(110) 31.08.1991 - Gryffindors crypt

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Abrupt floss mein Blut wieder in den Körper zurück. Ich konnte mich erinnern, dass ich noch Tage danach sehr unter diesem Fluch gelitten hatte. Schwächlich musste ich eingestehen, dass sie wie Tom war. Genauso verflucht und tückisch. Sie war mächtig auch ohne ihren legendären Zauberstab. Deswegen fand Tom sie wahrscheinlich so reizend, ertönte eine Stimme in meinem Kopf. Ehe ich wieder aufsah und sah wie Hazelle bewusstlos in den Armen von Tom und Balthasar lag. Durch den Aufschrei hatte sie ihr Fluch überstürzt beenden müssen. Sie war schon geschafft und da kam auch noch die Konzentrationslosigkeit dazu.

Damals hasste ich sie für diese Stärke. Und wäre das mit Kelly nie passiert, würde ich nicht einmal ein Wort mit ihr wechseln. Ich hasste sie dafür, dass sie mir die Narbe an der Lippe zugeführt hatte. Ich hasste sie dafür, dass sie mich immer wieder bezwingen konnte. Sei es im Unterricht bei einem Experiment oder außerschulischen Tätigkeiten. Ich hasste sie so dermaßen, dass ich als ich sie im Jahre 1979 im Krankenhaus untersuchten musste; sie an einen Kollegen weiterschicken wollte. Dann aber fiel mir ein, dass es Tom wenig für gut heißen würde, wenn ich sie unbeaufsichtigt ließ.

Natürlich war meine Priorität, dass Tom kein Wutanfall bekam. Aus diesem Grund versuchte ich immer wieder gut zu ihr zu sein. Es war aber alles geheuchelt, bis an jenem Tag als sie mich bat, ob ich sie zum Tor der Finsternis begleiten würde. Sie hatte keine Scheu mich zu fragen, obwohl sie genau wusste, dass ich sie nach all dem immer noch nicht sonderlich mochte. Wusste sie etwa mehr wie ich? Wozu brauchte sie mich überhaupt? Hätte sie nicht einfach mit Balthasar hierher kommen können? Oder gar mit Rockwood? Genervt von dieser Reise lief ich durch das Gestrüpp bis ich in jemand hinein lief.

„Hier bist du. Ich hab schon nach dir gesucht." hörte ich schon die Stimme, die weniger intensiv in meinen Ohren lag wie die von Kelly.
„Warum wolltest du, dass wir uns hier treffen?" überging ich ihre Frage.

Sie stand vor mir mit einer Sommerjacke und einer selbstgestrickten Mütze. Da es hier kälter war wie an dem Ort, an dem wir lebten. Hier waren wir tief in einem Dschungel. Irgendwo in Amerika, vermutete ich.

„Wir müssen nicht lange laufen, dann sind wir an dem Ort. Du bist der Schlüssel für diese Expedition. Wenn ich es richtig annehme, führst du mich wieder zu meiner Magie und zu Tom. Aber nur, wenn alles gelingt. Ich war jetzt lang genug auf der Suche nach diesem Ort und ich lasse es mir von niemand nehmen."

Sie ging nun voraus und ich nahm an, dass sie bereits dort war. Ihre Fußschritte waren in dem Matsch zu sehen. Hatte sie keine Angst, dass man sie hier finden würde? Als ich zurücksah, bemerkte ich, dass dieser Ort magisch verankert lag. Hier kamen nur befugte Menschen hinein. Meine Mundwinkel zuckten kurz. War ja klar, dass sie an einen solchen Ort schon einmal war?

„Dieser Ort gehört zu meinem Erben, Avery. Hier ist der Eingang für die Seelenwelten der Familie Gryffindors. Nur die Erbin kann mit einer befugten Person hier eintreten. Hier wird es herausstellen, ob du mir wohl gesonnen oder verhasst entgegentrittst. Ich kann das Letzte verstehen, wenn ich auf unsere gemeinsame Vergangenheit zurückdenke."

Sie blieb ruckartig stehen, dass ich kurz hinter ihr zum Stehen kam.

„Avery, aber ich weiß, dass du mich tief im Inneren doch magst. Und wenn wir nun darein gehen, versprich mir, die Herzensangelegenheiten, welche mich betreffen, an mich preiszugeben. Es ist wichtig für diesen Vorgang und scheu dich nicht, dass alles zu sagen, was du je gedacht hast."

Ihre Stimme klang so weich und voller Güte. Ich nahm sie von hinten in den Arm und konnte selbst nicht fassen, was ich an jenem Ort machte. Irgendetwas stimmte hier nicht? Wieso war sie so voller Sanftmütigkeit und ich genoss ihre Nähe? Nie wollte ich länger wie es nötig war in ihrer Nähe sein. Lag wohl auch daran, dass sie Menschen besser kannte wie sie scheinen wollten? Oder auch um das Geheimnis, welches ich dank Kelly mit mir führte, zu wahren? In der Umarmung wandte sie sich zu mir um und lächelte mich erwartungslos an. Ich hatte noch nie ein solch starkes Bedürfnis diese Frau zu küssen? Vorher war es nur um sie zu unterwerfen. Im Hier und Jetzt fühlte ich mich ihr fast schon körperlich hingezogen.

Nur grob nahm ich die Gegend war. Ich sah zum einen, eine Treppe mit sieben Stufen. Im Augenwinkel erkannte ich auch ein entsetztes Gesicht als Eingang einer Höhle. War das der Ort zu dem mich Hazelle bringen wollte? Ich riss mich von dem Anblick Hazelles weg und riskierte einen frontalen Blick auf die Höhle. Es war eine Gruft, die mit allerlei magischen Sprüchen belegt wurde. Hier waren wir vorerst sicher, aber wie lange? Hazelle nimmt diesen Ort sehr mit, da sie nicht im Besitz ihrer Magie war. Ich konnte nur schwer gegen diesen besitzergreifende Macht ankommen, daher wurde ich immer wieder in diese eingesogen.

Ein Blick in ihre Augen und ich war nicht mehr zu retten. Ihre Hände fanden den Weg über meinen Brustkorb zu meinen Wangen.

„Avery?"
„Granger!"

Ich vernahm meine Stimme eher verträumt wie ernst.

„Ich würde dich gerne um etwas bitten?" fragte sie ehrfürchtig nach.

Ihr Daumen fuhr von meiner rechten Wange auf die Stelle mit der Narbe zu. Sie sah diese immer wieder an und biss sich selbst auf die Unterlippe. Sie schluckte und sah mich dann wieder an.

„Es tut mir Leid für diesen Biss, aber ich musste mich irgendwie wehren."

Sie klang reuevoll. Ihr Gesicht verfärbte sich in ein rot, als wäre sie verschämt. Ich konnte es mir nicht länger nehmen und zog ihren Körper näher an meinen, sodass ich ihren Leib an mir spürte. Ich musste feststellen, dass sie wirklich einen wunderbaren Körper hatte. Sie erhob ihren Kopf, als würde sie bereits ahnen, was ich mit ihr vorhatte. Ich schloss meine Augen und kam ihrem Gesicht langsam näher. Meine Hände blieben ruhig auf ihrer Hüfte platziert. Und ihre Hände lagen bestimmt auf meinen Wangen. Ein kurzer aufgedrückter Kuss berührte ihre Lippen. Ich löste mich nicht sehr weit von ihr. Als sie mich gemächlich küsste. Sie drückte es mir nicht auf. Eher forderte sie mich abermals zu einem Kampf ohne Zauberstab auf. War das die Revanche dafür, dass sie mich in die Unterlippe gebissen hatte? War das ihre Entschuldigung? Sie löste sich nach einer Zeit von mir und sah mich an.

„Die Wahrheit ist, ich kann dich steuern. Ich kann dich fühlen lassen, dass du mich hasst. Ich kann dich kontrollieren. Ich kann dir Dinge machen lassen ohne es nachweisbar zu machen. Ohne Zauberstab. Ohne Imperius. Weißt du auch warum? Weil ich bei dir ein sehr altes und mächtige Blutmagie vollzogen habe. Tom, hat all die Zeit in der ich wieder zurück war, mir immer wieder Gegenstände vor die Zimmertür gestellt. Diese waren die Blutmagie, die er anwandte. Er hatte erahnt, dass ich dich zu einer Marionette machen konnte. Ich hatte dies nie vollendet, da sich Tom eingemischt hatte. Du wärst gestorben, wenn Tom nicht gewesen wäre. Es tut mir leid für dieses Schicksal. Die Gegenstände hatte ich in diese Gruft gelagert, da dieser Ort von meinen Ahnen beschützt und verteidigt werden würde. Nun kommst du ins Spiel. Du bist von uns beiden die magische Person. Nur du kannst durch meine Einleitung das Tor öffnen. Nur du kannst den Spiegel zerstören, der mich einengt in meinem magischen Dasein. Du warst bisher mein größter Feind in der Schulzeit, von niemand war ich so erbost und verärgert wie von dir. Ich hasste dich für dein Dasein, Avery."

Expecto PatronumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt