89. Vergänglich

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Huhu meine Lieben, weiter gehts. Ich hoffe, euch gefällt's ❤

Viel Spaß❤

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> Hanna <

Marco bleibt nur kurz bei mir, dann verlässt er mein Zimmer wieder, mein lebloser Körper bleibt zurück - und ich bin handlungsunfähig, muss noch immer diesen blöden"Film" gucken, der keiner ist. Verzweifelt will ich mich wieder an Rico wenden, aber der ist verschwunden. Stattdessen blicke ich in das Gesicht meiner Oma. Mann, ich reiß vorher noch Witze darüber und jetzt guckt die mich erwartungsvoll an! Das wird mir hier langsam ales echt zu blöd. Stumm starre ich sie an, weiß überhaupt nicht, was ich da jetzt noch sagen soll. Zu all dem hier.

"Hallo mein Schatz", sagt meine Oma sanft. Wie sehr ich sie vermisst habe. Zu lang ist sie schon tot. "Hey Granny", erwidere ich leise. "Wieso bist du noch hier?" Okay, was ist das denn jetzt für eine merkwürdige Frage? Ich hatte eher mit warmen Worten gerechnet, Erzählungen von früher, all das, was einem eben in all den Filmen suggeriert wird. Aber nein, sie fragt mich lieber, wieso ich noch nicht weg bin! "Äh, keine Ahnung", entgegne ich perplex. Sie sieht weniger erschöpft aus als damals, bevor sie starb. Auch sie wirkt leicht unscharf, weniger deutlich. Da sie schweigt, stelle ich ihr eine Frage, die mir auf der Seele liegt: Granny? Geht es dir gut? Hast du noch Schmerzen?" Sie musste so leiden, bis sie endlich gehen konnte. "Nein, mein Schatz. Mir geht es gut, aber du solltest nicht mehr hier sein. Deine Zeit ist noch nicht gekommen. Du solltest bei ihm sein, er ist das, was ich mir immer für dich gewünscht habe. Denn er lebt für den Gedanken an eine gemeinsame Zukunft mit dir im Herzen, liebt dich mit allem, was er geben kann. Nimm dich zusammen, gib nicht auf." Angespannt sehe ich hinab, in mein eigenes kreidebleiches Gesicht. "Hanna, geh. Bitte geh", flüstert meine Granny, doch ich weiß nicht wie ich zurück kann. "Aber wie, Granny? Ich weiß nicht, wie das geht. Wie ich wieder...", will ich von ihr wissen. "Du musst es wollen. Du musst all deine Kraft sammeln und gehen. Es hängt von dir ab. Nur von dir", erklärt sie mir und ich sehe sie an. Nur von mir? Ich allein kann das entscheiden? "Ich liebe dich, Granny." Ich konnte ihr das damals nicht noch einmal sagen, deshalb tue ich es jetzt. "Ich liebe dich auch, mein Schatz. Ich bin so stolz auf dich, mach weiter so. Alles wird gut werden. Du musst nur daran glauben." Wieder sehe ich mich selbst an, lächle leicht. Ach Granny. Als ich mich ihr wieder zuwende, ist sie fort.

Das ist eine sehr unschöne Art und Weise sich zu verabschieden. So abrupt und ohne Vorankündigung. Aber das scheint hier ja so üblich zu sein in dieser Zwischenwelt. Erneut blicke ich hinab, denke nach. Es liegt nur an mir. Nur an mir. Wenn ich es wirklich will, dann kann ich es schaffen - dann kann ich zu ihm zurück. Dann kann ich zurück zu Marco.

Zerknirscht kneife ich meine Augen fest zusammen. Leider geht mein Plan nicht auf, ich bin immer noch hier oben und nicht wieder in meinem eigenen Körper. Seufzend starre ich mich an. Erneut öffnet sich meine Zimmertür, ein älterer Herr betritt den Raum. Er trägt einen weißen Kittel, sein Oberkopf wird schon leicht kahl, wie ich von hier oben erkennen kann, er arbeitet vermutlich hier. Bedächtig nimmt er die Akte, die am Fußende meines Bettes hängt in die Hand, blättert sie durch. Anschließend spreizt er meine Augenlider, leuchtet mit einer kleinen Taschenlampe hinein. Wie zu sich selbst sagt er dann kaum hörbar: "So jung, warum werden die Werte denn bloß nicht besser?" Aufgeregt spitze ich die Ohren. Wie bitte? Meine Werte sind schlecht? Ich will es wohl doch noch nicht stark genug. Als ich sehe, wie er mich einfach nur betrachtet, meine Hand drückt, wird mir ganz komisch zumute. "Es liegt an Ihnen, wir werden warten müssen." Worauf denn warten? Hach, das ist doch zum verrückt werden hier. Ich will hier weg, wieder zurück.

Der Arzt will gerade gehen, als die Geräte neben meinem Bett beginnen zu Piepen. Verunsichert beobachte ich, was dort passiert. Zügig kehrt er zurück an mein Bett, drückt einen roten Knopf neben meinem Bett und murmelt: "Nicht schon wieder." Ich verstehe gar nicht, was gerade passiert, jemand anderes kommt noch dazu, Hektik bricht dort unten aus, plötzlich verschwimmt das Bild vor meinen Augen, wird immer heller. Nur noch schemenhaft kann ich erkennen, dass der Arzt auf meinem Brustkorb herumdrückt, ein langgezogenes Piepen durchdringt die Aufregung. Nein. Bitte, ich will nicht gehen. Ich will nicht sterben. Die Stimmen verstummen, das Geschehen bleibt mir verborgen, ein helles, strahlendes, weißes Licht erscheint vor mir - wie am Ende eines Tunnels. Es ist wunderschön, dich ich ahne, was das bedeutet. Und ich will es nicht.

"Es ist deine Entscheidung, Schatz", höre ich nun wieder die Stimme meiner Granny neben mir, ich schüttle vehement den Kopf. "Nein!", rufe ich heiser, "Ich will nicht! Ich will nicht sterben!" Wieder sagt sie es: "Es liegt nur an dir." Verzweifelt starre ich in das Weiß, ich glaube ich würde in Tränen ausbrechen, wenn ich könnte. Wenn ich jetzt nachgebe, kann ich nie wieder zurück zu Marco. Dann werde ich diese Welt für immer verlassen. "Nein!", jammere ich leise, schließe die Augen, denke so fest wie ich nur kann an Marco, an mein Leben, das ich wiederhaben will, an ein Leben, ich wünsche mir zu leben.

Ich will mit ihm alt werden, schrumpelig und schrullig, will ihn in 50 Jahren tatsächlich fragen können, ob er mich noch so sehr liebt wie jetzt, denn das tut er. Wie meine Granny schon sagt - er liebt mich mit allem, was er geben kann und vermutlich noch viel mehr. Und ich tue das auch- ich liebe ihn von ganzem Herzen und kämpfe, um endlich zu ihm zurückkehren zu können.

Als ich die Augen öffne, ist das verdammte Weiß immer noch da. Ich werde fast blind, weil es so hell ist. Kann ich nicht einfach dankend ablehnen? Ich will da nicht hin, auf die "andere Seite". Denn ich weiß, wenn ich das Licht sehe , läuft meine Zeit ab - ich sterbe. Ich kann hier nicht ewig hocken, warten und Däumchen drehen. Ich muss zurück. Ich muss einfach. Mit einem Mal wird mir ganz komisch zumute, als würde ich schweben, mich auflösen. Das Licht scheint zu flackern, panisch will ich die Augen aufreißen - denn plötzlich ist alles um mich herum schwarz. Mein Herz klopft viel zu schnell, meine Brust tut davon weh. Moment mal - mein Brustkorb schmerzt, mein Herz schlägt zu schnell? Das würde ja bedeuten, dass... Mein Gedanke wird von einer mir mittlerweile bekannten Stimme unterbrochen. "Wieder in letzter Minute, aber sie kämpft. Wir behalten aber die geringere Dosis der Sedativa bei, vielleicht hilft es ja und wir können sie bald aufwachen lassen."

Ich bin wieder in meinem Körper oder? Könnte mir das mal jemand beantworten? Hallo? Ich versuche die Augen zu öffnen oder mich zu bewegen, zu sprechen, doch es gelingt mir nicht, ich kann alles hören, aber nichts tun. Es ist zum Durchdrehen, was soll dieser Mist? Wenn ich könnte, würde ich laut schreien, damit der Arzt merkt, dass ich wach bin, dass ich da bin - geistig zumindest. Dass sie mich aufwachen lassen sollen! Die sollen gefälligst sofort diese Sedadingsda absetzen und mir die Kontrolle über meinen Körper zurückgeben. Ich habe echt keinen Bock drauf nur noch als Gemüse aka vegetierendes Etwas zu gelten und mich nicht rühren zu können. Ich will mein altes Ich wiederhaben, selbst bestimmen können, wann ich ansprechbar bin und wann nicht! Die sollen mich hier sofort rausholen aus diesem Scheiß! Wie auch immer die das schimpfen, aber ich will aufwachen! Mein Körper soll wach werden! Los jetzt! Sofort!

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Na? Gefällt euch dieser Verlauf ? ;)

Hats euch gefallen?

Ich hoffe, ihr hatten einen ebenso famosen Tag wie ich und genießt die letzten Sonnenstrahlen *-*

Fühlt euch umarmt,

Eure Floraly❤

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