(17) 10.02.1942 - I am the light. you're the night

196 26 1
                                    

Keine Stunde später folgte er mir mit einem aufgelegten Unsichtbarkeitszauber in Richtung der vierten Etage. Schnell huschte er durch die Tür in die Bibliothek. Lächelnd erahnte ich, was für Fähigkeiten ich mit diesem Vorfall in der Toilette gewann. Ohne Aufsehen zu erregen konnte ich durch Wände fliegen. War das nicht herrlich?

Zielstrebig ließ ich Tom voraus gehen. Ich wollte sehen, ob er auch wirklich schon einmal in dieser Abteilung war. Schließlich käme es für einen überfreundlichen Menschen nie infrage, solche Themen anzusehen. Mit jedem weiteren Schritt in Richtung der verglasten Tür schien ich nicht mehr daran zu zweifeln, dass er nicht nur intelligent war sondern auch einer der dunkelsten Zauberer dieser Zeit schien. Als er näher kam, schoss stumm die Tür auf. In diesem Moment hatte ich den Beweis für seinen Fachjargon in diesem schwarzen Gebiet.

„Wollt Ihr hier noch Wurzeln stehen oder zeigt Ihr mir das Buch, welches Ihr nicht herausnehmen könnt?" forderte er mich gebieterisch an.
„Ihr seid vielleicht für Eure Slytherin-Knaben ein Lord, Mister Riddle, doch werdet ihr nie mein sein."

Meine Stimme bebte als ich beim Vorbeigehen in diese Worte hinschmiss. Mir entging nicht, dass er seine Augen verdrehte und mich mit einer sehr leicht unterdrückten Wut hinterherlief. Auf den direkten Weg lief ich in die Richtung, aus der ich vorher gekommen war. An der Stelle an der sich das Buch vorher jedoch befand, stand es in diesem Augenblick nicht mehr. Genervt seufzte ich auf und suchte angestrengt dieses verdammte Buch.

„Habt Ihr Euch im Regal vertan? Kann schon einmal geschehen, wenn man nicht hinschaut!" belächelte der junge Mann hinter mir die Situation.

Dann wurde er ernst und blickte mich eindringlich an.

„Wärd Ihr noch immer ein menschliches Wesen. Wärd Ihr in diesem Raum mit mir. Dann würde ich Euch an mich ziehen und voller Vertrauen küssen."
„Bitte?" wollte ich entsetzt wissen.
„Ich begegne nicht oft Mädchen in meinen Alter, die sich für diese Abteilung interessieren, obwohl sie im Grunde eine reine Weste haben. Ich frage mich jedoch all die Zeit, wieso Ihr mich in der zweiten Klasse besiegen konnten und nicht einmal ein Zauberstab anwandtet?"
„Ich hatte einen Zauberstab dabei. Nur hatte ich ihn unsichtbar gemacht, damit nicht jeder sehen konnte, welchen Zauberstab ich mit mir trug. Es klingt vielleicht seltsam auf Euch, aber ist es Euch nicht aufgefallen, dass all die Zauberstäbe mit denen ich zaubern wollte zerstört würden? Es war nicht meine explosive Magie, die den Stab zerstörte. Es war die Eifersucht meines Zauberstabes, der fernab den bewundernden oder neidischen Blicken der Anderen zaubern durfte."

Nun stand der Slytherin direkt vor mir, sah mich noch immer interessiert an und lächelte kurz auf.

„Ihr seid geheimnisvoller als ich glaubte. Balthasar hatte erwähnt, dass du Dinge kannst die ein Gleichaltrige noch nicht aufweisen konnte. Wisst Ihr, Professor Slughorn verbindet Euch mit mir? Er denkt, dass wir füreinander geschaffen sind. Zwei Menschen aus verschiedenen Familien und unterschiedlichen Kindheiten. Er ist von dieser Tragik manchmal viel zu voreingenommen. Wie oft hatte ich ihm erklärt, dass da nichts war, weil Balthasar auf dich stand! Wie oft hatte ich ihm merken lassen, dass es nicht Liebe war, welches wir teilten! Ich musste zugeben, ich kam nie dahinter, was es war. Doch nun sehe ich ein, dass es mehr wie ein Gefühl war, dass wir im Seele einheitlich denken."
„Und das für ein Gryffindor-Mädchen." belachte ich die süffisante Tonlage von dem Slytherin.

Ich durchflog Tom und wanderte abermals ziellos durch die Gänge. In der Hoffnung, ich würde dieses Buch finden.

„War das Buch, eines, das zwar die anderen gleicht, aber das schwarz anders leuchtet? Und war der Begriff auf den ihr gestoßen seid: »Horkruxe«?"

Stocksteif blieb ich stehen, wandte mich zu dem Schwarzhaarigen um und lächelte unterkühlt auf.

„Wo?" wollte ich bissig wissen.
„Ganz ruhig, Granger, es ist in dem Regal links von dir. Eines der ersten fünf Bücher in der dritten Regalleiste." gab Tom bedrohlich ruhig zurück.

Statt auf mein Handeln zu warten, griff er ersehnenswert das Buch heraus und setzte sich an einen Platz am Fenster. Der Vollmond schien auf diesen Platz und ließ seine blasse Haut noch mehr erbleichen. Er öffnete das Buch auf einer beliebigen Seite und blätterte herum.

„Steht dort etwas Interessantes drin?"
„In der Tat. Ich muss zugeben, es wäre ein Fehler gewesen, wenn ich Euch heute keinen Gehör geschenkt hätte." lächelte er gemein auf.

Expecto PatronumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt