Kapitel 55 - Zachäus

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Oh man, danke für die vielen Kommentare und Votes!!!

Harry bleibt stehen und mein Puls steigt sofort. Sein Kiefer spannt sich an und sein Kopf schwenkt sofort zu Jimmy und seinen Freunden, die lachend abdampfen.

Plötzlich setzt er sich in Bewegung. Mit schweren Schritten geht er Jimmy hinterher und noch bevor ich ihn rufen kann, hat er sich Jimmy von hinten am Kragen gepackt. Er zieht ihn aggressiv und mit so viel Schwung an einen Baum, dass Jimmy vor Schmerz aufjault.

Ich halte mir die Hände vor das Gesicht, als Harry ausholt. Das Einzige, das ich mitbekomme, sind die vielen Leute, die plötzlich wild durcheinander reden und Jimmy, der versucht zu protestieren.

Als ich angerempelt werde, weil jemand zur Hilfe eilt, nehme ich die Hände von den Augen weg. Innerhalb von Sekunden haben sich mindestens zwanzig Leute im Vorgarten versammelt und sehen zu, wie Harry Jimmy einfach zu Boden fallen lässt, dabei aber kein Stück Reue ausstrahlt.

Jimmy blutet aus der Nase, es hängt ihm sogar um den Mund herum. Er hustet, als er auf dem Boden liegt und sich in der Erde einhackt. „Du beschissener Wichser", hustet er kläglich und wischt sich mit der Hand über die blutende Nase.

Harry hockt sich, noch immer mit diesem aggressiven Blick, neben ihn und packt ihn sich mit einer Hand nochmal am Kragen seines Pullovers, um ihn höher zu sich zu ziehen. Ich höre nicht, was er zu Jimmy sagt, doch es ist nichts freundliches, wenn man sich Jimmys Blick ansieht, nachdem Harry ihn wieder zu Boden fallen lässt.

„Hey!", ruft ein anderer Junge, der sich als erster traut, dazwischen zu gehen, obwohl es schon vorbei ist. „Was soll der Mist?"

Er will Harry von Jimmy wegdrücken, doch Harry schupst ihn sofort von sich weg. „Fass mich gefälligst nicht an!", zischt er und steigt über Jimmy hinweg, in meine Richtung.

„Verkackter Psycho", flucht Jimmy noch im Hintergrund, doch das scheint Harry nicht mehr zu interessieren.

Er geht durch die Mädchen und Jungs hindurch und scheint sie alle ausblenden zu können. Alle sehen ihn an und gehen ihm aus dem Weg, als wäre er entweder ein König oder der Teufel. Ich tippe eher auf die zweite Möglichkeit, denn mit dem Blut an den Händen und seiner allgemein düsteren Ausstrahlung, werden ihn alle wohl kaum schweigend ansehen, weil sie ihn toll finden.

Ich merke erst, dass mir ein Kloß im Hals steckt, als er genau vor mir steht und mich mit seinen dunklen Augen betrachtet. „Ich werde gehen", raunt er. „Willst du mit?"

Entsetzt sehe ich zu Jimmy, der gerade von seinen Freunden auf die Beine gestellt wird und dann wieder zu Harry vor mir. „Harry", krächze ich. „D-Du – Was hast du getan?"

„Ich habe das getan, was er schon vor zehn Jahren verdient hat. Also was ist? Wo ist deine Jacke?"

„Sie ist drinnen bei Olivia ..."

Harry atmet durch, dann zieht er einen Schlüssel aus seiner Hosentasche und gibt ihn mir. „Ich bin mit Dales Auto da. Ich stehe am Straßenende." Dann dreht er sich um und geht zum Haus.

Verdutzt sehe ich ihm hinterher und dann in den Schlüssel in meiner Hand. Er will, dass ich mit ihm mitkomme? Sagte er nicht, er feiert Silvester mit irgendwelchen Freunden, die ich bestimmt nicht leiden kann? Und wieso ist er überhaupt hier hergekommen?

Doch meine Entscheidung steht fest. Natürlich komme ich mit Harry mit, wenn er das möchte. Ich wäre nirgends lieber, auch wenn er eben gerade Jimmy blutig geschlagen hat. Eigentlich hat es Jimmy wirklich irgendwie verdient. Er hat mich damals schon ständig fertig gemacht und jetzt hat er seine Abrechnung dafür bekommen.

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