Kapitel 69 - Vom Gehen und Wollen

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Die Geschichte ist einfach Platz #8 in Fanfiction. Holy moly. Und dann auch noch fast 100.000 Reads. wuuuut

„Harry ... Du musst damit ins Krankenhaus. Du könntest – Du könntest gebrochene Rippen haben oder Organschäden oder –''

„Hör auf."

Verzweifelt sehe ich von dem tiefroten Bluterguss zu ihm. Sein Blick ist undefinierbar. So resigniert, doch gleichzeitig so eindringlich.

„Es sieht schlimmer aus, als es ist", sagt er, als würde er mich tatsächlich beruhigen wollen.

Ich sehe wieder auf seinen Körper, betrachte die vielen Wunden. „Das kann ich mir nicht vorstellen ... Das – Ich – Harry, das müssen unglaubliche Schmerzen sein." Beinahe aufgebracht, stehe ich auf. Ich komme damit einfach nicht klar. Er leidet schon wieder und ich sehe es. Ich hasse es, dass ich so verdammt empfindlich und verweichlicht bin. Doch trotzdem kommen steigen mir wieder die Tränen in die Augen.

Harry sieht zu mir auf, während ich versuche nicht zu weinen. Es gelingt mir nicht. Er sieht zu verletzt aus.

„Nein", sagt Harry jetzt mit fester Stimme. Sein Ausdruck ist ernst. „Du wirst jetzt nicht weinen."

Ich drehe mich etwas von ihm weg, damit er mir nicht ins Gesicht sehen kann. „E-Es tut mir leid, aber ... Ich kann nichts dafür."

„Trotzdem wirst du nicht weinen. Lern endlich stark zu bleiben und nicht immer schwach zu werden."

Ich schniefe. „Du sagst das so einfach ... Ich bin nicht so wie du."

„Honor."

Mein Gesicht ist weiterhin zur Wand gedreht. Ich kann ihn einfach nicht ansehen. Jetzt fühle ich mich noch schwächer und mickriger, wenn er mir sagt, dass weinen Schwäche bedeutet. Ich kann nicht einfach aufhören.

„Honor, sieh mich an."

Widerwillig drehe ich meinen Kopf wieder zu ihm. Schnell wische ich mir vorher noch eine Träne vom Augenwinkel.

Er stöhnt peinigend auf, als er sich hochstemmt. Ich komme nicht mal dazu, ihm zu helfen, da steht er schon in seiner vollen Montur vor mir, ungefähr ein Meter von mir entfernt. Jetzt sehe ich seine Wunden noch mehr.

Nun kommen mir erst recht die Tränen.

„Hör gefälligst auf zu weinen", spricht er wieder, versucht den Schmerz zu unterdrücken, während er steht. „Du wirst jetzt, wo du mich so siehst, keine weitere Träne vergießen. Du musst damit aufhören, wirklich."

Ich sehe zu Boden, weil ich seinen Anblick nicht ertrage. „Du verstehst das nicht."

„Sieh nicht zu Boden", spricht er wieder, worauf ich ergeben aufsehe. „Hast du es nicht langsam satt, ständig einzuknicken? Es war früher so und es wird immer so sein, wenn du nicht auf mich hörst und endlich damit aufhörst."

Kurz schweigt er.

„Du bist stärker, als das, was du denkst zu sein. Und deswegen wirst du jetzt, scheiße nochmal, aufhören wegen so einem Bullshit zu weinen. Du weinst nicht wegen deinen Eltern oder meinen Eltern oder Dale oder sonst irgendwem. Auch nicht wegen mir. Das ist jetzt vorbei." Sein Blick scheint mir direkt in die Seele blicken zu können. „Verstanden?"

Ich schlucke den Kloß in meinem Hals herunter. Ich nicke schnell, weil ich das Gefühl habe, ich müsste einfach gehorchen.

„Gut." Er atmet tief durch. „Und jetzt atme ein und aus."

Ich tue, was er sagt. Ich atme ein. Und wieder aus. Dann noch einmal. Ich sehe ihn die ganze Zeit dabei an.

Irgendwann sagt er: „Siehst du? Du hast nicht geweint."

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