94. Hand halten

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Huhu, weiter geht's! Einen schönen Montagmorgen, wünsche ich euch <3

Keine Ahnung, wieso Wattpad spinnt, ich hatte das Kapitel schon heute Morgen um 8 hochgeladen...

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> Hanna <

"Bleibst du hier?" Ich klinge ängstlicher als gewollt. Marco gibt mir nur einen Kuss auf die Stirn und nickt. Es beruhigt mich extrem, zu wissen, dass er bei mir sein wird in meiner ersten Nacht zurück in der echten Welt. "Keine Sorge, ich bin da", meint er noch, als könnte er meine Gedanken lesen. Diese Momente waren mir schon immer unheimlich. Als würde er in meinen Kopf hineinschauen können. "Möchtest du etwas essen?" Ich sollte jetzt bestimmt ja sagen, aber ich habe keinen Hunger. Obwohl sie mir die Magensonde entfernt haben. Aber das war eh so eklig, das vergesse ich lieber ganz, ganz schnell. "Nein, ich bin müde. Ich glaub, ich möchte schlafen", antworte ich ihm.

Bevor ich aller dings die Augen schließen kann und meinem erschöpften Körper Ruhe gönne, muss ich leider ernsthaft aufstehen und wohin. Das gestaltet sich als ziemliche Aufgabe. Das Aufstehen, Laufen und der ganze Rest. Marco hilft mir netterweise, dann muss ich mich nicht noch dämlicher fühlen, sonst hätte ich eine Schwester rufen müssen. Als ich allerdings im Bad bin, bitte ich ihn, hinauszugehen. Unsicher sieht er mich an. "Aber du sagst Bescheid, wenn irgendetwas ist, okay?" "Ja, sicher. Aber das muss echt nicht sein. Ich schaff das schon!", beruhige ich ihn.

Sagen wir es mal so. Ich habe noch nie in meinem ganzen Leben so lang gebraucht im Badezimmer. Alles hat viermal so lang gedauert, weil ich mich wie eine Nacktschnecke bewege und ständig eine Pause einlegen muss. Die große Narbe an meinem Bauch lässt mich erschaudern. Gut, so groß ist sie gar nicht, aber sie ist da und wird mich von jetzt an auf ewig daran erinnern, dass ich mehrmals fast tot war. Ich sehe schlimm aus. Meine Haare muss ich auch dringen mal waschen, aber das kriege ich heute nicht mehr hin. Ich bin so kaputt. Wovon eigentlich? Ich habe ja tagelang eigentlich nur rumgelegen. Das soll man mal verstehen. "Hann? Geht es dir gut?!, klopft Marco an der Tür. Ich an seiner Stelle wäre auch unruhig geworden, wenn er eine gefühlte Ewigkeit im Bad verschwunden wäre und kein Wort gesagt hätte. "Ja!", rufe ich, wanke zur Tür. Mir ist leicht schwindelig und bin heilfroh, als er mich dann gleich wieder stützt und zum Bett begleitet.

"Alles okay?" Besorgt ist er leider auch nicht ganz zu Unrecht. Mein kleiner Ausflug ins Badezimmer war schon ganz schön anstrengend. "Geht", nuschle ich nur, lasse mich in mein Kissen sinken. Auch er verschwindet kurz im Bad, bei ihm geht es allerdings wirklich schnell. Ich bekomme einen Gute-Nacht-Kuss, er legt sich in das leere Bett neben meinem und löscht das Licht. Bereits das löst ein widerlich flaues Gefühl in meiner Magengegend aus. Mein Herz beginnt zu rasen, als ich auch noch die Augen schieße. Das Schwarz um mich herum erinnert mich viel zu sehr an diesen Switch zwischen Leben und Tod. Es macht mir unausprechliche Angst. Nichts kann ich gegen meine beschleunigte Atmung tun, dagegen, dass mir ganz kalt wird und ein jämmerliches Wimmern meine Kehle verlässt.

"Hann! Hey! Alles ist gut! Beruhige dich!", redet Marco sanft auf mich ein, drückt meine Hand. Nur allmählich kommt in meinem Bewusstsein an, dass ich noch da bin, dass ich nicht schon wieder sterbe und von ihm gerissen werde. Schwer atmend schlage ich die Augen auf. "Ich kann das nicht!", japse ich atemlos, meine Fingernägel bohren sich in Marcos Haut. Er scheint zu ahnen, was das Problem ist und schaltet die Nachttischlampe ein. Er sitzt auf meinem Bett, seine Haare stehen schon etwas wirr vom Kopf ab, was ich schon immer unfassbar niedlich fand und bei diesem Anblick beruhigt sich mein Herz endlich und ich kann tief durchatmen. "Was ist denn los, Süße?" Dabei streichelt er meine Wange, was mir gut tut. "Mir wurde so komisch, als es dunkel wurde. Ich habe irgendwie Angst gekriegt", flüstere ich. Mir ist das peinlich, aber ich konnte mich überhaupt nicht gegen dieses Gefühl wehren, es war übermächtig.

"Die Dunkelheit?", fragt er leise und ich nicke, weiche seinem Blick aber aus. Jetzt denkt er sicher, ich hab sie nicht mehr alle. "Ich verstehe das", meint er dann, küsst mich auf die Stirn, "Würde es dir vielleicht helfen, wenn ich hier schlafe?" Er deutet auf mein Bett. "Ist dir das auch nicht zu blöd?", will ich verunsichert wissen, denn die Vorstellung, dass er mir so nah wäre, lässt mich tatsächlich entspannen. So als könnte er mich vor diesem beängstigenden Schwarz beschützen. "Nein, Hauptsache, es geht dir gut. Ich kuschle gern mit dir, das weißt du doch", neckt er mich, schlägt meine Decke zurück und legt sich neben mich. Sofort durchströmt mich seine Körperwärme, meine angespannten Muskeln entkrampfen und ich schmiege mich an ihn. Mein Kopf ruht auf seiner Brust. So kann ich seinem regelmäßigen Herzschlag zuhören, mich darauf konzentrieren. "Ich mach jetzt das Licht aus, okay?", kündigt er das an, wovor ich mich neuerdings scheinbar so fürchte. "Ja", murmle ich, vergrabe mein Gesicht in seinem Shirt, inhaliere seinen Duft und bete, dass es mit ihm an meiner Seite besser sein wird im Dunkeln.

Es ist besser. Marco nimmt meine Hand, ich lausche seinem Herzen, dass mir eine rhythmische Geschichte zu erzählen scheint. Die Panik kehrt nicht zurück, denn ich fühle mich in seinen Armen lebendig, nicht kalt, tot oder dem Tode nah.

"Ich bin so verkorkst", seufze ich. "Was redest du da? Quatsch", entgegnet er, wobei sein Brustkorb wieder so vibriert. Ich mag das, außer wenn er ohne Ende lacht, dann wird mir irgendwann schlecht davon. Schön, dass ich mich daran erinnern kann. Schön, dass ich anscheinend keine einzige Sekunde, keinen einzigen Augenblick unsrer gemeinsamen Geschichte vergessen habe, und nur die tragischen Minuten, Stunden des Unfalls aus meinem Gedächtnis gelöscht wurden. Ich glaube, ich will sie nicht wiederhaben. Diese Lücke. Marcos Erzählungen waren schon so furchtbar, wie detailliert und grausam muss dann meine eigene Wahrnehmung sein? "Dann eben kompliziert. Ein Pechvogel. Was auch immer." "Ach Hann, rede dir das doch bitte nicht ein. Du musst das anders sehen. Du bist eher ein Wunder. Ein Glückspilz. Wie viele Menschen bekommen denn so ein Chance? Ich bin glücklich, du nicht?", erwidert Marco sanft. Mein Herz schlägt wieder schneller, allerdings nicht aus Angst, sondern vor Glück. Denn ich bin es auch. Glücklich. Ich kann es noch immer nicht mit Worten fassen, es beschreiben. Vielleicht werde ich das nie.

"Doch, ich in glücklich. Ganz besonders jetzt. Weil du bei mir bist, meine Hand hälst, ich das ganz genau spüren und deinen Herzschlag hören kann. Bitte lass meine Hand nie wieder los, Marco. Nie wieder. Ich liebe dich", wispere ich mit klopfendem Herzen. Als Antwort bekomme ich einen dieser wunderschönen Küsse auf die Stirn, die sich immer danach anfühlen, wie ein Versprechen und wie die unausgesprochene Bestätigung, dass ich und nur ich, die Frau bin, der Marco sein Herz geschenkt hat. "Ich lasse dich nicht los. Wir schaffen das alles. Zusammen. Versprochen. Egal, was noch kommt", raunt er mir ins Ohr. Endlich finden sich unsere Lippen in der Dunkelheit und dieser Kuss gleicht einer Unterstreichung seiner Worte, als wolle er ihnen Nachdruck verleihen. Ich verliere mich darin, genieße es und bin sogar froh, dass die Nacht uns umhüllt - so kann Marco die Träne nicht sehen, die über meine Wange rollt. Mein Herz ist so berührt, so erleichtert, dass ich diese eine Träne nicht zurückhalten kann. Weil ich weiß, es sind keine leeren Worte, die Marco da sprach. Er meint es so. Will es so. Mit mir. Zusammen.

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Ein kleiner Nachschlag an Gefühlen für den Montag <3 Ich hoffe , es ist euch noch nicht zu viel.

Die beiden sind schon niedlich...oder? Man kann nur hoffen, dass Marco sein"Versprechen" hält...

Ich wünsche euch einen schönen Start in die Woche <3

Alles Liebe,

Eure Floraly <3

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