(11) 18.01.1942 - There's such a difference

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"Aber meine Priorität ist es erst einmal herauszufinden, warum die liebe Miss Granger nicht schon längst dort ist, wo sich nun die maulende Myrte aufhält."
„MyLord, glaubt Ihr etwa,...?"

Ruckartig blieb er stehen, wandte nur sein Kopf zu mir zurück und zeigte mir, dass ich ihm folgen sollte. Seine Schritte waren gleichmäßig schnell, dennoch hatte ich Mühe hinterher zu kommen. Auf den Weg zum Ziel sprachen wir beide nichts. Stumm gingen wir nebeneinander und waren in unseren Gedanken versunken. Wir liefen den Gang entlang, hinunter in den zweiten Stock und mir wurde erst durch eine Seitengasse bewusst, wohin wir uns eigentlich bewegten. Schluckend hielt ich in der Bewegung inne und konnte nicht mehr weiter, als hätte mich jemand mit einem Stupor-Zauber belegt. Tom stoppte als er diese Tatsache bemerkte und wandte sich zu mir um.

„Worauf wartest du?" verlangte er zu wissen.

Ich schüttelte leicht abwesend den Kopf und bekam kein Wort heraus. Er wollte doch nicht wirklich an den Platz, an dem das alles passiert war.

„Dachtest du wirklich, dass du nicht mehr an die Stelle musst, an dem du deine „Liebe" verloren hast?"
„Ich hab sie nicht verloren." flüsterte ich ihm entgegen.

Er machte allen Anschein, dass er das nicht verstanden hatte. Und doch wusste ich es besser. Er sah mich an und schüttelte leicht irritiert den Kopf.

„Wenn sie je wieder aus ihrer Starre herauskommt, werde ich euch eigenhändig zum Altar führen. Damit dieses Gejammer endlich ein Ende hat."
„Wie kaltherzig kann ein Mann nur sein?" stöhnte ich genervt.
„Was hast du gesagt?" herrschte er mich mit seiner tiefen Stimme an.
„MyLord, ich finde es nicht gut wie Ihr über die Liebe spricht!"
„Wie soll ich sonst über die Liebe sprechen, wenn mir keine widerfahren ist! Keine weiteren Diskussionen, entweder wir gehen jetzt dort rein oder ich werde höchstpersönlich dafür sorgen, dass ich den Prozess mit ihr nicht weiter hinaus zögere. Sie wusste von Anfang an, dass sie sich nicht mit mir anlegen sollte. Und was hat dieses Schlammblut gemacht? Genau, sie hatte sich gegen mich gestellt, sie hatte mich vor meinen Dienern belächelt und sie hatte meinen Namen in den Dreck gezogen. Also, Balthasar, was glaubst du noch, was ich mir bieten lassen sollte um ihr erbärmliches Leben zu erhalten?" knurrte dieser mit einem Windhauch zu mir.

Ich schluckte und senkte meinen Kopf. Tom nahm die entschuldigende Geste an und lief durch die Tür. Dahinter verlief sich nun keine Menschenseele mehr, da sie wussten, was dort geschehen war und weil Myrte schon keinen guten Grund gab hierher zu kommen. Schnell hastete ich zwischen der schließenden Tür in das Innere. Melancholisch besah ich mir den Raum und konnte noch immer deutlich sehen, wie ich Hazelle hier vor den Waschbecken aufgefunden hatte. Ich war keine fünf Minuten nach Tom hier eingetroffen. Also hatte ich wenigstens die Erleichterung, dass es schnell von statten ging.

„Findest du es nicht ein bisschen eigenartig, dass eine so intelligente Hexe ohne Zauberstab umherläuft und alles mit den Händen steuert?" kam die Frage von Tom sehr monoton und leise.

Noch immer hatte er die Befürchtung, dass er glaubte, dass es eine Rettung für das Mädchen mit dem ewigen Schlaf gab.

„Sie hatte mich in die Augen gesehen." meinte Tom nun abermals leise fast schon hauchend.
„Woher...?"

Meine Stimme brach ab und ich wollte auch nicht mehr weiter sprechen.

„Ich kam hierher mit dem Wissen, dass ich nur die Maulende von Ravenclaw hier auffinden konnte. Als ich dann sah, dass diese Gryffindor nach ihrer Freundin suchte und mich fast im Spiegel erkannte, war ich etwas vorsichtiger wie sonst. Wieso war sie überhaupt in ihrem Schlafanzug in diesen Örtlichkeiten?" stellte er sich die Frage auf die er keine Antwort hatte.
„Erinnert Ihr Euch als Ihr aus dem Gemeinschaftsraum gegangen seid?"

Ohne, dass sich Tom umwandte, sprach ich weiter:

„Davor hatte ich ihr ein Brief zukommen lassen, dass sie nach Myrte schauen sollte, wenn es nicht schon zu spät wäre."
„In der Tat, das war ein Fehler, Balthasar, für das sie nun bezahlen musste. Doch viel wichtiger ist, dass sie nie einen Zauberstab mit sich trägt, obwohl sie vor mir im Zauberstabladen in der Winkelgasse war. Bemerkenswert fand ich, dass ich beim Betreten von diesem Laden einen schmerzhaften und gespenstischen Schrei vom Keller des Ladens hörte. Keine Minute später kam dieses Mädchen aus einen der Gänge hervor." erinnerte sich der Lehrer-Liebling.
„Ihr kanntet Miss Granger?"

Seine neutralen Lippen bogen sich nach oben zu einem Lächeln. Es war ein ehrliches Lächeln, welches in den letzten Jahren nie zum Vorschein kam. Es entstellte ihn nicht, wie das gehässige Lächeln. Jedoch war es ungewohnt, da ich sein überfreundliches Lächeln öfters sehen musste wie dieses.

„Sagt mir, warum habt Ihr mich hierher zurückgebracht? Sagt mir, was empfindet Ihr an diesem Ort? Sagt mir, was empfindet Ihr für Miss Granger?"
„Du hast viele Fragen, mein Freund. Immerhin warst du bisher immer ein treuer Freund, daher werde ich dir die Antwort geben."

Tom ging an die Waschbecken, die mitten im Raum standen.

„Ich habe dich hierher gebracht um dir zu sagen, dass sie mich erkannt hatte als sie kurz vor dem Sterben war. Sie hatte eher zu sich gesagt, dass ich sie sterben gelassen hatte. Weißt du, welche Reaktion von mir kam?"
„Habt Ihr genickt, myLord?"
„Nein, ich hatte den Kopf geschüttelt und habe sie lange auf die Stirn geküsst. Sie schloss danach ihre Augen. Und alles weil ich mir unschlüssig war. Ich war mir das erste Mal unschlüssig, ob ich das Richtige mache. Ich empfinde diesen Ort als Abscheu und dennoch suchte ich die letzte Zeit an diesem Ort nach einer Lösung, wie ich deine Holde ins Leben zurückkehren lassen kann. Ohne Hintergedanken. Ohne sie danach für ihre Worte Leiden zu lassen. Ich empfinde Schuld für das was ich... nein, das es auch sie traf. Ich erzähle nun dir, dass ich sogar eine Träne verloren hatte und wenn du es irgendjemand davon berichtest, werde ich dich schneller töten wie du von mir wegrennen kannst. Haben wir uns verstanden?"

Eingeschüchtert wich ich einen Schritt von ihm weg und nickte verständlich.

Expecto PatronumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt