Irgendwie war die ganze idee in meinem Kopf besser, als ich sie hier niedergeschrieben habe ... hab das Gefühl, die ganze story ist nur noch bullshit :D
Ich kneife meine Kiefer aufeinander und beginne erneut zu beten. Gott, bitte lass mich lebend aus diesem Geständnis und dieser Offenbarung rauskommen. Ich will, dass meine Geschichte gut endet. Ich will nicht, dass meine Geschichte mit der Tatsache endet, dass ich tausend Tode gestorben bin und am Ende einen weiteren sterbe, weil ich die Wahrheit nicht ertrage.
Ich will, dass meine Geschichte mit Harry endet. Bitte.
Erwartungsvoll sehe ich Harry durch das leichte Licht der kleinen Lampe an. Ich sehe nur sein Profil, die eine Hälfte seines schönen Gesichts, verschwindet komplett im Schatten. Man sieht ihm an, wie sehr es ihm widerstrebt, mir jetzt die ganze, komplette Wahrheit zu sagen, doch da muss er durch. Ich habe es verdient, die Wahrheit zu erfahren, wie grausam sie auch sein mag.
„Das ist alles komplizierter, als du denkst", fängt er konzentriert und wortkarg an. Er will es mir noch immer nicht erzählen, doch ich lasse nicht zu, dass er dieses Geheimnis für sich behält. „Es gibt so scheiß viele Dinge, die du nicht weißt."
„Versuch sie mir zu erzählen", sage ich bittend und komme ihm ein wenig näher. Ich sehe ihn einfühlsam an, damit er sich ein wenig sicherer hier mit mir fühlt. „Ich bitte dich. Ich will wissen, wieso ... Ich will zuerst das mit meinem Vater wissen."
Harry atmet tief durch und wischt sich ruhelos durchs Gesicht. „Okay." Er richtet sich mehr auf und setzt sich mir genau gegenüber. „Du willst die Wahrheit, also bekommst du sie."
Aufgeregt nicke ich und hoffe im nächsten Moment, dass ich es nicht bereuen werden, ihn dazu gezwungen zu haben, mir alles zu erzählen.
Er sieht mich jetzt an. „Damals ... Also als wir noch kleine Kinder waren, waren unsere Eltern in einer Art – Wie soll man diese Scheiße nennen? Christliche Gemeinschaftsgruppe für kranke Bastarde? Keine Ahnung. Es -''
„Stop", unterbreche ich ihn und hebe die Hand, worauf er sofort aufhört. „Sag mir bitte erst, wieso ... Also was mit meinem wirklichen Vater ist. Ich würde es gerne als erstes wissen."
Harry seufzt und verzieht den Mund. „Soweit ich weiß, ist er noch vor deiner Geburt gestorben ... Woran weiß ich nicht. Aber er ... Na ja. Er lebt nicht mehr."
Stumm nicke ich. „Okay", sage ich mit heiserer Stimme. Es verletzt mich nicht. Ich kannte ihn nie. Für mich war Gus immer mein richtiger Vater, niemand anders.
Weil Harry zu merken scheint, dass er weiterreden kann, sagt er: „Okay ... Ich kenn mich mit dieser Scheiße nicht aus, aber meine Mutter hat deiner Mutter damals gesagt, dass es irgendeine komische Taufart gibt, wo man ein Kind, auf ein Elternteil prägen kann. Ich kann es mir nur so erklären: Deine Mutter wollte nicht, dass du ohne Vater bist und deswegen sind sie mit dir als Baby in die scheiß Kirche und wollten diese Taufe mit dir und Gus durchführen. Tja ... Das verlief dann jedoch alles ein wenig anders."
Ich runzle die Stirn. „Wie meinst du das?"
Wieder atmet Harry tief ein und aus, bevor er weiter redet. „Hast du schon mal von der Legende Hero und Leander gehört?"
Sofort springen mir mehrere Erinnerungen in den Kopf. Esther hat ständig diese zwei Namen genannt. Doch ich kann mich an den Kontext ihrer Sätze nicht mehr erinnern, deshalb schüttle ich den Kopf. „Nein ... Esther hat nur ab und zu davon gesprochen, aber ich wusste nie, was es bedeutet."
Jetzt sieht er mich an. Seine Augen sind so schön und leuchten wie Feuer, durch die kleine Lampe. „Hero und Leander sollen Seelenverwandte der Antike gewesen sein. Sie waren eine Erfindung. Es heißt das ... Es heißt, dass Leander Länder durchklimmte für Hero, während sie für ihn leuchtete. Sie wies ihm den Weg, damit er zu ihr gelangen konnte. Und irgendwann erlosch ihr Licht und Leander starb." Harry schweigt kurz. „Hero brachte sie sofort danach um, als sie herausfand, dass ihr beschissener Seelenverwandte tot ist."
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Remember His Story
Fanfiction"Sie wünschte sich manchmal, sie könnte seine Gedanken lesen. Doch dann fragte sie sich, ob sie mit der Wahrheit leben könnte." In Honors Grundschulzeit gab es einen Jungen, an den sie sich ewig erinnern würde. Er war anders, als die anderen Jungs...