Kapitel 53 - Westernstreet

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SInd bei euch irgendwelche Halloweenkinder unterwegs? Hab das Gefühl, dass kaum noch welche Bock auf so was haben :D Wenn's nicht so verdammt seltsam wäre, würde ich sogar mit meinen achtzehn Jahren noch um die Häuser ziehen und den Leuten Süßigkeiten abknüpfen, wenn's schon mal erlaubt ist

Ich schiebe konzentriert meine Zunge zwischen meine Lippen, während ich die letzte Blume in mein Buch klebe. Ein letztes Mal vorsichtig draufklopfen und pusten und ...

Stolz halte ich das endlich vollendete Buch in die Höhe und mustere es zufrieden. Besser hätte ich es nicht machen können. Meine Eltern müssen sich einfach freuen. In diesem Buch sind Blumen vom Frühling bis zum Winter, die ich über die Monate verteilt, gesammelt habe. Eine Menge Arbeit, aber es hat sich gelohnt.

Ein Klopfen an meiner Zimmertür holt mich aus meiner Konzentration.

„Ja?", rufe ich und streiche nochmal den Kleber glatt. Ich höre, wie die Tür sich öffnet und ich drehe mich um.

Ich erleide einen kurzen Herzinfarkt, als mich Esther anlächelt und in meinem Türrahmen steht. Was sucht sie denn hier?

„Hallo, Honor", grüßt sie mich mit ihrer seidenen Stimme. „Darf ich kurz reinkommen?"

Argwöhnisch nicke ich. Sie wirkt nicht mehr so verrückt, wie beim letzten Mal, doch trotzdem hat sie noch immer diese unnormale Grazie in ihren Bewegungen.

Sie schließt die Tür und sieht sich lächelnd in meinem Zimmer um. „Schön hast du es hier. Ich dachte mir schon, dass du Blumen magst."

„Wieso?"

Sie geht zu meinem Bücherregal und sieht über die vielen Cover. „Weil es zu deinem Wesen passt. Ich selbst liebe Blumen über alles. Ich wette, Rosen sind deine Lieblingsblumen."

Ich blinzle überrascht. „Ja, sind sie."

Jetzt dreht sie sich zu mir. „Wie schön, meine auch. Sie strahlen so viel ... Liebe aus. Nicht wahr?"

Beklommen nicke ich. Sie ist gruselig. Genauso wie beim letzten Mal.

„Wieso, ähm, sind Sie hier?", traue ich mich zu fragen.

Wieder lächelt sie. „Mein Mann und ich werden für die nächste Zeit bei euch wohnen. Wir können uns das Hotel nicht mehr leisten und eine Wohnung bekommen wir noch nicht. Deine Eltern waren so nett und haben uns ihr Gästezimmer angeboten. Ich bin hier, um dich zu fragen, ob das auch für dich in Ordnung ist."

Sie und Joel wollen bei uns wohnen? Für die nächste Zeit? Oh, Gott. Ich soll tatsächlich mit einer Verrückten unter einem Dach leben. Meine Eltern können das doch nicht machen. Wieso fällt ihnen nicht auf, wie merkwürdig Joel und Esther sind?

Doch mir bleibt nichts anderes übrig, außer es zu akzeptieren. Ich kann mich schlecht darüber beschweren, weil Esther mir Angst macht. Und theoretisch ist das eigentlich praktisch. So kann ich oft sicher gehen, dass sie nicht nach Harry suchen und kann vielleicht sagen, wo sie sich aufhalten, sollten sie mal nicht Zuhause sein.

Zwar habe ich von Harry den Rest der Woche nichts mehr gehört, weil er nicht auf der Arbeit war, doch trotzdem ist es mir wichtig, sicher zu gehen, dass ihm nichts passiert, was seine Eltern angeht. Grandpa meinte, er hat sich an der Arbeit krank gemeldet, was mich doch sehr verwundert hat, da er beim letzten Mal noch wohl auf war. Doch bei ihm sollte mich eigentlich nichts mehr wundern. Er ist ein Mysterium.

Sowieso wird es demnächst komplizierter sein, ständig mit ihm in Kontakt zu bleiben, da ab morgen die Schule wieder anfängt und da er anscheinend kein Handy besitzt, kann ich nur Kontakt mit Dale aufnehmen, der auch nicht ständig bei Harry ist. Ich muss also auf das Schicksal vertrauen.

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