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5. Date

> Hanna <

An diesem Morgen wache ich sogar vor meinem Wecker auf. Diese verdammte innere Uhr. Nach einer Dusche, ziehe ich mich an fahre danach zu meiner Verabredung. Jodie und ich haben zusammen studiert und uns auch danach nicht aus den Augen verloren. Trotz der weiten Entfernung sehen wir uns regelmäßig. Wenn das nicht möglich ist, skypen wir oder telefonieren stundenlang. Wir fallen uns in die Arme, haben uns wie immer eine Menge zu erzählen. Sie macht mir Mut, dass ich sicher bald einen neuen Job haben werde. Von der Blamage mit der Facebook -Nachricht sage ich nichts. Ich weiß sowieso schon, dass sie einen monströsen Lachanfall bekommen würde. Den will ich mir jetzt erstmal ersparen. Wir haben auch so genug anderes zu bereden. Immerhin ist sie nur noch für ein paar Stunden in der Stadt. Nach etlichen Tassen Kaffee und einem leckeren Frühstück, verabschieden wir uns voneinander. Wir sehen uns bald wieder, klar, dennoch bin ich jedes Mal traurig. Jodie ist was Besonderes. Und verdammt erfolgreich, das ist der elementare Unterschied zwischen uns beiden. Sie war ihren Weg gegangen und das mit Erfolg. Bei mir klappt das noch nicht so. Es werden bessere Zeiten kommen...

Wieder zu Hause öffne ich die etlichen Briefe, die sich auf meinem Schreibtisch stapeln. Alles unbezahlte Rechnungen, Mahnungen. Oh je...Nachdem ich mich so mit meiner Mutter zerstritten hatte vor fast einem Jahr, hat sie den Geldhahn zugedreht. Seit Monaten reicht das Geld hinten und vorne nicht. Als dann auch noch die Betriebskostenabrechnung aus der alten Wohnung kam, kam ich endgültig ins Straucheln. Deshalb brauche ich ganz dringend einen neuen Job. Einen, in dem ich besser bezahlt werde, sonst kann ich bald Insolvenz oder so was beantragen. Och nö. Mein Kopf sinkt auf die Tischplatte.

Da fällt es mir wieder ein. Die Nachricht von Marco hab ich immer noch nicht gelesen. Also dann los jetzt. Ich muss sie zweimal lesen, um es zu begreifen. "Hi Hanna, ja lass uns mal treffen. Wie wäre es übermorgen um 18 Uhr in nem coolen Laden hier in Dortmund? Marco" Ähm, war das ein blöder Scherz? Übermorgen? Das war ja dann Heute! Ach du heilige... Weshalb hat der das so eilig? Ich lief in meinem Zimmer auf und ab. Oh Gott, das fass ich nicht! Er will sich mit mir treffen! Wir kennen uns doch gar nicht! Hätten wir nicht erst schreiben sollen? Läuft das nicht sonst so? Hilfe. Das ist ein Notfall! Ausrede, ich weiß. Ich rauche trotzdem eine Zigarette auf dem Balkon und gucke das erste Mal auf die Uhr. Ach du Schreck, es ist schon 14 Uhr? Und ich weiß nicht mal die Adresse des Cafés in dem er sich treffen will. Gut, die Chance bekomm ich so schnell nicht wieder. Kurzentschlossen antworte ich ihm, erfrage die genaue Adresse. Meine Hände zittern beim Tippen. Ich bin so voll mit Adrenalin, bis in Haarspitzen. Ob es jetzt zu spät ist für die Zusage? Ich zupfe an meiner Unterlippe rum. Welch schreckliche Angewohnheit von mir, als ich mir dessen bewusst werde, höre ich sofort damit auf.

 Oh Gott, ich hab doch gar nichts zum Anziehen für so ein Date! Neeeiiin!!! Panisch renne ich zu meinem Kleiderschrank. Nachdem ich fast den gesamten Schrankinhalt auf dem Bett verteilt habe, werfe ich mich einfach mitten in den Klamottenberg. Was soll's. Ich finde jetzt eh nichts, was ich richtig gut finde. Geh ich eben so wie immer. Jeans, Shirt, Turnschuhe. Ich bin nicht so der Kleidchentyp. Mit der Entscheidung bin ich dann doch glücklich. Wenigstens fühle ich mich dann wohl. Der Blick auf die Uhr verrät mir, dass es schon 15 Uhr ist. Da macht mein Laptop wieder Pling. Ich sprinte zu meinem Laptop, beinahe falle ich hin. Den Atem anhaltend, lese ich seine Antwort. Er nennt mir die Adresse. Quietschend falle ich von meinem Stuhl. Meine Nachbarn fragen sich vermutlich regelmäßig, was genau ich da in meiner Wohnung anstelle, so oft wie es hier scheppert, kracht oder ich laut bin. Vielleicht fragen sie sich auch einfach nur, ob ich tatsächlich verrückt bin. Ich fange schallend an zu lachen. Verrückt? Na besser als langweilig. Ich brauche fast 10 Minuten um mich zu beruhigen. Moment, hatte ich etwa wirklich eine Verabredung mit Marco Reus? Das ist echt krass, ausgerechnet ich.

Obwohl es erst kurz nach 15 Uhr ist, mache ich mich schon fertig. Bis zu dem Laden brauche ich fast 30 Minuten, ich will auf keinen Fall zu spät kommen. Ich brauche tatsächlich fast 2 Stunden, um mit allem fertig zu werden. Das ich vor lauter Nervosität permanent das Gefühl habe, mir würde gleich schlecht werden, ist extrem nervig. Endlich mache ich mich auf den Weg. Die Leute gucken mich blöd an. Liegt an dem dämlichen Grinsen, das ich einfach nicht abstellen kann.