Epilog

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Momente.

Momente, in denen ich glücklich war.

Der Moment, in dem ich Harry das erste Mal nahe gekommen bin, der Moment, in dem Harry mich das erste Mal küsste, der Moment, in dem wir das erste Mal miteinander schliefen und der Moment, in dem er mir sagte, er würde mich für immer lieben.

Momente, in denen ich unglücklich war.

Nein, stop.

Ich denke nicht, an Momente, in denen ich unglücklich war. Ich denke an Momente, die mich an ihn erinnern.

An sein Haar. Seine Haut. Sein Körper. Seine Stimme. Sein Herz und seine reine Seele.

Er ist der erste, nach dem ich suche, wenn ich einen Raum voller Menschen betrete und er ist der erste, an den ich denke, wenn ich morgens aufwache.

Ich liebe Harry.

Ich werde ihn immer lieben. Auch im Himmel.

Und jetzt gerade in diesem Moment ... In diesem Moment laufe ich über den Friedhof und erlebe einen Moment, in dem ich nicht weiß, wie ich fühlen soll.

Soll ich trauern? Soll ich glücklich sein?

Ich wusste damals schon, es würde so kommen, doch trotzdem fühlt es sich seltsam an.

Alles ist jetzt anders. Mein ganzes Leben geht jetzt in eine andere Richtung, doch das ist in Ordnung. Ich habe gelernt, mit dem Tod zu leben, denn ich starb bereits mehrere in dieser einen Nacht, in der Harry blutend in meinen Armen lag und die Augen schloss.

Ich trage einen lange, schwarzen Mantel und der herbstliche Wind fegt mir durch die blonden Haare, als ich auf das Grab vor mir auf dem Grund sehe.

Es ist immer noch ein beklommenes Gefühl, doch gleichzeitig kann ich jetzt freier leben.

Harry und ich können jetzt freier, glücklicher leben. Auch im Himmel.

Meine Augen schweifen zu dem großen Grabstein, um die Schrift zu lesen, die vor einem Jahr dort eingehämmert wurde.

Ja. Ein Jahr ist es schon her seit diese Nacht vergangen ist. Und ich lebe noch immer.

Ich dachte seit dieser Nacht nie wieder darüber nach, mir das Leben zu nehmen. Ich dachte nie wieder darüber nach, ehrlich zu trauern oder einen weiteren Tod zu sterben, denn ich bin befreit. Alles geht jetzt in eine bestimme Richtung mit der ich Leben kann, so wie ich es immer wollte.

Eine Hand legt sich in meine, als ich die Schrift lese, die ich Tag und Nacht lesen könnte.

Ich sehe rechts neben mich und sehe in das wunderschöne Gesicht des Engels, der mich täglich mit neuer Liebe erfüllt. Auch er lächelt.

Wir lächeln jeden Tag.

Wieder sehe auf den Grabstein vor mir.

Rest in Peace
Esther Josepha Styles (27.September 1961 – 13. Feburar 2015)

Tief atme ich ein und aus.

Ja, ich bin glücklich. Jeden Tag bin ich glücklich. Ich denke nicht mehr an die Momente, die mir mein Glück rauben, denn all das ist jetzt vorbei. Die Angst und die Furcht, die uns monatelang verfolgte, ist jetzt vorbei, denn Esther ist tot.

Noch in der einen Nacht, hat sie sich selbst das Leben genommen. Warum, wissen wir alle nicht. Sie erstach sich in Nialls Wohnung, als wir verschwunden waren. Joel wurde in eine Nervenanstalt gesteckt, nachdem man ihn mit seiner toten Frau im Arm auffand.

Und Harry ... Harry überlebte.

Wir alle überlebten.

Denn das haben wir verdient.

Wir haben dieses Leben hier auf dieser Erde verdient, denn wir machten zu grausame Zeiten durch.

Gott bestraft nun mal nicht die Menschen, die wegen Boshaftigkeit geschändet wurden. Gott weiß, wer gut und wer böse ist. Und er hat Esther gerichtet.

Harry und ich leben in Birmingham. Ich gehe auf die Musikschule und er arbeitet in einer Werkstatt.

Niall ist mit uns gekommen, denn er hat eine Freundin in Birmingham gefunden.

Und Dale? Tja. Er ist in London. Wir haben nie wieder was von ihm gehört. Er hat Fehler getan und damit kann er nicht leben. Wir sind uns sicher, dass wir ihn nie wieder sehen werden. Es ist traurig, doch gleichzeitig ist es okay. Er hat uns viel Leid und Kummer bereitet. Die Zeit war gekommen, die schlechten Menschen aus unserem Leben zu entfernen.

Granno und Mary bekommen uns oft besuchen. Sie lieben Harry. Das tun sie wirklich.

Und er liebt sie.

Sie wussten nie, dass Joel wirklich so krank war. Sie wollten ihm nie etwas Böses, auch wenn Dale das sagte. Sie lieben Harry und das ist alles was zählt. Wenn sie bei uns sind, sind wir eine ganz normale Familie.

Und meine Eltern ... Meine Eltern lieben mich auch. Und ich liebe sie. Auch wenn viele Dinge passiert sind und auch wenn ich sie vielleicht nie wieder so sehen kann, wie früher, liebe ich sie, denn sie waren viele Jahre mein Halt. Sie gehören in mein Leben, wie Harry es tut. Und Grandpa und Grandma auch.

Sie alle lieben Harry.

Sie alle lieben Harry.

Sie lieben Harry.

Er wird geliebt von den Menschen, die ich liebe.

Und in den Momenten, in denen mir das klar wird ... In denen mir klar wird, dass dieser kleiner, kaputte Junge aus der Grundschule endlich ein normales Leben führen kann, mit Menschen, die ihn lieben, dann ...

Dann weiß ich, dass unsere Geschichte gemeinsam endet.

Noch oft denke ich an die Zeit zurück, wo ich trauerte und er trauerte und noch oft reden wir über die Vergangenheit, denn seine Geschichte ist ... Wir werden uns ewig an sie erinnern.

Doch heute sind wir anders. Heute sind wir glücklich und wir lieben.

Momente.

Ich schließe die Augen und atme tief ein und aus. Lasse den Wind um meine Ohren fegen und rieche den wunderbaren Geruch der Freiheit.

Momente.

Harry und ich fahren gemeinsam wieder nach Hause.

Momente.

Harry und ich lieben.

Momente.

Momente, in denen ich glücklich bin.

Jetzt.


Gleich kommt noch ein Kapitel <3



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