(91) 19.09.1979 - Wind of change

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„Es ist lange her, dass ich mal etwas Gutes für mich selbst getan habe. Nur warum soll ich dafür durch die Hölle gehen? Gut, sie tut sowieso was sie wollte, schließlich ist sie auch eine Black. Ich habe letztlich einfach gemerkt, dass sie mir nicht mehr das Gefühl von Zuneigung entgegenbringen könnte und dass ich von all den Dingen wieder erfüllt sein würde, die ich so lange vermisst habe und ich weiß auch nicht mehr weiter. Es ist seltsam wie nah eine fremde Person sein kann, die man nur über das miteinander Schreiben kennt..."
„Sprich dich aus." teilte ich ihm mein offenes Ohr mit.

In mir machte sich allmählich eine ungute Vorahnung breit und ich glaubte hinter seinen Worten steckte eine indirekte Botschaft, die ich noch nicht verstand. Seine Augen waren in Richtung Boden gesenkt und ich sah, dass er kurz vor einen Zusammenbruch sein musste. Ich setzte mich neben ihn und legte meinen Arm tröstend um ihn. Wenn mich jemand so sehen würde, ich schwör, ich würde ihn... Nein, scheiß drauf, was andere von dieser Situation halten. Ein guter und langjähriger Freund brauchte nun meine freundschaftliche Nähe und ich verstand nun zum ersten Mal, warum Hazelle sich so aufopfernd um ihre damals noch in meinen Augen minderwertigen Freunde gab.

„Mit dieser Person kann ich schreiben und mich ausgelassen um Themen unterhalten, die ich mit Kelly niemals so einfach herbeiführen konnte. Sie will unbedingt Kinder und nicht, dass ich das auch wollen würde. Aber Kelly hat eine Art an sich, was mich stark vermuten ließ, dass sie die Kinder nicht von mir wollte. Am meisten fragte ich mich, ob ich es bereuen würde, dass ich Kelly einfach verlassen hatte ohne ihr den Grund zu sagen? Würde ich es je über das Herz bringen, ihr zu sagen, dass es nicht am Kind liegt sondern an dem, dass ich vermute sie würde mich hintergehen? Es ist eine Schande, dass ich mich erst woanders danach umsehen musste." seufzend ließ er sich noch mehr an der Wand hinabgleiten.

Damals war Jeremias immer der Frauenheld gewesen und allein, die Tatsache, dass er so lange mit Kelly aushielt, war ein Zeichen wahrer Liebe. Oder die Tatsache, dass er im Gryffindorgemeinschaftssaal geschlafen hatte, war es wert, dass er mit Kelly glücklich werden sollte.

„Trübsal ist nicht das einzige was man Blasen kann, Jer! Du bist schlau, du findest wieder deine Liebe zu Kelly und kannst mit ihr eine kleine Familie gründen. Aber überspann den Bogen nicht, sie würde es dir niemals verzeihen, wenn du mit einer anderen Frau um die Ecke kommst."

Er seufzte abermals auf und stellte sich wieder hin.

„Du hast recht, Tom, aber was möchtest du mitten in der Nacht bei mir?" fragte der Blondhaarige nach.
„Hazelle, sie bekommt unsere Tochter." lächelte ich ihn zu.

Mit großen Augen sah er mich an und umarmte mich, ehe er sich umsah. Nüchtern stellte er etwas fest und sah wieder problematisch zu mir.

„Wir haben heute keinen Gynäkologen hier."
„Ist doch kein Problem, das machst du schon." sagte ich ihm herrschend.
„Wie ich?" stotterte er bei dieser Aufgabe.
„Wie ich!" äffte ich ihn nach.

Bevor er sich widersetzen konnte, nahm ich ihn wie er war und apparierte mitten in der Klinikum zu Hazelle nach Hause.

„Mach das nie wieder." motzte Avery mich sofort an.
„Was, du bist ihr Leibarzt, kümmere dich gefälligst darum. Ohne dich kann das Kind nicht leben und willst du von mir bestraft werden, wenn es deinetwegen stirbt. Schließlich ist das mein Kind." fügte ich mit einer angsteinflößenden Stimme zu.

Er schluckte beabsichtigt lange auf und trat nun zu der verkrampften Hazelle. Sie lag durchgeschwitzt in auf der Couch und wandte sich immer wieder von der einen auf die andere Seite. Ich würde mir nie verzeihen, wenn ich sie durch die Schwangerschaft verlieren würde. Ich würde es mir nie vergeben, wenn ich ihre Schmerzen mitansehen musste und im Kopf nicht weiß, wie ich sie zu helfen hatte. Jeremias drehte sich zu mir um und bat mich neben ihm.

„Sie hat einen Fieberkrampf. Es wird schwer werden, das Kind unter diesen Bedingungen zu gebären. Bitte, gebe mir nicht die Schuld dafür, ich möchte mich einfach versichern, dass du weißt, dass ich mein Möglichstes getan habe. Aber wie du weißt, bin ich kein Arzt in diesem Gebiet."
„Ich werde dich nicht bestrafen, aber bitte, mach das, das sie keine Schmerzen mehr hat."

Die Zeit verging verlangsamt und ich schweifte immer wieder in meine negativen Gedanken. Ich hielt ihre Hand fest, die sie griff und immer wieder Halt daran suchte. Manche ihrer Griffe waren schmerzhaft und ich konnte mir vorstellen, wie viel Leid sie nun ertragen musste. Mit einem hysterischen Aufschrei riss sie mich aus meinen Gedanken, ehe ich begriff, deutete Jeremias auf ihren Unterleib. Verlangte er etwa, dass ich sie unten herum auszog? Ich würde das liebend gern machen. Doch allerdings nicht, wenn sie schwanger und zum anderen kurz vor der Geburt stünde. Ein kleiner Klaps auf meinem Hinterkopf ließ mich verwirrt schauen.

„Zieh Hazelle aus, ich werde deinen Job nicht übernehmen. Schließlich kam ich ihr noch nie so nah wie in diesem Moment." murmelte das Reinblut neben mir.

Mit einem weiteren Seufzer zog ich ihre Leggins mitsamt dem Slip hinunter. Rein, sie war wie damals rasiert und glatt. Einfach rein wie ihr Charakter.

„Tom, ich..."
„Schsch." beruhigte ich sie mit einem sanften Streichler über die Oberschenkel-Innenseite.

Schnell wandte ich mich wieder zurück und setzte mich hinter ihr, damit sie nicht waagrecht auf der Couch liegen musste. Instinktiv schob ich ihren zitternden Körper über den meinen. Es schien richtig zu sein, denn als ich ein weiteres Mal nach ihren Wohlbefinden sah, konnte ich sehen, dass sie ihre Augen geschlossen hatte.

„Tom, ich liebe dich." wisperte sie durch einen kleinen Spalt ihrer Lippen.

Dann öffnete sie ihre Augen abrupt und sah Jeremias unverändert an. Ehe sie ihre Stimme erhob um mir etwas zu sagen.

„Lass dir eines gesagt sein, Tom Riddle."

Expecto PatronumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt