Allein saß ich nun vier Jahre nach der Entscheidung des Sprechenden Hutes in diesem kitschigen Café eines kleinen Dörfchens von Hogwarts. Für gewöhnlich war an einem Freitagabend eigentlich viel mehr los. Verliebte Paare suchten den Weg an jeden zweiten Wochenende her, um sich bei einem Streit auszusprechen, um sich zärtliche Küsse auszutauschen und vor allem um ihre Liebe oder Zuneigung Raum zu schaffen. Vielleicht war es der Grund warum ich hier saß? Vielleicht suchte ich einfach nach jemanden mit dem ich reden konnte? Vielleicht suchte ich nach jemanden, der das Mädchen hinter den dicken und widerspenstigen Haaren sah? Vielleicht suchte ich auch nur nach jemand, der mich in meinem Lerneifer unterstützt? Vielleicht auch jemand, der meine Liebe zu der Finsternis verstand und mich auf Wege geleitet, die vor mir noch niemand gegangen war? Vielleicht war es auch nur absurd, so etwas zu denken?
Wenn ich die Jungs aus meinem Jahrgang betrachtete, waren all die Gutaussehenden in Slytherin, all die Eifrigen in Ravenclaw, all die Freundlichen in Hufflepuff und all die Mutigsten in Gryffindor. Doch keiner der letzten drei benannten Häuser würde mir meine Liebe zu der dunklen Magie zur Hand gehen geschweige denn überhaupt erst begreifen, warum mein Herz sich nach dieser schwarzen Kunst sehnt. All die Häuser schenkten mir nur Teilbereiche von diesem Jungen, den ich begehren würde wie die Magie, die alles auf der Welt ins Böse haucht. So kann sie auch alles wieder ins Gute lichten lassen, wenn man selbst daran glaubte. Wenn auch nur noch ein Funken Glut zu spüren war, konnte man all das Dunkle auch aus der Welt verbannen.
Bevor ich jedoch wieder abschweife, wollte ich noch etwas über Slytherin erzählen. Dort waren die Jungs, die zwar gut aussahen und auch listig von Charakter waren; aber dort waren auch die, die sich hinter einem Menschen stellten. Hinter einem hübschen und begabten Menschen, der glaubte, dass die Mugglestämmigen nichts auf dieser Welt zu suchen haben. Umso mehr belastete es mich, da ich aus einer solchen Familie stammte.
Meine Eltern waren zu jener Zeit reiche, wohltätige und kultivierte Leute aus Little Hangleton, die vor einem Jahr durch ihren richtungsgebenden Erfolg nach London zogen. Meine Mutter: Lorena war eine Frau, die in jenen Kriegszeiten als das englische Bild für Gerechtigkeit, Liebe und Unbeugsamkeit erstrahlte. Mein Vater war in jener Zeit ein Mann mit einem hohen Ansehen im Militär. Er war Marshall der Royal Air Force. Sie waren beide froh, dass ich den Brief aus Hogwarts bekommen hatte. Denn schließlich konnten sie mich so in Sicherheit wiegen.
Ich seufzte auf, als ich bemerkte, dass ich schon lange keinen Brief von meinen Eltern bekommen hatte. Würde ich ihnen erzählen, womit ich mich in diesem Jahr auseinandersetzen musste, würden sie sich nur Sorgen. Ich kannte meine Eltern, auch wenn sie nach außen hart wirkten, war ich immerhin ihre kleine Prinzessin. Konnte das nicht irgendjemand sehen? Es würde mich glücklicher machen, wenn eine unbeteiligte Person solch ein Kompliment über mich äußern würde. Ein Räuspern schreckte mich in diesem Moment aus meinen Gedanken. Ein Blick in übertriebenen angemalten Augenlidern, die mir in einem intensiven Rosa entgegen strahlten, wusste ich, dass Madam Puddifoot meine Bestellung aufnehmen wollten. Ich wurde in letzter Zeit zu ihrem Stammgast, der meist alleine am selben Tisch an der Glasfront saß und nachdenklich hinausschielte. Anscheinend glaubte sie, dass ich ein einsames Jungfer war, die nie einen Jungen finden würde.
„Was kann ich Ihnen bringen, meine Liebe?" zwitscherte sie überfreundlich mir entgegen.
„Wie immer: einen Earl Grey mit einem Hauch Honig. Für mich auch, bitte."Erneut schrak ich auf und lehnte mich etwas über den Tisch um an Madam Puddifoot vorbeizuschauen. Die Ladenbesitzerin wandte sich zur sprechenden Person und lächelte freundlich. Sie nickte verständlich.
„Noch irgendetwas für Euch beide? Wir haben ein leckeren Zimtstollen im Angebot."
„Mit Rosinen?" wollte ich neugierig wissen.
„Ja, aber die Hälfte weniger wie gewöhnlich." sang sie sanft in meine Richtung.
„Dann hätte ich gerne ein Stück." murmelte ich.Sie wandte sich dem gutaussehenden Jungen zu und fragte ihn, ob auch dies sein Wunsch wäre. Jedoch schüttelte er den Kopf und bedankte sich freundlich für die Nachfrage. Ich lehnte mich wieder wie gewöhnlich auf meinen Stuhl zurück und bemerkte, dass sich der schwarzhaarige Junge sich mir gegenüber setzte. Die ersten Minuten waren still. Für gewöhnlich tat das kein Junge freiwillig. Eine Frage würde offen stehen, woher wusste er, dass ich immer denselben Tee trank und vor allem wie ich ihn gerne mochte. Ich musterte ihn argwöhnisch und stellte mir die Frage, warum er mich aufsuchte.
Ich kannte ihn von irgendwoher und doch wollte es mir nicht einfallen. Wer war dieser gutaussehende Lockenkopf, der mich mit seinen braunen, schon fast schwarzen Augen ansah als würde er irgendetwas von mir wissen wollen? Seine Kleidung verriet nichts über sein Haus. Seine Wortwahl, seine Beherrschtheit und vor allem seine Abneigung gegen diesen Laden ließ mich vermuten, dass er aus Slytherin kommen musste. Woher ich erahnte, das er diesen Laden nicht gerne mochte, weil er sich mir zwar höflich gab, aber ich konnte in seiner Mimik deutlich erkennen, dass er dunklere Farben vorzog.
„Es ist sehr unhöflich, wenn man einen fremden Jungen anstarrt, Miss Granger?" versuchte er ein Gespräch aufzubauen.
In der Tat auch seine Direktheit ließ ihn immer weiter ins Slytherin-Schema schlittern. Aber wenn er wirklich ein Slytherin wäre, warum sprach er ausgerechnet mit mir? Er sollte doch dann wissen, dass ich eine Mugglestämmige war, sonst würde er meinen Namen nicht wissen. Es ließ mich auch vermuten, dass er in meinem Jahrgang war.
„Es ist auch nicht sehr höflich, wenn man sich ungefragt an einen freien Platz setzt, der frei bleiben sollte."
„Ein Gryffindor durch und durch. Ihr habt recht, es war wirklich unhöflich und dreist von mir, zu denken, dass Ihr meine Anwesenheit zu schätzen wissen."
„Und trotzdem habt Ihr euch ohne weitere Entschuldigungen hierher gesetzt und versucht weiterhin ein Gespräch mit mir zu führen. Dies lässt mich jedoch hinterfragen, warum sie mich angesprochen haben?" wollte ich nun etwas ungeduldig wissen.Als Madam Puddifoot die beiden Tassen Earl Grey und den Teller mit dem Zimtstollen vor mir abgestellt hatte, verschwand diese wieder.
„Wissen Sie, Miss Granger, ich laufe mit meinen Freunden meistens alle zwei Wochen hier runter nach Hogsmeade und ich habe Sie schon öfters alleine in diesem typischen Pärchen-Café gesehen. Ich hatte heute, ehrlich darum gebeten, dass Ihr heute wieder hier alleine sitzen würdet."
„Für gewöhnlich ist das nicht das Lokal in dem Ihr Euch immer aufhaltet, nicht wahr, Mister...? Oh, wie war Euer Name gleich wieder?"
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Expecto Patronum
FanfictionIn der Zeit als Lord Voldemort im Aufschwung war, gehörte bereits ein Mugglestämmige namens Hazelle Maria Granger zu einer intelligenten, kämpferischen und duldsamen Hexe. Allerdings wäre vieles anders, wenn sie nie gewesen wäre. Umso bemerkenswerte...