(82) 02.09.1979 - the dream

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-Hazelle - Sicht -

Ich zählte bereits die Tage bis zur Geburt und ich hoffte einfach, dass sie schnell von Statten gehen würde. Die Schwangerschaft nervte deutlich. Meine Hormone spielten mit mir als würde ich eine Irre aus der Psychiatrie sein. Manchmal sagte ich ja, aber meinte nein. Manchmal war ich nett und dann wieder eine arrogante Tussi. Ja, mit einer Schwangerschaft machte man sich nicht nur Freunde, weil man all das was man dachte, aussprechen musste. Ich befahre oft den Weltraum meiner Seele und spürte, wie ich leide um erst dann zu wissen, dass ich lebte. Manchmal wünschte ich mir eine starke Schulter herbei oder wenigstens jemand, der mich ehrlich in den Arm nahm. Aber schöner wäre es, wenn mein Vater hier wäre und mir mit einem Klopfen auf die Schulter sagte, dass alles gut werden würde. Was würde ich nur für einen Rat meiner Mutter tun? Doch in dieser Zeit wusste ich, dass ich irgendwie fehl am Platz war. Jeden Tag wurde mir in meiner Einsamkeit bewusst, dass das nicht meine Zeit war. Es war nicht die Zeit in der meine Tochter aufwachsen sollte. Was würde nur das kleine Mädchen, welches ich früher war, denken, wenn sie mich nun sehen könnte?

Ich war schwanger ohne einen leiblichen Vater als Bescheinigung. Hier in dieser Zeit galt es als schlampige Selbstjustiz, wenn das Kind ohne Vater aufwuchs. Fragt mich jedoch nicht wieso, aber irgendetwas verriet mir, dass Balthus ein Bekannter war, denn ich nur vergessen hatte. Er war auch an manchen Tagen sehr unheimlich und seltsam. Ich konnte mich noch immer nicht an das Vergangene vor dem Unfall erinnern, jedoch konnte ich auf seine Unterstützung bauen. Heute wollte er jemanden mitbringen, der kurzzeitig wieder abgesprungen war. Vielleicht war es auch besser so.

In meinen Träumen sah ich nur einen jungen Mann mit dem Rücken zu mir an der Küste stehen. Er schien nachdenklich auf den Sonnenuntergang zu sehen. Seine Gedanken waren so viele Meilen von mir weg, dass ich vermutete, dass er sich über irgendetwas sorgte. Musste er etwas in der Vergangenheit zurücklassen, sowie ich es tun musste? Alles was er immer nur seufzte, waren die Worte:

»Ich flehte dich an, mein zu sein, mich zu wollen. Aber alles was ich wollte, liegt hier unten am Strand; begraben unter dem Sand.«

Der junge Mann war ganz anders wie Balthus. In seiner Nähe fühlte ich mich lebendig und glücklich. Ich fühlte mich wohl und geborgen. Auch wenn ich mit jedem Schritt auf ihn zu, mich immer wieder auf derselben Stelle stehen blieb, konnte ich erkennen, dass sich die Umgebung drehte. Mir schien es, als wollte die Umgebung nicht, dass ich dieses Gesicht erblickte. Warum?

»Ich hab dir geschworen für dich da zu sein. Ich wollte für dich da sein. Doch als du in eine andere Zeit gingst, hast du mich zurück gelassen. Du hast mich zu einem besseren Menschen gemacht. Ich kann mich nun nicht entscheiden, ob ich zurückkehre oder zu dir gelange. Liebste Hazelle, entscheide einmal für mich und ich werde das tun, was du forderst.« hauchte seine Stimme über den sanften Wind zu meinem Ohr.
»Wer bist du?«
»Ich bin dein menschlicher Schutzschild. Verrate mir nur, was ich tun soll? Kehre ich in meine Zeit zurück, gewähre ich dir kaum Schutz. Gewähre ich dir Schutz in dieser fremden Zeit, so werden die Blicke auf dich gerichtet sein. Wenn du fällst, falle ich mit dir. Wenn du stirbst, sterbe ich mit dir.«
»Finde mich!« hörte ich meine Stimme herrisch aus meinem Munde.

Sein Lächeln, welches mir wieder über den Luftweg zukam, hörte sich freundlich und glücklich an.

»Sei dir gewiss, ich werde dich schneller finden wie es dir lieb ist, Liebste Hazelle.«

Als der Traum hiermit zu Ende war, schob ich es zunächst auf meine Hormone und auf die Schwangerschaft. Mein Herz sagte mir jedoch, dass ich mich nicht davor verschließen sollte. Mein Herz schlug schließlich schon bevor ich dachte. Also vertraute ich es. Nichtsdestoweniger hatte ich das Gefühl, dass mein Herz gewisse Sachen niemals vergessen könnte, daher ließ ich alles auf mich zukommen. Ich wollte mir gerade eine heiße Schokolade machen, als es an meiner Tür klingelte. Wer das wohl war, indessen kam mir der Gedanke, dass es Balthus sein musste. Er kam immer zur unmöglichen Zeiten. Daher öffnete ich die Tür und erkannte drei Männer, die ähnlicher gar nicht sein konnten. Und in der Mitte der Drei stand Balthus und grinste mich frech an.

„Kommt doch herein." bat ich ihnen.

Kurz sah ich aus der Tür um sicher zu sein, dass da nicht noch irgendetwas war und schloss die Tür. Ehe ich realisierte, fand ich mich in einer herzlichen Umarmung von Balthus wieder. Als er sich löste, stellten sich die beiden Männer vor.

„Guten Abend, Schöne, Ihr müsste Jane Granger sein? Vater, hat viel von Euch berichtet!"

Der Schwarzhaarige kam zuerst auf mich zu, verbeugte sich altmodisch und küsste meine ausgestreckte Hand, die er zu dieser Stellung brachte. Eindeutig war das der Sohn von Balthus, mehr wie freundliche und charmante Floskeln waren nicht zu erwarten. Auch als der Blondschopf auf mich zu trat, stellte er seinen Bruder und sich vor, ehe er meine Hand küsste.

„Ihr seid das Mädchen, welches Vater früher begehrte. Mein Name ist Rabastan und der vor mir ist mein Bruder Rodolphus." stellte er sich mit einer sehr komischen Form vor.

Mit großen Augen beäugte ich das Schauspiel und senkte meinen Kopf in die Schräge. Balthus sah seinen Sohn kritisch an, ehe dieser sich entschuldigend verbeugte.

„Was führt dich zu tiefster Stunde hierher, Balthus?"
„Meine Söhne wollten dich kennen lernen." murmelte er eher zu sich als zu mir.
„Ok, ich wollte mir gerade eine heiße Schokolade machen; setzt euch doch. Wollt ihr auch etwas trinken?"

Rabastan und Rodolphus waren sehr ausgefallene Namen, die ich noch nie in meinem Leben hörte. Es wurde dennoch ein sehr belustigter Abend, da Balthus und seine beiden Söhne mir beim Lernen halfen. Ich hatte ein Fernstudium angefangen für zahnärztliche Medizin im Bereich der Kinder und Jugendlichen. Ich war fasziniert von diesem Beruf und auch wenn ich es nicht besser wusste, freute sich Balthus schon bald eine neue Ärztin in seiner Praxis zu wissen. Er prahlte förmlich von seinem pompösen Gebäude in der allein nur seine Praxis unter kam; auf drei Stockwerken.

Expecto PatronumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt