Sorry, dass ich nicht so viele Kapitel uploade, wie früher bei Collide, aber diese Story ist echt ganz schön anstrengend ...
Ich sitze hier und verstehe kein Wort. Dale spricht in Rätseln, genauso wie Harry. Wieso sollte Harry nicht mehr allein sein? Was wollen ihre Eltern verhindern und die aller größte und wichtigste Frage ist: „Was würde passieren, wenn eure Eltern euch finden?", frage ich die beiden. Wahrscheinlich sollte ich Angst vor der Antwort haben.
„Gute Frage", sagt Dale. „Doch die bessere Frage ist wohl, was würde passieren, wenn sie Harry finden? Und ich bin mir ziemlich sicher, dass das niemand - nicht mal Harry – genau beantworten kann."
Ich sehe zu Harry. Dieser sieht nachdenklich auf den kleinen Tisch, der zwischen uns steht. Er war selten so still, wie gerade eben.
„Aber wichtig ist, erst Mal herauszufinden, wo sie momentan wohnen", spricht Dale weiter und scheint etwas in seinen Jackentaschen zu suchen.
„Ich könnte euch dabei helfen", werfe ich ein und sehe Harry an, der jetzt mich ansieht. „I-Ich meine, ihr sagtet doch, dass sie wahrscheinlich mit meinen Eltern Kontakt aufbauen werden und vielleicht lerne ich sie ja kennen. Ich könnte so eventuell ein paar Dinge über sie herausfinden."
„Gute Idee." Dale zieht eine Zigarettenschachtel aus seiner Jacke. Natürlich raucht er. „Versuch deine Eltern und unsere weiter in dem Glauben zu lassen, dass du mit Harry keinen Kontakt mehr hast. Es ist zwar schwer vorstellbar, dass es wirklich so ist, was sie wahrscheinlich durchschauen werden, aber sei einfach vorsichtig was das angeht. Du sitzt jetzt im gleichen Boot wie wir."
„Nein, tut sie nicht", sagt Harry und beobachtet Dale, wie er sich eine Zigarette aus der Schachtel zieht. „Sie hat noch immer nichts mit dieser ganzen Scheiße zu tun und das wird auch so bleiben."
Dale klemmt sich die Zigarette zwischen die Lippen. „Doch, Harry, das tut sie, scheiße nochmal. Das tat sie schon immer."
Ich sehe verwirrt zwischen den beiden hin und her. Ich will endlich aufgeklärt werden. Wieso sitze ich schon immer im gleichen Boot, wie sie? Verdammt, liegt es auch in der Familie, dass die beiden ihre Geheimnisse nicht ausplaudern?
„Rauch gefälligst draußen", zischt Harry jetzt und geht nicht weiter auf das Thema ein. „Oder siehst du hier irgendwo einen scheiß Aschenbecher?"
Dale sieht sich um, dann greift er nach einer leeren Dose und stellt sie auf den Tisch. „Jetzt steht hier ein Aschenbecher." Er zündet sich desinteressiert seine Zigarette an.
Ich rücke von ihm weg. In der Wohnung rauchen ist ja noch schlimmer, als draußen. Hoffentlich saugt sich der Geruch nicht gleich in meine Klamotten, was meine Mutter sofort riechen würde.
Harry greift sich schlagartig die Dose, noch bevor Dale hineinaschen kann und schmeißt sie aggressiv weg. „Rauch draußen, du Wichser!", wütet er.
„Ist ja gut", macht Dale und steht unbeeindruckt auf. „Vielleicht solltest du auch mal eine rauchen, damit du dich beruhigst. Wichser." Dale verschwindet auf dem kleinen Balkon und schließt die Tür hinter sich.
Eine drückende Stille breitet sich in dem Raum aus. Ich sehe Harry an. Ihm ist die Anspannung deutlich ins Gesicht geschrieben.
„Vielleicht solltest du wirklich eine Zigarette rauchen", sage ich halbscherzend. „Ein Wunder, dass du es aushältst, so lange keine zu rauchen, während ich hier bin."
Erwartungsvoll sehe ich ihn an, doch er wirkt noch immer angespannt. Er lehnt sich zurück und wischt sich durchs Gesicht. „Ein Wunder, dass ich diesem Wichser nicht schon längst ein Messer ins Herz gerammt habe", murmelt er.
Wieder versuche ich die Situation zu lockern. „Ich glaube, das wäre auch nicht so gut. Du müssest das ganze Blut wegwischen und so." Oh Gott, ich komme mir selbst blöd vor. Doch wie beruhigt man einen Jungen, der sich selbst nicht mal beruhigen kann?
Harry schweigt wieder und schließt die Augen, als würde er wirklich versuchen, die ganze Situation erst Mal zu verstehen. Ich habe ihn zwar schon oft wütend oder gestresst gesehen, doch diesmal ist es anders. Er sieht nicht aus, als wolle er gleich diesen Raum auseinandernehmen, sondern als verliere er gleich sein Bewusstsein. Diese ganze Sache muss ihm unglaublich zusetzen. Ich weiß zwar nicht viel über seine Eltern, doch dass die Situation, in der er steckt, schlecht ist, habe ich mehr als verstanden.
Mitleidig betrachte ich ihn. „Harry", rede ich leise auf ihn ein. „Ich ... Ich werde dir helfen, so viel ich kann."
Er sieht nicht auf, sein Kopf ist immer noch zwischen seine Finger gestützt.
„Du bist nicht mehr allein", wiederhole ich Dales Worte, obwohl ich nicht mal weiß, was sie wirklich zu bedeuten haben. „Du musst nichts mehr hiervon, allein durchleben. Ich verspreche es dir."
„Das bringt mir einen Scheiß", raunt er leise.
Ich presse traurig die Lippen aufeinander. Wie soll man nur mit so einem Menschen reden? Normalerweise umarme ich die Leute, die ich trösten will, doch nicht mal das kann ich mit Harry machen.
„Sie werden mich trotzdem finden", redet Harry weiter. „Und das abgefuckteste an der ganzen Scheiße ist, dass ich diesmal nicht abhauen kann."
„Wieso? Sie könnten sich geirrt haben und –''
„Nein", unterbricht er mich. Sein Blick trifft genau in das blau meiner Augen. „Diesmal nicht."
Noch bevor ich mehr Fragen stellen kann, kommt auch schon Dale wieder ins Wohnzimmer und unterbricht unser Gespräch. Mal wieder werde ich mit mehr Fragen zurückgelassen, wie ich hierhergekommen bin. Immer wenn ich denke, ich weiß mehr, ende ich noch ratloser. Dieser verdammte Kreislauf.
Es dauert auch nicht lang, da verschwinden Dale und ich auch schon aus Harrys Wohnung, weil Dale noch irgendwo hinmuss. Ich hätte gerne länger mit Harry gesprochen, einfach um mehr herauszufinden, doch anscheinend muss ich mich mit kleinen Schritten zufrieden geben.
Das Einzige, dass ich weiß, als ich abends im Bett liege ist: Ich sitze im gleichen Boot, wie Harry und Dale. Ich bin irgendwie in diese ganze Sache verwickelt, nur kenne ich meinen Standpunkt noch nicht ganz. Ich weiß nicht, wieso ich nie Harrys Eltern kennengelernt habe und wieso Harry meinte, dass er diesmal nicht abhauen kann. Ich weiß gar nichts, außer dass ich helfen muss. Ich muss seine Eltern kennenlernen und mir ein Bild von ihnen machen, herausfinden, wo sie leben und was sie tun.
Allerdings ist die ganze Sache auch mit viel Angst verbunden. Ich weiß nicht, was auf mich zu kommt und was alles passieren wird, doch ich bin bereit dafür. Früher konnte ich Harry nicht helfen, aber heute kann ich es. Und das werde ich.
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Remember His Story
Fanfiction"Sie wünschte sich manchmal, sie könnte seine Gedanken lesen. Doch dann fragte sie sich, ob sie mit der Wahrheit leben könnte." In Honors Grundschulzeit gab es einen Jungen, an den sie sich ewig erinnern würde. Er war anders, als die anderen Jungs...