„Unübersehbar, Granger." würdigte Jeremias ihre Unwissenheit.
Augenblicklich wurde mir bewusst, wer vor mir stand und begann zu fies zu grinsen. Ein Blitz durchzog mich und sah zu Kelly, die sich angeregt mit Maxim sich unterhielt. Er war vor dem Abendessen noch ohne Begleitung zu uns gestoßen. Ich wechselte den Platz und setzte mich neben Nora hin. Abby würde sich sicherlich freuen, wenn ihr Schwarm neben ihr sitzt, dachte ich mir.
„Wir sollten langsam an den Tisch gehen, findet Ihr nicht?"
Am Tisch angekommen waren die Slytherins sehr freundlich und begrüßten alle Anwesenden distanziert und kühl. Im Laufe des Abends war mir mehr als bewusst, dass sich meine Freunde aus Gryffindor und die Jungs aus Slytherin mehr untereinander als miteinander sprachen. Unbeholfen sah ich verzweifelt zu Balthasar, dieser lächelte mich aufmunternd an. Da ich auf den neben ihm auf der Bank saß, wusste auch er in welche Zwickmühle ich mich befand. Seine starke Hand legte sich auf meine, die ich in meinen Schoss gebettet hatte.
Irgendwann reichte mir diese unsichtbare Mauer, die in der Mitte des Tisches aufgezogen wurde und ich rief eine Kellnerin. Diese kam zu mir geeilt und sah mich freundlich an. Während ich von der einen Seite unsichere Blicke auf mir spüren konnte, bekam ich von der anderen Seite eher wunderliche zugeworfen. Mit einem charmanten Lächeln flüsterte ich der Kellnerin etwas ins Ohr, bevor ich mich wieder auf meinen Platz setzte.
„Was habt Ihr der Kellnerin gesagt?" wollte Balthasar in Erfahrung bringen.
„Ich dachte mir, wir sollten uns vom Butterbier entfernen. Ich habe uns etwas Qualifizierenderes bestellt!" erläuterte ich ihm mein Handeln.Ich zwinkerte zu Kelly, die nun begriff, worauf ich hinaus wollte. Sie wusste, dass ich ihr den Weg zu ihrer verlorenen Wette ebnen wollte. Ungläubig schüttelte sie ihren Kopf und verdrehte leicht abgehetzt die Augen. Kichernd wandte ich mich nun zu den jungen Herrschaften, die ihre Schuluniformen ebenfalls abgelegt und zur alltäglichen Klamotten gegriffen hatten. Ich war mir nicht im Klaren, dass ich bereits etwas mehr als ursprünglich geplant intus in meinen Blutbahnen hatte.
„Wisst Ihr, ich habe mich schon seit Anfang der gemeinsamen Schulzeit gefragt, wie es ist als Reinblut aufzuwachsen? Es sind nur Namen, die Euren Ruf vorauseilen, aber dennoch würde ich gerne persönlich wissen, was Euer Leben dem von meinem unterscheidet?"
Nora sog scharf die Luft ein, als sie mitbekam, worauf ich eigentlich hinaus wollte. Mit trotzigem Blick sah ich zu den Slytherins, die mich verwundert und zugleich ungläubig ansahen. Der Blick von Tom war allerdings weniger emotional. Er war wie immer hinter einer neutralen Maske versteckt. Nur seine Augen flackerten verständnislos auf, als nun auch er begriff, dass ich Reinblut mit der meiner Sorte in Verbindung bringen wollte.
„Nun, wie Ihr bereits sagt, der Name eilt einem als Reinblut voraus. Demgemäß werden wir dahingehend auch erzogen. Und wie unser Blutstatus schon verrät sind wir reiner wie die Eure Sorte, Miss Granger." nahm nun Augustus die Stellung ein.
„Ich verstehe allerdings nicht, wie Ihr darauf kommt, dass ich ein – wie soll ich sagen – verunreinigtes Blut hätte und nicht Ihr?" versuchte ich noch anderer der Schlangen aus dem Reserve zu locken.Balthasar drückte seine Hand ein wenig fester um die meine, damit ich wusste, dass ich nicht zu offensiv werden würde.
„Ihr unterstellt uns, dass wir ein unreineres Blut hätten wie die Schlammblüter? Ist das, was Ihr über uns denkt?" mischte sich nun Roldolf in die angehende Diskussion ein.
„Und wenn es so wäre, würde ich es auch nicht gerade leugnen."
„Ihr seid tapfer und mutig über ein solches Thema so öffentlich mit uns zu reden. Habt ihr keine Angst über die Konsequenzen Eurer Worte?" feixte nun Jeremias in die Runde.Ich stellte mich ahnungslos und dachte gespielt über mögliche Konsequenzen nach.
„Ich bin mir sicher, dass das mit der Spinne von Hagrid sicherlich keine Konsequenz war. Seht mich an, ich bin nach diesem ‚Biss' noch immer am Leben, was man von der armen Myrte nicht sagten kann." polterte ich in die seine Richtung.
Meine Worte sollten danach klingen, dass ich genau wusste, worauf ich mich einließ und dass mir die Konsequenzen sehr bewusst waren. Doch wollte ich mich nicht geschlagen geben. Tom sah mich musternd an und versuchte aus mir schlau zu werden. Balthasar und Tom wussten ganz genau, dass ich hinter dem Geheimnis der Kammer des Schreckens gekommen war. Ein Grund, weshalb ich es nicht zugelassen hätte, dass dieser jemand wieder ins Leben zurückkehren konnte. Tom hatte wohl erahnt, dass ich keine Gefahr für seine Pläne war. Stattdessen war ich die Krücke, die ihn erst auf den goldenen Weg der Macht gebracht hatte.
„Und doch sehnt Ihr Euch immer noch danach? Mir ist in Laufe der letzten Jahre noch nie ein derartig stures und selbstloses Schlammblut begegnet wie Ihr es doch seid!"
„Miss Avery, ich schätze Ihre Höflichkeiten sehr." konterte ich auf seine fiese Äußerung.Verblüfft sah er mich mit hochgezogener Augenbraue an und schüttelte wagemutig seinen Kopf.
„Haz, Ihr solltet nicht mit Ihnen über das Thema: ‚Schlammblut' unterhalten. Ihr wisst doch, wie die unbelehrbaren Slytherins dazu stehen." fügte Anna in die Diskussion bei.
„Ganz im Interesse meinerseits, wenn ich Probleme mit einem Thema habe, spreche ich das bei denjenigen an. Wenn ich auf Verständnislosigkeit treffe, beharre ich darauf, dass sie mir ein Ohr schenken. Auch wenn sie sich dadurch nicht ändern werden. Immerhin wissen sie dann, wie ich zu diesem Thema stehe." erklärte ich meiner blondhaarigen Freundin ruhig und sachlich.
„In der Tat finde ich die Einstellung von Miss Granger sehr lobenswert. Nur wird das wirklich nicht helfen. Einmal Slytherin. Immer Slytherin." beteiligte sich auch Maxim bei diesem Gespräch.
„Das sagt der einzige Ravenclaw." schnaubte Roldolf in seine Richtung.Die Sitzfolge bestand nun daraus, dass Kelly an der Stirnseite auf der Bank saß. Links von ihr saßen auf der Bank Merylliane, Sam, Nora, Hazelle, Balthasar und Augustus. Während auf der rechten Seite von Kelly aus betrachtet Anna, Abby, Maxim, Roldolf, Tom und Jeremias auf den Stühlen ihre Plätze fanden.
Bevor die Diskussion in die weitere Himmelsphäre gelangte von wegen, dass das eigene immer mehr Ansehen hatte wie das andere Haus. Und wie schwachsinnig die Meinung der anderen wäre, verdrehte ich meine Augen und blickte zu Balthasar. Er lächelte amüsiert in die Runde.
„Also ich finde, dass das Haus Slytherin geheimnisvoll auf mich wirkt."
„Haz, du bist im Moment unzurechnungsfähig." entgegnete Nora neben mir sofort meine Äußerung.
„Wieso?" fragte ich leicht verdattert.
„Versteh mich nicht falsch, aber du bist blind vor Liebe."Interessiert sah ich sie an und legte meinen Kopf in die Schräge.
„Willst du mir sagen, dass ich nicht mehr unterscheiden kann, was gut und böse ist oder was?"
Ich spürte die neugierigen Blicke der Schlangen auf meinen Körper. Amüsant blickte sogar Roldolf zu mir hinüber. Als würden sie diese Diskussion zwischen Nora und mir bevorzugen.
„Nein, aber..."
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Expecto Patronum
FanficIn der Zeit als Lord Voldemort im Aufschwung war, gehörte bereits ein Mugglestämmige namens Hazelle Maria Granger zu einer intelligenten, kämpferischen und duldsamen Hexe. Allerdings wäre vieles anders, wenn sie nie gewesen wäre. Umso bemerkenswerte...