mehr so gut riecht. „Kann ich wissen, dass du dir in die Hosen scheißt, während du irgendwelche beschissenen Blumen pflückst?"

Ich verdrehe die Augen und lasse das Veilchen in der Innentasche meines Mantels verschwinden. „Könntest du vielleicht noch mehr fluchen?"

„Reg dich nicht auf. Nicht jeder steht auf Blumen und Violinsonate. Was tust du eigentlich immer mit diesen Drecksteilen?", gibt er lässig zurück und zieht erneut an seiner Zigarette.

Ich schließe meinen Mantel und lasse seine Beleidigung gar nicht erst an mich ran. „Ich trockne sie und klebe sie dann in Bücher."

Jetzt lacht er rau und schüttelt mit dem Kopf.

„Wieso lachst du?"

„Weil du tatsächlich noch ermüdender sein kannst, als ich dachte."

„Ermüdender? Mir macht das Spaß. Das sind nun mal meine Interessen. Tut mir leid, dass ich nicht rauche und Alkohol trinke oder Drogen nehme, so wie du. Dein Leben muss ja höchst interessant sein." Wow. Die frische Luft tut mir anscheinend besser, als ich dachte. Auf einmal kann ich mich vor ihm beweisen.

Harry schmeißt seine Zigarette weg und bläst den Rauch aus, der in dem Himmel empor steigt. „Ja, wie auch immer." Er sieht mich nicht noch einmal an, als er die Tür zur Halle öffnet und sagt: „Ich bin weg."


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