96. Nicht zurück...

1.9K 133 20
                                    

Hey meine Lieben, ich habs leider nicht früher geschafft - deshalb gibts das neue Kapitel erst heute!

Viel Spaß beim Lesen, bin gespannt, wie ihr es findet ^^

-------

> Marco <

Immer noch nicht will mir in den Sinn, weshalb Hanna plötzlich so darauf drängte, dass ich wieder zum Training gehe. Sie sollte sich doch lieber darauf konzentrieren, dass sie gesund wird. Allerdings kann ich nicht leugnen, dass es mir unfassbar gut tut, als ich endlich wieder den schmerzlich vermissten grünen Rasen unter den Schuhen habe. Die Jungs, mein Trainer, alle freuen sich mich wiederzusehen, erkundigen sich nach Hannas Befinden und gratulieren mir regelrecht dazu, dass sie aufgewacht ist.

Als ich schließlich nach einer gefühlten Ewigkeit wieder den Ball über den Platz kicke, bin ich Hanna sogar dankbar. Auch wenn sie für mich an erster Stelle steht, das hier habe ich vermisst. Leider merke ich, dass mir eine längere Sommerpause und auch die Sorgen um Hanna ganz schön in den Knochen stecken. Viel zu schnell bin ich mehr aus der Puste, als ich es gewohnt bin - was mich allerdings nur noch anspornt noch härter zu trainieren. Mir bleibt nicht mehr viel Zeit bis zum Saisonauftakt und aktuell stehen meine Karten nicht sonderlich gut, was die Startelf betrifft.
Es ist ein ungewohnt leichtes, freies Gefühl, das meinen Körper durchfließt, als ich mit dem Team auf dem Platz bin, der warme Sommerwind unsere aufgeheizten Körper abkühlt und ich endlich mal den Kopf frei kriege. Hannas Zustand hat mich in letzter Zeit mehr mitgenommen als ich es mir selbst eingestehen wollte. Umso besser fühle ich mich nach dieser Trainingseinheit, gestärkt, gelassener.

Mit einem mulmigen Ziehen in der Magengegend mache ich mich auf den Weg ins Krankenhaus. Eine ziemlich unbegründete Nervosität macht sich in mir breit,  ich kann sie mir selbst nicht erklären. Irgendetwas liegt in der Luft. Wenn ich wüsste was, dann könnte ich mich darauf vorbereiten - aber es ist nur so eine Ahnung, so ein Gefühl. Es ist unangenehm, eben aus dem Grund, weil ich nicht weiß, was es ist.

Nachdenklich schlendere ich den langen Flur entlang zu Hannas Zimmer. Mein Herz beginnt zu stolpern, als ich das Gewusel an Menschen vor ihrer Tür entdecke. Mir wird fast schlecht vor Angst. Bitte, nicht die nächste schlechte Nachricht! Bitte nicht! Weder ich, noch Hanna ertragen noch mehr davon. Falls Hanna ausgerechnet jetzt wieder einen Rückschlag erlitten haben sollte, weiß ich nicht, wie ich damit umgehen soll. Während ich beim Training und komplett sorgenfrei war. Meine Atmung beschleungt sich, meine Schritte werden schneller. Fast schon joggend komme ich an, verharre im Türrahmen und mein Herz bleibt fast stehen. Genauso wie das der jungen Frau, die dort im Bett liegt und gerade reanimiert wird. Meine Tasche fällt mir aus der Hand, alles zieht sich zusammen. Nein! Hanna! Wie versteinert stehe ich da, kann mich nicht rühren, weiß gar nicht, wie ich meine Gedanken sortieren soll - es sind viel zu viele. Beinahe besinnungslos hämmert mein Herz, versucht fast vergeblich meine Muskeln mit Sauerstoff zu versorgen. Hektisch rennen Schwestern an mir vorbei, ein Arzt gibt lautstark Anweisungen und noch immer durchdringt der nicht endende Piepton diese unruhige Atmosphäre. Sie schaffen es nicht, sie holen sie nicht zurück. Immer wieder wird die junge Patientin geschockt, alles versucht, aber es scheint nicht zu helfen.

Meine Beine scheinen jeden Moment nachzugeben, mir ist eiskalt. Tränen steigen auf, ein großer Kloß bildet sich in meinem Hals. Verzweifelt klammere ich mich mit bleichen Fingern am Türrahmen fest. Mein Körper schafft das nicht mehr. Hanna zu verlieren, bringt mich ebenfalls um. Mit einem Mal erstirbt das rege Treiben um das Bett im Zimmer 201, alle scheinen die Schultern hängen zu lassen, ich vernehme ein leises: "Zeitpunkt des Todes..." Fassungslos starre ich dorthin, mittlerweile ist mir wirklich speiübel. Weshalb es mir nicht gelingt zu Hanna zu stürmen, sie im Arm zu halten und um sie zu weinen, sondern hier wie festgeklebt zu sein scheine, kann ich mir nicht erklären. Ich will es wohl nicht wahrhaben, ich will es nicht akzeptieren müssen - ich will in meiner kleinen heilen Welt bleiben, in der Hanna bei mir und nicht gerade gestorben ist.

Erschrocken dreht sich eine Krankenschwester zu mir um, mustert mich kurz, setzt an etwas zu sagen: "Herr Reus, es tut mir leid, aber..." Das ist definitiv zu viel. Ich schließe die Augen, kralle meine Finger in den Türrahmen, mein Herz wird sich vermutlich von jetzt an auf ewig so anfühlen - tonnenschwer, erschöpft und erfüllt von einem so unüberwindbaren Schmerz, der mir die Luft zum Atmen nimmt. Neben mir wird eine Tür geöffnet, durch das leise Quietschen, öffne ich den Tränen nah die Augen.

Verschwommen erkenne ich die Silhouette einer jungen Frau. Von Hanna. Entgeistert reiße ich die Augen auf, meinem Herzen wird das nun auch zu viel, es überschlägt sich beinahe vor lauter Aufregung. "Hann?!", stoße ich kraftlos hervor, blinzle mehrmals, damit meine Sicht klar wird. "Ja?", entgegenet sie irritiert, schaut ängstlich nach links, ich folge ihrem Blick - sie schaut zu dem Bett, welches gerade auf mich zugerollt wird. "Aber...", flüstere ich verwirrt, schaue immer wieder zwischen meinem Mädchen und dem Bett hin und her. "Komm her", sagt sie leise, nimmt meine Hand und zieht mich vom Türrahmen weg, damit die Schwestern das Bett an mir vorbei in den Flur schieben können.

Hannas Hand ist warm. Sie ist noch hier. Sie lebt. "Oh Gott, Hann! Du bist hier!", platzt es aus mir heraus, mein Herz vollführt einen regelrechten Salto, ich schlinge stürmisch meine Arme um ihren schmalen Körper, drücke sie ganz fest an mich. Meine Erleichterung kann ich gar nicht beschreiben oder im Ansatz ausdrücken, wie viel Last mir von den Schultern genommen wird. "Marco, hey - was ist denn? Ich bin doch hier!" Doch ich kann ihr nicht antworten, Tränen rinnen über meine Wangen, tropfen auf Hanns Schulter. "Hast du etwa gedacht, dass ich..?", raunt sie mir ins Ohr, mehr als ein Nicken bekomme ich nicht zustande. Daraufhin presst sie ihren Körper noch stärker an mich, krault meinen Rücken. "Nein, mir geht es gut. Ich musste nur hier raus, als das los ging. Sie war vielleicht so alt wie ich, ich konnte das nicht aushalten. Mehr als dieser poplige Vorhang war ja nicht zwischen meinem und ihrem Bett", erklärt sie mit gebrochener Stimme, streichelt unentwegt meinen Rücken und ich kann mich endlich ein wenig entspannen.

Mein merkwürdiges Bauchgefühl hat mich getäuscht. Hanna ist hier, es geht ihr den Umständen entsprechend gut. "Du musst ganz schnell mit mir nach Hause kommen", nuschle ich, während ich mein Gesicht an ihren Hals drücke, um mich zu vergewissern, dass ich sie wirklich im Arm halte und ihre warme, weiche Haut an meiner Wange spüre. "Ja, ich will auch nach Hause", meint sie, drückt mir einen Kuss auf den Hals. Sie wird bald nach Hause kommen, denke ich Sehr bald.

------

Ähm, war möglicherwiese ein bisschen fies von mir - aber hey, es gibt kein neues Drama <3 Das ist doch toll : )

Armer Marco, da hat er einen ordentlichen Schreck bekommen... Aber es ist ja alles gut.

Kommt gut ins WE!

Ich hab übrigens eine neue Geschichte laufen: " INDIGO - Der Plan des Lebens". Schaut doch mal vorbei. Würde mich echt freuen über euer Feedback <3

Alles Liebe,

Eure Floraly <3

ONLINE [1] [Marco Reus] | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt