Kapitel 47 - Rosvita

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Ich sehe zu Harry. Er hat immer noch das selbstgefälligste Grinsen im Gesicht, das er wahrscheinlich je gegrinst hat. Natürlich muss er nur in solchen Situationen seine wunderbaren Grübchen zeigen. Ich gehe an der riesengroßen Pfütze vorbei zu einem alten Stapel Handtücher. „Hör auf so blöd zu grinsen", keife ich und nehme mir ein Handtuch, greife jedoch im nächsten Moment zum ganzen Stapel, weil wir sie wahrscheinlich alle gebrauchen werden. Fast der ganze Abstellraum steht unter Wasser.

„Du glaubst, ich helfe dir bei der Scheiße?", feixt Harry immer noch amüsiert und zeigt auf die riesige Pfütze. „Scheiße, nein."

Ich knie mich neben die Pfütze und schmeiße das erste Handtuch hinein. „Scheiße, doch", ahme ich ihn nach. „Es ist auch deine Schuld, dass hier alles nass ist!"

Wieder lacht er laut. Er kann ja gar nicht mehr aufhören, sich über mich lustig zu machen. „Meine Schuld? Ich hab ganz bestimmt nichts damit zu tun, wenn du deinem Chef ein Eimer Wasser über den Kopf schüttest!"

Ich funkle ihn böse an. „Es sollte ja auch eigentlich dich treffen!"

„Wer hätte das gedacht?" Vor lauter Lachen, klopft er sich sogar schon auf sein Knie und muss sich im Türrahmen festhalten.

Umso länger er lacht, kann ich mir ein Grinsen nicht mehr unterdrücken. Es ist einfach ansteckend. Er sieht so glücklich aus, wenn er lacht, auch wenn er theoretisch über mich lacht. Hauptsache, er lacht. „Halt endlich die Klappe!", rufe ich ihm zu und versuche vergeblich mein Grinsen zu unterdrücken. Ich schmeiße ihm das bereits in Wasser getränkt Handtuch gegen die Brust, worauf er sich langsam wieder einbekommt. „Und jetzt hilf mir!"

Und ohne, dass ich es erwartet hätte, kommt er wirklich – immer noch leicht lachend – auf mich zu und kniet sich neben mich. „Ich sollte dich die Scheiße wirklich allein sauber machen lassen", sagt er. „Einfach nur, weil du's wirklich überhaupt nicht drauf hast."

„Danach kannst du noch die riesige Pfütze in der Halle sauber machen", weise ich ihn an und schmeiße das nächste Handtuch in die Pfütze, wische es hin und her, um das Wasser aufzusaugen. „Das hast nämlich du angerichtet."

Er nickt und muss sich auf die Innenwange beißen, um nicht wieder aufzulachen, doch ein belustigtes Grinsen bleibt. Er wischt ebenfalls mit einem Handtuch durch das Wasser.

Weil mich sein doofes Grinsen langsam echt provoziert, spritze ich ihn ein wenig Wasser ins Gesicht. „Hör endlich auf zu grinsen!"

Kurz denke ich, er wird sauer, doch er grinst einfach weiter und wischt sich das Wasser aus dem Gesicht. Er ist so attraktiv, es tut beinahe weh, ihm beim Lachen zuzusehen. „Ich komme einfach noch nicht drauf klar, wie schlecht du in so was einfach bist", gluckst er.

Ich verdrehe die Augen, muss mir allerdings auf die Lippe beißen, um mir das Grinsen zu unterdrücken, was bestätigen würde, wie sehr ich diesen Moment gerade genieße. Das ist wahrscheinlich der erste verspielte Moment, den ich mit Harry habe, indem ich mich nicht schlecht fühle. Es macht Spaß, so mit ihm zu lachen, als hätten wir sonst keine anderen Probleme. Als wäre er ein normaler Junge und ich ein normales Mädchen, dass einfach nur ein wenig in seine grünen Augen verknallt ist.

Plötzlich klingelt Harrys Hotelthandy in seinem Hausmeistergürtel. Er atmet genervt aus und setzt sich auf, geht ran. „Ja?", brummt er und versucht nicht mal freundlich zu klingen. Dass da auch ein Gast dran sein kann, interessiert ihn gar nicht. „Frag Bill – Ich war vor einer scheiß Stunde erst da, man – Mir scheiß egal, ich kann gerade nicht." Dann legt er einfach auf uns schiebt sich erneut gereizt das Handy in die Hosentasche.

„Ich hoffe doch, dass da niemand Wichtiges dran war", sage ich mit erhobener Braue und werfe das nächste nasse Handtuch in den Flur draußen.

„Die Küche", murrt er und schmeißt eina anderes Handtuch in die Pfütze. „Diese scheiß Rosvita ist zu unfähig den Spülmixer zu verwenden und verstopft ihn heute schon zum dritten Mal."

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