93. One day.

2.1K 144 9
                                    

Hallo meine Lieben, heute erfahrt ihr, welche Entscheidung Marco getroffen hat. Hoffentlich ist es die Richtige...

Viel Spaß beim Lesen <3

-------

> Marco <

"Hann, woran kannst du dich erinnern?", frage ich sie vorsichtig. Sie starrt ihre Hände an, die auf ihrer Bettdecke liegen und zuckt mit den Schultern. "Es ist ganz merkwürdig. Ich hoffe, du steckst mich nicht in die Klapse, wenn ich dir das jetzt erzäle. Versprich es mir", nuschelt sie, sieht mich nicht an dabei. "Ach Cinderella, wieso sollte ich. Ich liebe dich, habe ich dir das überhaupt schon gesagt, seitdem du wach bist?" Nun blickt sie hoch, schüttelt den Kopf. Ich Depp. Wie konnte ich das denn bitte verpeilen? Da fällt mir noch etwas ein, was ich ja auf gar keinen Fall vergessen darf. "Süße, ich soll dich ganz lieb von Robin und Marcel grüßen. Ich vergess das sonst, wenn wir jetzt über das, was...was passiert ist, reden", erkläre ich schnell, sie lächelt unsicher und nickt. "Ich liebe dich auch", lächelt sie noch breiter, ich tue es ihr gleich, drücke ihre Hand. "Also erzähl, woran kannst du dich erinnern?" Hanna scheint es unsagbar schwer zu fallen, sie atmet tief urch, ihre Hände verkrampfen sich und sie weicht meinem Blick wieder aus, während sie beginnt zu sprechen.

"Wir waren bei Robin, deine Suspendierung wurde aufgehoben, dann fehlt irgendwas. Ich habe mich selbst gesehen, hier im Krankenhaus. Marco, das war total abgefahren, ich habe Rico und meine Granny gesehen, mit ihnen gesprochen. Sie waren so real. Ich hab alles mitbekommen, die Op, wie mein Herz stehengeblieben ist auf dem OP-Tisch und auch später in meinem Zimmer. Dich konnte ich auch sehen, später nur noch hören. Wieso Robin mir ausgerechnet den Sportteil vorlesen musste, habe ich übrigens auch nicht so ganz begriffen", lacht sie nun, doch ich starre sie komplett verdattert an. Sie macht grad keinen Scherz oder? Sie hat das echt mitbekommen?! Das muss ich erstmal verdauen. Mir fällt auch überhaupt nichts Vernünftiges ein, was ich daruaf antworten könnte.

"Ruft du jetzt doch die von der Psychatrie an?", piepst sie ängstlich und umklammert meine Hand. "Nein, natürlich nicht. Es klingt nur so - so krass. Ich kann mir das gar nicht vorstellen, wie fuchtbar das gewesen sein muss, wenn du dich da selbst hast liegen sehen, sogar auf dem OP-Tisch", murmle ich, ringe immer noch nach Fassung. "Was ist dazwischen passiert? Wieso bin ich überhaupt hier gelandet?" Wieder diese Frage, die mir so Bauchschmerzen macht. Aber sie im Ungewissen lassen, kann ich auch nicht bringen, das würde sie vermutlich sogar noch mehr aufwühlen, als die Wahrheit. Hanna wartet geduldig, bis ich mich endlich dazu durchringe, es ihr zu sagen.

"Wir hatten einen Unfall", will ich beginnen, da unterbricht sie mich schon: "Einen Unfall? Oh Gott!" Sanft streichle ich mit dem Daumen über ihren Handrücken, um sie zu beruhigen. "Ja, einen Autounfall. Es ist auf dem Nachhauseweg passiert. Ein LKW ist in uns reingefahren. Er kam aus dem Nichts, ich konnte nichts tun." Wieder verspannt sich ihre Hand, als würde ihr Körper versteinern. "Willst du wirklich noch mehr hören?", teste ich vorsichtig ihren Zutand, ich will sie nicht überfordern. Sie nickt bestimmt. "Okay. Die Beifahrerseite wurde stark beschädigt, du wurdest einklemmt und hattest scheinbar schwere innere Verletzungen, sodass...", meine Stimme bricht, mein Herz ergibt sich beinah dem Schmerz an die Erinnerung an den Augenblick, in dem sich Hannas Augen schlossen, sie aufhörte zu atmen und ihr Herz stehenblieb. Ich kann nicht weitersprechen, meine Kehle ist trocken, in meinen Augen sammeln sich Tränen und ich kämpfe mit mir, um sie zurückzudrängen. Hanna soll nicht sehen, wie verzweifelt ich war, wie groß die Angst um sie war. "Sodass was?", hinterfragt sie meinen nicht vollendeten Satz, was mir viel Kraft abverlangt. Ich bin so unsicher, ob sie das verkraftet, ob sie erträgt zu hören, dass sie einmal in meinen Armen gestorben ist und es fast zu spät war, um sie noch zurückzuholen. "Hann, ich weiß nicht, ob das nicht zu viel ist", flüstere ich mit einem großen Kloß im Hals, der mir das Schlucken erschwert. "Bitte, Marco. Es macht mich verrückt, nicht zu wissen, weshalb ich das alles erlebt habe, warum ich im Koma lag!", fleht sie mich mit Nachdruck an, meine Sicht ist verschleiert von den Tränen, die nicht verschwinden wollen und ich muss mich wirklich zusammenreißen, um ihr diesen Wunsch zu erfüllen, ohne ihr weh zu tun, ohne sie mit zu vielen Details zu konfrontieren.

"Hann, dein Herz ist stehengeblieben. Der Notarzt musste dich reanimieren und dann wurdest du notoperiert", presse ich mit belegter Stimme hervor, nehme alle Kraft zusammen, um sie dabei anzusehen. "Dann warst du bei mir, als... Als es passierte?", wispert sie fassungslos, sie ist blass geworden, ihre Finger kalt. "Ja." Schnell schließt sie die Augen, dennoch quellen dicke Tränen hervor, die über ihre Wangen laufen, ihre Atmung wird unrhythmisch und schneller. "Süße, beruhige dich. Du bist hier, alles wird wieder gut", bitte ich sie, beuge mir vor, küsse sie zärtlich auf die Stirn. Ihre klammen Finger umfassen meine Handgelenke, als sie die Augen öffnet, erschrecke ich. Die Trauer, die Furcht, die Angst, die ich dort erkenne, machen mich sprachlos. "Ich bin gestorben und du musstest das mitansehen", schluchzt sie leise, klammert sich an mich, weint. Meinem Herzen fällt es schwer, sie so zu sehen, es auszuhalten. "Aber du bist wieder hier. Hanna, das ist doch alles, was zählt", erwidere ich sanft, hoffe, dass sie das auch so sieht. "Ja. Marco, ich muss dir noch was sagen. Ich weiß nicht, ob ich das geträumt habe, oder ob es wirklich so war, aber bevor ich mir selbst nicht mehr glaube, will ich dir das sagen", krächzt sie, ihre Stimme ist rau vom Weinen und ich nicke. Ich habe keinen blassen Schimmer, was sie mir noch "beichten" will, aber es scheint sie zu bewegen.

"Als mein Herz aussetzte, also das dritte Mal, da hieß es, dass ich zurückkehren kann, wenn ich es wirklich will. Ich weiß, das klingt so krank, aber es war so. Und weißt du was? Ich wollte es unbedingt, aber nur - nur deinetwegen. Du hast mir die Kraft gegeben zurückzukommen, nur du. Ohne dich, hätte ich das nicht geschafft. Ohne dich, hätte ich aufgegeben", sagt sie so leise, dass ich fast Mühe habe, sie zu verstehen. Mein Herz begreift noch vor meinem Kopf, was sie da gesagt hat. Dankbar drücke ich meine Lippen auf ihre, lasse mein Herz vor Freude aus dem Takt geraten. Mein Mädchen hat gekämpft, damit wir wieder zusammen sein können, damit sich dieser Traum erfüllt, der von einer gemeinsamen Zukunft. "Danke, Cinderella", antworte ich ihr nach diesem langen und liebevollen Kuss, "Danke, dass du nicht aufgegeben hast. Dich wiederzuhaben, ist das Beste, was mir passieren konnte." Etwas verlegen lächelt sie mich an. "Du hälst mich jetzt nicht für bekloppt oder so?" Vehement schüttle ich den Kopf. "Nein. Ich weiß nicht, was alles möglich ist, aber es ist mir eigentlich auch egal, warum, weshalb oder wieso das passiert ist. Wichtig ist doch nur, dass man dir geholfen hat, herauszufinden, dass du wiederkommen kannst. Wem auch immer ich dafür danken muss, Gott, einer unsichtbaren Macht oder wem auch immer, ich tue es - denn du bist hier, sieht mich an und verzauberst mich mit deinem wunderschönen Lächeln. Ich halte dich nicht für bekloppt oder so. Ich liebe dich so abgöttisch, mehr als alles andere auf der Welt und habe jede Sekunde gebetet, dass ich dir das wieder sagen darf. Verstehst du das?", meine ich, wieder wollen die Tränen zurück, aber dieses Mal vor Freude, weil ich es irgendwie noch nicht wirklich begreifen kann, dass ich mein Mädchen tatsächlich wiederhabe, dass wir diese Chance bekommen.

Zärtlich küsst sie mich auf den Mund, schmiegt ihre Wange an meine und haucht mir dann ins Ohr: "Ich kann nicht in Worte fassen, wie glücklich ich bin, dass ich wieder bei dir sein darf." Unsere Finger verschränken sich miteinander und ich schließe kurz die Augen, lausche ihren regelmäßigen Atemzügen und in mir verfestigt sich ein Wunsch, der vorher zwar vorhanden, aber noch nicht so konkret war. Dieses Mädchen, mein Mädchen wird diejenige sein, die ich heiraten werde. Eines Tages. Vielleicht sogar schon bald. Doch dass es geschehen wird, davon bin ich felsenfest überzeugt. Denn nur sie schafft es, dass mein Herz vor Glückseligkeit zu taumeln beginnt und ich nach Atem ringen muss. Nur sie.

-------

Es ist möglicherweise etwas kitschig geworden, ich hoffe, ihr mögt es dennoch. Ich hab grad iwie ne sentimentale Phase und krieg nur so emotionsslastiges Zeug zustande. Wenns euch zu viel wird, einfach Bescheid sagen ; )

Ich denke, alle werden den Knackpunkt dieses Pitels erkannt haben, oder??? Und ich hoffe, ihr freut euch darüber <3

Ebenso, dass Hanna und Marco scheinbar noch enger als vor dem Unfall miteinander verbunden sind. Es sei ihnen gegönnt, nicht wahr?

Genießt den Sonntagabend,

Alles Liebe,

Eure Floraly <3

ONLINE [1] [Marco Reus] | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt