Kapitel 68 - Er soll keine Schmerzen erleiden

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Ich finde das ja so lieb, dass ihr euch für die Kapitel bedankt, echt super sweet :)

Ich halte den Atem an, als ich noch das Blut seiner Nase sanft entferne. Als ich das Blut an dem Taschentuch sehe, denke ich für einen kurzen Moment, dass ich einen riesigen Fehler gemacht habe.

Als das wäre nie passiert, wenn ich Harry nie richtig kennengelernt hätte. Wenn ich ihn nicht ständig nach all diesen Dingen gefragt hätte, wenn ich ... Wenn ich ihn einfach nicht so verdammt mögen würde. Ich fühle mich schrecklich, die Tränen fließen stumm über meine Wange, während ich gedankenverloren über seinen Kopf streichle.

Ist es das wert?

Ist es das wirklich wert, Harry solche Dinge widerfahren zu lassen, nur weil ich ihn nicht loslassen kann? Ich will ihn bei mir haben, ihn in meinem Leben haben, das ist das Problem. Ich bin egoistisch, so egoistisch. Harry hat ständig versucht, mir zu sagen, dass es nicht funktioniert, dass er und ich einfach nicht gemeinsam existieren können, doch trotzdem bin ich bei ihm. Weil ich ohne ihn nichts bin. So fühlt es sich jeden Falls an, wenn er nicht da ist.

Doch jetzt sehe ich das Resultat davon, dass meine Neugier größer ist, als meine Vernunft.

Er liegt mit geschlossenen Augen in meinem Schoß, blutend, gequält.

Warum muss so etwas passieren? Warum muss das so sein? Warum stellt sich die Welt nur ständig gegen uns?

Wieso würde Gott Harry und mir solch eine starke Verbindung schenken, wenn doch jede Menschenseele uns das Gefühl gibt, sie darf nicht sein?

Ich erwache unsanft aus meiner Starre, in der ich Harry liebevoll über die Wange gestreichelt habe. Dale und Niall setzen sich ins Auto, doch Harry ist immer noch ruhig. Er scheint tatsächlich zu schlafen.

Dale dreht sich zu uns nach hinten, doch ich sehe nicht auf. Meine Augen sind weiterhin auf Harry geheftet, im Moment gibt es nichts Wichtigeres, außer ihn.

„Honor", sagt Dale mitfühlend. „Ist alles okay bei dir?"

Niedergeschlagen nicke ich nur, fahre mit meinen Fingern über Harrys Kieferknochen. Schon so lange, wollte ich ihn so berühren. Doch nicht unter solchen Umständen. Das ist nicht schön, es ist einfach nur traurig. Es ist traurig und grauenvoll.

Dale seufzt leise und dreht sich nach vorne, startet den Motor. „Ich werde dich nach Hause fahren, bevor wir Harry-''

„Nein", sage ich mit heiserer Stimme. Ich sehe ihn mit verweinten Augen durch den Rückspiegel an. „Ich will mit zu ihm."

„Honor ... Es ist fast drei Uhr morgens. Deine Eltern-''

„Bitte ...", flehe ich traurig. Ich muss unbedingt bei Harry bleiben. Ich kann kein Auge zu machen, wenn ich weiß, dass er schwerverletzt Zuhause ist und ich ihm nicht helfen kann.

„Komm schon", sagt jetzt Niall leise zu Dale. „Lass sie einfach bei ihm. Ich bin mir sicher, Harry würde nichts anderes wollen."

Kurz überlegt Dale und dann sagt er widerwillig: „Na gut ... Aber ich werde dich früh genug nach Hause bringen. Wir brauchen nicht noch mehr Stress."

Ich versuche leicht zu lächeln, als Dankeschön, doch es funktioniert nur halb. Zu deprimierend ist die Situation. Zu schmerzvoll ist der Anblick von ihm, wie er leidet. Erneut.

Dale hält vor Harrys Haus und er und Niall steigen aus, öffnen die Tür des Rücksitzes.

„So", sagt Dale und wischt sich müde durchs Gesicht, als er neben dem Auto steht. „Wenn er pennt, bekommen wir ihn nie hoch."

Remember His StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt