(29) 02.03.1942 - the cursed brother

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Eine Stunde später war Tom immer noch nicht zurückgekehrt. Ein Blick zum Haus der Riddles und mir viel auf, dass das Licht erloschen war. Für gewöhnlich nahmen sie um die Uhrzeit noch ein Mitternachts-Häppchen zu sich. Für gewöhnlich, aber in dieser Nacht war nichts gewöhnlich. Sein Sohn war zu Besuch und ich wusste genau, dass das die Nacht war in der die Familie aussterben würde. Ich konnte die Wut in seinen Augen sehen, als er auf das Haus starrte. Seine Augen funkelten abermals einen rötlichen Schimmer. Ich konnte seinen angespannten Körper sehen, der vor Erregung erzitterte. Tom war in diesem Zustand unberechenbar und gefährlich.

Und ich war mir sicher, dass er in der Zukunft zu einen der größten Schwarzmagier werden würde, die die Welt noch nie gesehen hatte. Er würde Dumbledore und auch Grindelwald das Licht stehlen und sich seinen Weg zur Macht ebnen. Er würde sogar über Leichen gehen um unsterblich zu werden. Als ich einen grünen Schimmer in die oberen Fenster des Hauses der Riddles sah, wusste ich, dass es sein erster Mord war, denn er höchstpersönlich begangen war. Mit großen Augen stierte ich aus dem Fenster der Gaunts und schüttelte meinen Kopf.

In diesem Moment kam eine braune Mähne durch die Tür. Mit schmalen Augen versuchte ich den Jungen zu erkennen. Er sah mir keineswegs fremd aus, dennoch waren seine Augen sehr eingefallen und auch sehr ... verflucht anders. Hatte Tom nicht gesagt, dass er den Fluch gelöscht hatte? Hatte Tom nicht gesagt, dass er seine Gedanken darüber ausgemistet hatte? Schluckend achtete ich auf jeden seiner Schritte. Es würde also in dieser Nacht ein Kampf um mein Leben sein. Ich musste stark sein und meinen Bruder durfte nichts geschehen.

Ich stellte mich jedoch zwischen Nick und meinem Körper. Verteidigend zuckte ich mein Zauberstab und brachte diesen in Kampfstellung. Woher hatte er auf einmal den Dolch in seiner Hand? Abermals schluckte ich bevor sich eine schwarze Gestalt vor mir stellte. Fragend versuchte ich das Gesicht zu begutachten, doch fand ich nur eine schwarze Hülle unter der tiefsitzenden Kapuze.

„Weiche von ihr!" donnerte eine sehr tiefe Stimme durch den Raum.
„Ich habe einen Befehl und den werde ich zu Ende bringen." gab mein Bruder kühl zu.

Die Gestalt ging einige Schritte auf meinen Bruder zu und zauberte aus dem Dolch eine wunderschöne rote Lilie. Lächelnd sah ich mir die Blume an und wusste, dass es nur eine Person gab, der meine Lieblingsblumen kannte. Das konnte nicht wahr sein? Er war doch seit geraumer Zeit verschwunden?

„Ihr haltet mich sicherlich nicht auf." brüllte Nick mit seiner tiefschürfenden Stimme.
„Sie kann dir doch nicht egal sein. Sie ist deine Schwester."
„Sie? Sie ist nichts. Sie ist in meinen Augen nur eine tote Seele."
„Du wagst es so über sie zu sprechen, während sie anwesend ist?" fragte die Gestalt bedeutungsvoll.

Ich erkannte die Stimme des Fremden nicht und doch hätte ich schwören können, dass sie mir so vertraut war. Mein Bruder nahm nun seinen Zauberstab und setzte sich mit guter Magie gegen seinem Gegner durch. Ich erahnte durch das Schwingen des Zauberstabes das die Gestalt mehr Erfahrungen und im Alter reifer war. Jedoch setzte er auch auf die Karte der schwarzen Magie.

„Sie kann uns nicht verstehen, weil sie im Koma liegt."
„Glaub mir, Junge, dass Miss Granger nicht nur körperlich anwesend ist. Sie hört deine Worte. Die Worte eines niederträchtigen kleinen verfluchten Bruders, der nicht zu schätzen weiß, was sie in jener Nacht für euch gemacht hatte." säuselte der Fremde während er einen Zauber abwehrte.
„Das ist nicht von Bedeutung. Ich werde ihrem Leid ein Ende bereiten. Geh mir aus den Weg."

Erleichtert fiel mir auf, dass Morfin zu uns gestoßen war und die Situation schnell durchschauen konnte. Er stellte sich neben der schwarzen Gestalt und zeigte den Zauberstab auf meinen Bruder. Die schwarze Gestalt hatte einen dunkelgrünlichen Farbton und hatte drei rote dornenartige Vorsprünge entlang seiner Länge. Der Zauberstab hatte wirklich ein eigensinnige Form; statt ein manierlichen Holzstab schien dieser Stab ein langer sich verjüngender Streifen aus Rinde zu sein, dass in eine zylindrische Prägung gezwirnt wurde. Jedoch fand ich nach kurzer Zeit des Nachdenkens weder Kern noch möglichen Mantel ein, noch kannte ich diese Struktur.

Auch der Zauberstab von Morfin war aus unbekanntem Stoff kreiert. Jedoch war der Zauberstab lang und dünn; wahrlich etwas stabiler wie ein Streichholz und wesentlich länger. Beide hielten ihren Zauberstab erfahren und zeigten auch in der Körperhaltung, dass sie selbstsicher damit umgehen konnten. Beide ähnelten dem Kampfverhalten von Tom. Ich konnte mich erinnern, dass Tom in der ersten Stunde Verteidigung gegen die dunklen Künste gegen mich antreten sollte. Ich weigerte jedoch meinen Zauberstab zu ziehen, daher bekam ich ein Auslaufmodell für Schüler.

Er führte jeden Zauber bereits ohne Aussprache aus. Bei den ersten zwei Kämpfen hatte er gewonnen. Doch ich konnte mich noch sehr gut daran erinnern, wie der große, beliebte und engagierte Schüler vor mir auf den Boden lag. Doch all die Zauberstäbe die ich von Professor Merrythought bekommen hatte, waren nach den Kämpfen reif für den Ofen. Mein eigentlicher Zauberstab hatte jeden malträtiert und untauglich gemacht. Sie hatten unreparierbare Risse im Gehölz, welches das Zaubern sehr gefährlich werden ließ.

Interessiert besah ich mir den Zauberstab meines Bruders. Nicholas Granger hatte einen bläulichen Zauberstab mit einer feinen Spirale im silbernen Schimmer. Der Kern war aus einem Salamanderpanzer und der Mantel war aus einem Schweif der letzten Dezember-Sternschnuppen. 11 Zoll. Federnd und handlich lag dieser in den noch Kinderhänden von meinem Bruder. Was kam nun? Nicholas schritt ein Fuß vor den anderen und ließ sein Zauberstab gezückt. Misstrauisch beäugten der Fremde, Morfin und ich die Situation bis Nick finster auflachte.

Erschrocken darüber das mein eigener Bruder mich wegen einem Fluch töten wollte, obwohl ich doch versichert bekommen hatte, dass der Fluch aus ihm gelöscht wurde. Klar, ich hätte weiter zweifeln sollen, da er in der Nacht immerhin davon sprach. Doch Tom konnte seine Überzeugungsarbeiten sehr gut ausführen. Er brauchte nur sein Mund aufzumachen und man war schon geschmeichelt und gewillt ihm zu helfen. Er war ein Schleimer, ein Gentleman und doch eine boshafte kleine Seele.

„Dreht euch doch herum und seht, was ihr nicht vorhergesehen habt!" lachte mein Bruder höhnisch auf.

Mit unendlichen Gedanken im Kopf riss ich mich zu meinem bewegungslosen Körper herum. Ich konnte den Dolch erkennen, der vor einigen Augenblicken noch eine Lilie war. Er war direkt über meinem Herzen in der Luft hängend. Pressend zischte ich die aufkommende Luft in meinen Mund durch die Zähne. Ich konnte nicht glauben, dass mein Bruder vor mir stand und es wirklich wollte. Nein, ich musste damit aufhören, zu glauben, dass es mein Bruder war. Es war eine Marionette unter den Fittichen von Tom. Ich schloss kurz meine Augen um mich abzureagieren. Dann wandte ich mich wieder zu Nick, der überheblich anfing zu lächeln.

„Gleich ist es vorbei und ihr könnt nichts dagegen tun."

In der Tat waren die beiden Zauberer in einem Bannkreis gefangen. Während sich die schwarze Gestalt mit Mühe langsam daraus befreien konnte, fuhr der Dolch mit jeder vergehenden Sekunde immer ein Stück mehr hinunter an meinen Körper. Ich bekam große Augen und versuchte mit meiner Magie, die nichts brachte, den Dolch zum Stillstand zu bewegen. Frustriert und verzweifelt über die Entwicklung, wie schwächer ich wurde je näher das Stilett meine Haut kam.

Auf dem Boden kauernd und wimmernd bemerkte ich, wie meine Augen immer mehr zu flattern begannen. Meine Welt drehte sich in einigen Sekunden immer schwungvoller. Ich glaubte auch, dass sich die grünen Wände in diesem Raum zu einem Feuer wurden. Das grüne Feuer loderte, während alles darum schwarz wurde.

„Miss Granger, gebt nicht auf." erkannte ich die Stimme von Maxim in meinem Kopf.

Ich schüttelte gequält meinen Kopf und bekam nichts mehr mit außer der Drehung des lodernden Feuers. Die drei Personen vor mir erkannte ich nur noch schemenhaft. Seufzend und gleichgewichthaltend riss ich mich zusammen und stellte mich wieder hin. Vergebens, ich rutschte an der Sprosse des Bettes ab und fiel wieder schwächlich auf den Boden. Ein abermaliger Versuch aufzustehen, scheiterte und landete wieder unsanft auf den Boden.

Als sich dann auch noch Schmerzen eindringlich in meine Seele einfraßen, wusste ich gar nicht mehr, in welcher Zeit ich mich befand. Ich wusste nicht einmal, wo mir mein Kopf noch stand. Zwischen dem Drehen und den Schmerzen verlor ich für eine kurze Zeit mein Bewusstsein. Bevor dies geschah, konnte ich noch einen Hilferuf entpressen:

„Expecto Patronum!"

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Information:
Ihr dürft entscheiden, aus welcher Sicht soll ich das Kapitel 31 schreiben?
Vom smarten Balthasar,
von beschützenden Tom
oder doch eher von dem geheimnisvollen Maxim? 😊🏆

Expecto PatronumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt