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Huhu meine Lieben, da ich frei habe, gibts heute wieder etwas früher was zu lesen😊

Ich bin so gespannt, wie ihr es findet!

Viel Spaß ❤

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> Hanna <

Also das ist ja mal echt ein beknackter Film. Oder ist es doch eine Serie? Ich steh ja auf Krankenhausserien, also auf amerikanische, aber was ist das hier bitte?! Was ist das für eine vollkommen behinderte Perspektive?! So von oben herab, direkt über dem OP-Tisch. Ich will doch nicht sehen, was die da genau machen, wenn die da in diesem Bauch rumwühlen. Und so viel Blut hat im TV auch nix zu suchen. Splatter ist nix für mich. Iiihhh, was machen die denn da? Und ein bisschen zu hektisch ist mir das da auch. Schocken die da grade den Patienten? Was geht da eigentlich ab? Der Ton ist auch voll schlecht! Man versteht ja gar nix richtig!Ich hasse das, wenn die Einstellungen so schlecht sind! Komischerweise wird mir nicht übel, aber die Augen schließe ich dennoch. Nur einen Augenblick lang. Ganz kurz.

Okay, bin ich eingepennt? Ich hab ja wohl total viel verpasst! Da ist kein OP mehr, keine verhüllten Chirurgen - nur ein Krankenhausbett mit einer jungen Frau drin. Aber diese merkwürdige Vogelperspektive bleibt. Moment mal... Das kann ja gar nicht sein! Das ist unmöglich! Wieder tut sich nichts in meinem Körper - kein Schweißausbruch, meine Nackenhaare stellen sich nicht auf, mir wird nicht schlecht, mein Herz rast nicht. Ich fühle gar nichts. Das ist unheimlich. Obwohl diese Situation so abartig schräg ist. Die da unten - diese junge Frau, die sieht aus wie ich! Als würde ich mich selbst sehen. Als würde ich über ihr schweben, in ihr kreidebleiches Gesicht sehen, wie sie da so liegt, an die vielen Schläuche angeschlossen, beinahe leblos. Erschrocken starre ich den blassen Körper an, der so zerbrechlich wirkt, so schwach. Angestrengt studiere ich das Gesicht, das ich sehe.

Sie sieht aus wie ich. Was ist denn hier los??? Wer ist das? Wieso liegt sie da? Und was zum Henker ist das für ein Film?! Das doppelte Lottchen oder was? Seit wann hab ich ne Zwillingsschwester?

"Hey Baby." Ich kenne diese Stimme, aber das kann überhaupt nicht wahr sein! Erschrocken wende ich meinen Blick von dem Antlitz der jungen Frau ab, schaue in ein Paar Augen, das ich schon lange nicht mehr gesehen habe und mich so viele Tränen gekostet hat. Rico. Er wirkt irgendwie so unscharf, leicht verschwommen - als hätte ich etwas im Auge und müsste gleich heulen, weil es so brennt. "Rico?! Du, du bist tot! Was hab ich bitte eingeworfen?! Meine Güte!", kreische ich auf, doch er schüttelt den Kopf. "Das stimmst schon. Du aber irgendwie auch", erwidert er und ich frage mich ernsthaft, was ich für lustige Pillen genommen habe, dass ich so einen kranken Scheiß träume. "Ich bin was?! Tot?! Nicht komisch! Hör auf mit mir zu reden! Hau ab! Du bist tot!", maule ich genervt, wieder ein Kopfschütteln. "Noch bist du nicht tot. Nicht richtig." "Wie kann man denn nicht richtig tot sein?!", keife ich haltlos und will endlich, dass ich aufwache oder irgendwer "Versteckte Kamera" brüllt und alle lachen und klatschen. Aber nix.

Rico, der eigentlich tot ist - also richtig tot, sieht mich an und ich kriege plötzlich Angst. "Wie meinst du das denn, ich bin nicht richtig tot?", flüstere ich nun, halte danach den Atem an, glaube ich zumindest. "Du liegst im Koma." "Bitte?!", quietsche ich entsetzt. Was hat er grad gesagt? Ich? Koma? Wieso das bitte? "Dann bin das wirklich ich da unten?", frage ich vollkommen bedröppelt. "Ja, richtig. Das bist du. Und es steht schlecht um dich", antwortet er mir ernst. "Dann ist das kein Film?! Schlecht? Was bitte soll das heißen? Wieso rede ich überhaupt mit dir? Du bist tot! Was soll dieser ganze Scheiß?" "Weil du im Koma liegst. Sehr, sehr tief. Weil du irgendwie zwischen Leben und Tod festhängst. Deshalb reden wir. Sonst wärst du da unten." Der sagt das so, als wäre das total normal und logisch. Das ist es nicht! Das ist krank! "Aha und gleich sagst du mir, dass meine Oma mir auch noch was sagen will oder was?", erwidere ich schnippisch, schaue kurz wieder zu der jungen Frau - also zu mir. Wie das klingt - als würde ich in den Spiegel gucken, aber es fühlt sich ganz anders an. Ich fühle nämlich immer noch nichts. Das ist ekelhaft! In meinem Herzen muss doch mal was passieren, da war doch in letzter Zeit nur Aufruhr - aber es ist unheimlich still, taub, da rührt sich gar nichts. Eigentlich müsste ich Panik, Angst, was auch immer so richtig intensiv spüren. Mir müsste schlecht werden oder so. Aber nein. Mein Kopf weiß, dass ich Panik habe, Schiss, aber in meinem Körper kommt davon nichts an.

"Was ist passiert?" Das ist die Frage, die ich mir partout nicht beantworten kann. Rico will mir gerade antworten, als eine weitere Person das Zimmer unter mir betritt. Und da tut sich doch endlich etwas in meiner Brust. Mein Herz schlägt. Schnell und kräftig. Marco. Da steht Marco, an meinem Bett, nimmt meine Hand in seine. Urplötzlich beginnt meine linke Hand zu kribbeln, die, die Marco hält. "Marco", wispere ich, ich will zurück zu ihm, will seinen Händedruck erwidern und ihm zeigen, dass ich noch da bin. Denn im Moment macht mein Körper gar nichts. Schlaff. Wie eine Puppe.

"Marco", wiederhole ich leise, ich bin traurig - das erreicht mein Herz, weil ich nicht bei ihm sein kann. Nicht so wie ich es sollte. Marcos Lippen bewegen sich, ich verstumme, um ihn verstehen zu können. Wie gesagt, der "Ton" ist echt mies eingestellt bei dieser Freakshow. Dennoch dringt seine Stimme nun ganz deutlich ans Ohr. "Hann, wach auf. Bitte. Ich liebe dich so sehr, komm zurück, hör bitte nicht auf zu kämpfen. Bitte, Cinderella." Selbst hier, in dieser merkwürdigen Zwischenwelt fühlt es sich so an, als kämen mir die Tränen. Und mein Herz tut weh. Es schmerzt ganz fürchterlich.

"Kann ich zurück?" Diese Frage ist für Rico bestimmt. "Ja, wenn du es wirklich willst", meint er daraufhin. "Ich will unbedingt zurück zu ihm. Ich liebe ihn", sage ich erschöpft, mein Blick haftet an Marco, der noch immer meine Hand hält, also ich sehe es und irgendwie scheine ich es auch zu fühlen. Vielleicht bilde ich es mir auch nur ein. Ich will bei ihm sein, ich will zu ihm zurück. Ich werde nicht aufhören zu kämpfen. Wie auch immer ich kämpfen soll, denn das ist mir ein Rätsel. Wie soll ich kämpfen, wenn ich scheinbar nicht mal in meinem eigenen Körper bin! Wie soll das gehen?! Was soll ich denn bloß tun? Was ist das für ein verdammter Mist?! Ich will hier nicht in dieser "Wolke" sitzen, mir selbst beim Dahinsiechen zugucken und mit dem toten Rico reden. Ich will gar nicht mit Rico sprechen, ich will Marco! Ich will in seine Augen blicken, mich darin verlieren, mich daran erinnern wie er es schafft mit einem einzigen Lächeln mein Herz zum Schmelzen zu bringen und wie gut er mir tut. Und ich möchte ihn selbst fragen, warum ich in diesem blöden Bett da liege, mich nicht bewegen kann und von hier oben zusehen muss, wie er mich anfleht, endlich aufzuwachen.

Wenn ich könnte, würde ich ihm diesen Wunsch sofort erfüllen. Aber wie? Erneut wird mein Hand warm, er scheint sie wieder fester zu umfassen. Verzweifelt starre ich auf dieses quälende Szenario, hilflos und am Boden zerstört. Lasst mich zurück. Zurück zu Marco. Ich will zurück!

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Okay, ich bete, dass euch das nicht zu abgedreht ist...🙈

Was sagt ihr zu dem Kapitel?

Wird Hanna so viel Kampfgeist haben und zurückkehren können? Sie will es ja...

Bin echt gespannt, was ihr sagt!

Alles Liebe,

Eure Floraly ❤


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