(21) 13.02.1942 - the prelude to the hourglass

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Ich seufzte auf, wandte mich von diesen Blicken ab und beobachtete die Geister, die überall herumschwirrten. Ich beobachtete wie all die Schüler hier mit ihnen sprachen. Sehnsüchtig stand ich auf und lief zum nächsten Unterricht.

Am Abend des darauffolgenden Tages wollte ich eigentlich in meinem Bett verweilen und mich vor Trauer selbst bemitleiden. Es widerstrebte mich in eine Gesellschaft von Slytherins zu gehen. Zumal ich nur von einer Person gesehen werde. Zum anderen ich diese eine Person nicht sehen wollte. Es war nicht, dass ich mich von ihm fernhielt, weil mir es einfach danach war oder dass ich mich vor ihm versteckte, weil ich wusste, dass er mich loswerden wollte. Ich wollte ihm einfach meine Enttäuschung und unendlichen Hass entgegen schreien und ihn noch armseliger machen als er ohnehin schon war.

Das Gesicht zur Faust geballt, verließ ich widerwillig zwischen Neugierde und Trauer am späten Abend das Zimmer und flog langsam über den Boden der Gänge. Einen guten Grund hatte ich dorthin zu gehen. Es war der erste Abend nachdem Tom herausfinden wollte, was die Bedeutung von dieser schwarzen Magie war. Und auf seine Nachricht war kein Verlass mehr. Allein die Worte, dass er mich von meinem eigenen Bruder umbringen lassen wollte, waren genug um ihn nie wieder ansatzweise zu vertrauen. Ich würde ihn nie wieder einen Wert schenken, denn sein Charakter hatte für mich keinen mehr. Sein Glanz war in einer Sekunde verloren gegangen, während er ihn mit hartem Fleiß jahrelang erarbeitet hatte. Seine Freundlichkeit verlor all den Edelsinn. Nur seine angebrochene Maske war das, was ich vor mir sah, wenn ich an ihn dachte.

Wäre er wohl anders geworden, wenn er eine bessere Kindheit gehabt hätte? Wäre er wohl nicht hasserfüllt auf Muggel, wenn er nicht in diesem Waisenhaus gewesen wäre? Was war tatsächlich im Waisenhaus passiert? War nicht er der sich immer und immer in Fettnäpfchen sprang mit seiner besonderen Gabe? Wenn er damals schon voller Hass war, dann wollte ich herausfinden, warum er sich dann nicht lieber einen anderen Weg gewählt hatte?

Doch statt weiter an einen Zauberer seiner Klasse nachzudenken sollte ich mir lieber Gedanken darüber machen, wo ich mich am besten verstecken konnte. Schließlich konnte ich alles spontan machen, weil ich noch nie auf einer dieser „Partys" war. Allerdings wusste ich, dass es in seinem Büro sein musste und dort war ich genauso oft wie auf einer seiner Lehrgänge. Zaubertränke war eigentlich erst interessant geworden als ich Partnerarbeit mit Maxim Markle machen durfte. Er war ein Traum von vielen Mädchen und doch schätze ich es an ihm, dass er nur mir den Hof machen wollte.

Seine blauen Augen, die in jeder Stunde meine suchten. Seine lockere Art, die mich immer wieder zum Schmunzeln brachte. Seine hilflose und verpeilte Persönlichkeit, die ihn zu etwas Besonderes auszeichnete. Er war zugegeben immer vor Ort, wenn etwas nicht von Anfang an klappen wollte. Er war ein recht angemessener Zeitgenosse, jedoch war er eben kein Slytherin. Bevor ich mich ganz auf ihn versteifte, glich er jedoch einem Zauberer, der vor meiner Zeit sein Unwesen getrieben hatte. Er hatte ein Krieg zwischen Muggel und Zauberer zeitgleich bieten können. Gellert Grindelwald. Ein Name. Eine gewaltige Bedeutung in der Zaubererwelt.

In jener Zeit kam ich an der Tür zum Büro von Professor Slughorn an und dachte nun über ein möglich gutes Versteck nach. Ich wartete einfach in der Wand auf eine passende Idee. Meine Ohren nahmen herzhaftes Lachen wahr. Der Grund hatte mich jedoch nicht sonderlich interessiert. Ich hörte auch das Geräusch eines Löffels, welches unbewusst im Tee herum gerührt wurde. Dieses Gefühl, welches dahinter steckte, war mir nicht neu. Es war etwas Ungeduldiges, etwas Treuloses und vor allem hatte dieses Geräusch etwas auf sich, was ich mit verlorener Liebe verband. Lestrange. Hätte es nicht ihn treffen können? Hätte er mich nicht als einziger sehen können?

Hätte ich die Wahl zwischen Balthasar und Maxim? Oh, dann würde ich Balthasar nehmen. Nicht alleine wegen der optischen Anschauung, sondern auch wegen seiner Wortwahl und nicht zuletzt wegen seinem Haus. Wenn all das vorbei wäre, würde mein erster Weg zu ihm führen und ihm sagen, wie ich ihn liebe. Verdammt, ich liebte diese schwarzen Locken auf seinem Kopf. Ich liebte seine wunderschönen Augen, die in der Nacht sowie am Tag wie flüssige Zartbitterschokolade aussah. Ich würde ihm all die Worte sagen, die ich all die Jahre lang nie zeigte oder mir nie bewusst war.

Nickend bestätigte ich diesen Vorsatz und unterstrich diesen, indem ich mich in den Schatten des Schrankes hinter der Wand versteckte. Zwischen der steinernen Ecke und dem Schrank war noch ein kleines freies Stück worin ich mich nun befand. Abgeschirmt von dem Blick von Tom und den anderen sowieso. Missmutig blickte ich den Schwarzhaarigen an und folgte dem Gespräch.

„Sir, ist es wahr, dass Professor Merrythought in den Ruhestand geht?" sprach Tom in seinem schmeichelnden Ton.

Während sich Professor Slughorn etwas Süßes zu sich nahm, lächelte er seinen Muster-Schüler an.

„Tom, selbst wenn ich es wüsste, dürfte ich es Ihnen nicht sagen. Ach, übrigens, danke für die Ananas. Sie haben recht, die mag ich am liebsten."

Interessiert ging der Zaubertrank-Lehrer mit seinem Oberkörper an die Tischplatte und trug eine nachdenkliche Miene.

„Aber woher wussten Sie das?"
„Intuition, Sir."

Ich konnte sehen, dass es dem Professor sehr unwohl dabei war. Sein Blick auf die Uhr hatte es mir verraten und vor allem das was danach kam.

„DU lieber Himmel, so spät? Ab ins Bett, Jungs, sonst lässt Professor Dippet uns alle nachsitzen."

Die vier Jungs außer Tom standen langsam auf und machten sich auf den Weg in ihre Gemächer. Ich erhaschte zwar noch einen Blick dem Schwarzhaarigen hinterher, bevor ich mir das weitere Gespräch widmete. Tom besah sich das grüne Stundenglas an und schien kaum überlegen zu müssen, wie er es anstellte um an Antworten zu gelangen.

„Sir, Sie haben ein sehr schönes Stundenglas. Sehr wertvoll verziert mit ihren Lieblingstieren, nicht wahr?"
„Oh, Tom, Ihr seid immer noch da."

Der Professor ging an seinen Arbeitstisch und sah sich den Gegenstand lächelnd an.

„Gewiss, die Schülerin, die mir dieses Stundenglas geschenkt hatte, war überaus begabt, charmant und für ihre Herkunft sehr adrett. Alles was man sich von einer Frau wünschte."
„Ehemalige Schülerin?" wollte Tom holdselig wissen.
„Nein, sie besuchte die Schule bis vor einigen Monaten noch."

Expecto PatronumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt