85. Harte Realität

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Huhu ihr Schätze, ich bin zu geplättet, um viel zu sagen - außer Danke!❤❤❤ Platz 2 ❤

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> Marco <

Irgendetwas verändert sich während der Fahrt zu mir zwischen uns. Die Energie ebbt ab und wir beide werden still. "Marco, ich hab Angst", sagt Hann leise, sodass ich sie kaum verstehen kann durch das Brummen des Motors. "Wovor?" Ich halte an einer roten Ampel an einer großen Kreuzung und sehe sie an. "Wovor denn, Süße?" Sie scheint zu überlegen, es wird grün und ich gebe Gas. Im Augenwinkel erkenne ich, wie Hanna die Augen aufreißt und dann fast zeitgleich beginnt zu schreien.

Es geht alles viel zu schnell, als dass jedes Detail wahrnehme. Zwei Scheinwerfer leuchten grell auf der Beifahrerseite auf, die Hupe eines LKWs ertönt, panisch beginnt mein Herz u rasen, aber es ist zu spät. Der Aufprall kommt dennoch unerwartet und mein Wagen wird zur Seite geschleudert, ich kann überhaupt nichts dagegen tun. Sekunden später ist es still. Doch scheinbar nur in meinem Kopf, denn kurz darauf vernehme ich Schreie, Rufe, Sirenengeheul. Was ist passiert?

Mein Nacken schmerzt und dann sehe ich nach rechts. Hannas Augen sind noch immer weit aufgerissen, ihr Mund ebenso. Das sind die Schreie. Hanna brüllt wie am Spieß, große Tränen ihr Gesicht hinab. Was hat sie? Voller Angst schnalle ich mich ab, beuge mich zu ihr. Entsetzt stelle ich fest, dass die Beifahrerseite stark eingedrückt ist und ein feines Rinnsal Blut aus Hanns Mundwinkel läuft. So als wäre sie weit weg, vernehme ich ihre schwache Stimme. "Hilf mir, Marco!", ächzt sie bebend, ringt schwer nach Luft.

Alles um mich herum, ich selbst - alles ist egal, mich leitet nur meine panische Angst um Hann, um mein Mädchen. "Fuck!", brülle ich atemlos, weiß nicht, was ich tun soll. Sinnlos rattert mein Herz vor sich hin, will sich nicht dieser Sorge ergeben, aber ich kann ihr nicht helfen. Ein Feuerwehrmann steckt seinen Kopf durch mein Fenster. "Wie geht es Ihnen?" Irritiert fahre ich herum. "Mir gut soweit, aber helfen Sie meiner Freundin! Bitte!",flehe ich ihn an, zittere dabei. Sein Gesichtsausdruck verändert sich. Er wirkt überrascht. "Marco Reus?" "Ja! Mein Gott, das ist doch egal! Helfen Sie ihr bitte endlich!" Mittlerweile klinge ich weniger freundlich. Ich kann nicht anders. Hanna neben mir beginnt zu röcheln, Blut spritzt gegen die Windschutzscheibe. "Okay!", nickt der Kerl, zieht sich zurück und gibt Anweisungen. "Jungs, wir müssen sie rausschneiden und wir brauchen den Notarzt! Schnell!"

Danach kam ich nur zuschauen, wie sich etliche Männer daran machen mein Auto mit einem riesigen Bolzenschneider auseinander zu nehmen. Ängstlich lege ich meine Hände auf Hannas Wangen. Sie hat einfach nur Panik, das sehe ich in ihren Augen, kein Wort kann sie sprechen. Immer wieder hustet sie, versucht ihr Gesicht abzuwenden, will mich nicht ansehen. "Alles wird gut, Cinderella. Sieh mich an. Alles wird gut, okay?", rede ich auf sie ein, ignoriere das Zittern in meiner Stimme. Doch sie ist kreidebleich, ihre Augen fallen immer wieder zu. "Hann! Wach bleiben! Bitte! Die holen dich da raus! Bleib wach!", schreie ich sie außer mir vor Angst an, tätschle ihre kalte Wange. Das Blut läuft weiter, Hannas Blick wird unscharf, ihre Augen fast trüb. Noch kämpft sie gegen die Müdigkeit. Erschöpft versucht sie die linke Hand zu heben, die ich schnell ergreife und fest drücke.

Eiskalt. Ihre Hand ist eiskalt. Kalt wie der Tod. In meinem Herzen breitet sich diese unbändige Unruhe aus, die meinen ganzen Körper in Besitz zu nehmen scheint. Das dauert alles zu lang. Das Tösen der Flex, das Krachen des Metalls, als es vom Bolzenschneider durchtrennt wird, dringt nicht zu mir durch. Meine Aufmerksamkeit gilt einzig und allein Hanna, die immer schwächer wird. Sie hat all dem hier kaum etwas entgegenzusetzen, sie hat zu viel durchgemacht in letzter Zeit.

Endlich scheint die Feuerwehr es geschafft zu haben, doch Hanna kann nicht mehr, sie klaubt all ihre Kraft zusammen und flüstert: "Ich liebe dich, Marco." Ihr Mund verzieht sich zu einem fast unmerklichen Lächeln. Dann schließt sie die Augen, öffnet sie auch nicht mehr, egal wie sehr ich sie schüttle, an ihr rüttle und wie laut ich schreie.

ONLINE [1] [Marco Reus] | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt