Kapitel 70 - Dieser Moment

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Wieder einmal befinden wir uns in der gleichen Situation, wie sonst immer. Wieder einmal, war Harry gemein und wieder einmal, wollte er, dass ich gehe und wieder einmal, hat er mich noch zurückgehalten, wirklich zu gehen. Es erscheint mir wie ein ständiger Kreislauf der Gefühle, den ich nicht aufhalten kann. Wir beginnen mit Zuneigung, gehen dann zur Wut über und enden schließlich wieder bei der Reue, die uns wiederholt verbindet.

Ich weiß nicht, wie lange das noch so weiter gehen soll. Ich habe Angst, dass es immer so sein wird. Ich wünsche mir, Harry wird irgendwann einfach so sein, wie er wirklich empfindet. Denn das Problem ist, dass ich ihn nie wirklich verlassen könnte, egal was er tut und deswegen immer wieder verletzt werde.

Seufzend stößt sich Harry wieder von der Tür ab und schwankt ein wenig. Er ist müde und schwach, ich hätte ihn nicht so angiften sollen. „Du kannst ...", sagt er, sieht mich jedoch dabei nicht an, während er sich mit der Hand am Türrahmen festhält vom Schlafzimmer. „Bis Dale wieder kommt, kannst du ins Wohnzimmer gehen. Oder eben ... Zu mir."

Ich sehe ihn überrascht an. „Du, ähm ... Zu dir in dein ...?"

Er dreht sich von mir weg und geht schwerleidig zu seinem Bett. Er ist so erschöpft. „Ja", presst er hervor, während er sich langsam hineinlegt.

Sofort klopft mein Herz schneller. Gott, wie sehr ich mit ihm in diesem Bett liegen möchte. Deswegen gehe ich vorsichtig auf das Bett zu, während er mir sogar Platz macht. Ich stehe vor dem Bett, sehe auf den freien Platz und dann zu ihm, wie er dort mit gequält geschlossenen Augen liegt. Ohne Hemd, was es nur noch intimer macht.

„Ich möchte nicht, dass du unbequem liegst", fiepe ich nervös. Ich kann meinen Herzschlag bereits spüren, so aufgeregt bin ich vor der kommenden Nähe.

Er hält seine Augen geschlossen, versucht ruhig zu atmen, als er still liegt, damit der Schmerz weniger wird. „Leg dich einfach hin", brummt er und hält sich weiterhin die Seite mit dem riesigen Bluterguss.

Ich nicke schnell, obwohl er es nicht sieht und erlaube es mir tatsächlich mich auf die Matratze, neben ihn zu legen. Ich lege mich mit kochendem Blut auf den Rücken und sehe an die Decke. Gerade bin ich mindestens genauso nervös, wie damals, als wir an Silvester auf seinem Auto lagen. Es ist zwar anstrengend, doch ich liebe es, wie mein Körper auf ihn reagiert, denn dann wird mir sofort wärmer, egal wie kalt es sein mag.

Zwischen uns sind gerade mal zwanzig Zentimeter Platz, mehr kann es nicht sein, denn ich spüre seine Körperwärme. Der Raum ist still, ich höre seinen tiefen Atem.

Ich spiele mit meinen Fingern. Gott, am liebsten würde ich ihn einfach berühren, doch das würde er nie wollen.

„Irgendwo hier müsste eine Decke liegen", unterbricht er die Stille.

Ich richte mich sofort auf und sehe danach. Sie liegt am Fußende. Ich greife danach und ohne zu zögern, breite ich sie vorsichtig über ihm aus. Wahrscheinlich friert er sehr. Mein Herz schmerzt, während ich die Decke auf seinen verwundeten Körper lege, doch ich muss jetzt stark sein, wie Harry es vorhin sagte. Ich werde nicht weinen.

Ich erlaube es mir, auch unter die Decke zu kriechen und mich auf die Seite zu legen, in seine Richtung. Er liegt dort einfach, mit dem Kopf in einem Kissen, sein Haar durcheinander, seine Miene angestrengt, durch den Schmerz. Die Decke bedeckt nur seinen Körper bis zum Nabel, denn er hat sie wieder runtergeschoben, als ich sie ihm bis zu den Schultern gelegt habe.

Ich sehe wieder trübselig auf den riesigen Fleck an seiner Seite. „Bist du dir sicher, dass du keinen Rippenbruch hast?", traue ich mich zu fragen.

„Ja", sagt er, seine Augen noch immer geschlossen.

„Hattest du schon mal gebrochene Rippen?"

Remember His StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt