Eine halbe Stunde später war alles vorbei und ich schmiegte mich erschöpft in seine Arme.
„Wenn das Liebe ist, dann will ich nicht lieben!" hauchte ich an seine Schulter.
Dieses Mal war er es, der mit großen Augen zu mir herunter blickte. Schon fast fassungslos lag seine Blicke auf meinen geschwächten Körper. Wie konnte das nur geschehen? Er sprach einen Zauberspruch, der mich reinigt und kaum einige Zeit später fand ich mich in einem kuscheligen Jogginganzug auf seinem Bett wieder. Mürrisch beäugte ich das Vorgehen des jungen Mannes, der in Wahrheit viel älter war als er zugab. Erschrocken über sich saß er auf der Bettkante und schlug manchmal aus heiterem Himmel auf sein Knie. Es war so plötzlich, dass ich mich jedes Mal einschüchterte. Jedoch kam ich hinter seinem Takt und hielt seine Hand fest, ehe er mich musternd ansah. Reue spiegelte sich in seinen Augen wieder.
„Es tut mir leid, Granger, ich weiß nicht, was über mich gekommen ist. Ich hätte dich niemals anfassen dürfen. Ich weiß doch, dass du niemals meine Freundin sein wirst. Zuhause liegt ein Mann, der dich liebt und den du liebst. Er hätte damals für dich seine Zauberkräfte aufgegeben um mit dir glücklich zu werden. Er hätte für dich alles getan. Er hätte dir alles bieten können; selbst als Lord Voldemort. Er alleine war bestimmt dich glücklich zu machen. Und wären Arabella und Vanessa nicht gewesen, hätte er dir sogar einen Hochzeitsantrag gemacht. Vor allem würde Hermine in ihrer richtigen Zeit aufwachsen und keine fünfunddreißig Jahre später."
Seine Stimme versagte kurz. Sein Gesicht versteckte er hinter seinen Händen. Er schämte sich für sein Verhalten und ich konnte ihm zum ersten Mal in diesem Leben glauben, ihn verstehen. Es musste an der Gruft liegen, dass er sich so verhielt, dass er sich so aus den Fugen bringen ließ und dass er mich demütigen wollte. Umso entscheidender war es, dass er sich wieder fing und sich entschuldigte. Doch eines ging mir nicht ein? Tom Marvolo Riddle wollte mich ehelichen? Ein Lächeln spiegelte sich auf meinen Lippen, bevor ich jedoch weiter denken konnte, kam die nächste Frage in mir auf. Hermine? Wen ich wirklich schaffen würde und der Spiegel splittert, in welcher Zeit kam ich heraus? Würde Hermine dort auf mich warten oder wäre ich alleine in einer Dunkelheit gefangen? Wohin würde meine Reise gehen?
„Ich bin mir absolut sicher, dass er sogar als Lord dir mehr bieten konnte wie ich. Granger, wenn wir irgendwann aus dieser Fantasie brechen können, so werde ich alles tun um dich bei ihm zu wissen. Ich werde Kelly nie so sehr lieben wie ich dich begehre. Ich werde Kelly und auch niemand anderes so sehr hochschätzen wie ich dich tief in mir geschätzt habe. Ich bedanke mich, dass du mir all den Weg geebnet hast. Ich bin dir dankbar, dafür das du dich immer wie ein Felsen vor uns gestellt hast und uns einen anderen Weg einschlagen hast lassen. Ich hatte dich für diese Hürde und Herausforderung gehasst, weil ich nicht gesehen habe, was du versuchst uns zu sagen. Du wolltest unsere eigenen Fehler machen lassen. Du hättest es nie ohne Plan durchgezogen. Du allein warst der Grund, warum all diese Missetaten geglückt waren. Und doch trägst du noch immer in unseren Augen eine weiße Weste; die wir so beibehalten lassen wollten. Du warst die erste Muggelgeborene, die uns vom Gegenteil überzeugt hatte. Scheiß auf die Herkunft, in deinen Augen waren wir alle gleich und das war ein Grund mehr, warum du in Balthasar, Tom und in vielen anderen Menschen einen Weggefährten gefunden hast."
Seine Hände lösten sich von seinem Gesicht. Seine Augen sahen mich an und lächelten sanft. Ich lag seitlich zu ihm gewandt auf seinem Bett und hielt mein Kopf mit dem rechten Arm fest. Musternd beobachtete ich ihn. Zum ersten Mal war er so ehrlich mir gegenüber, dass ich kaum glaubte, dass es wirklich der reinblütige Jeremias Avery war, der mit mir sprach. Ungläubig sah ich ihn an, als er sich hinter mir legte und mich fest in den Arm nahm. Seine Lippen berührten meinen freien Hals. Liebevoll koste er diese Stelle und massierte immer mehr meinen Bauch.
„Wir sollten uns kennen lernen, findest du nicht?" hauchte er mir entgegen.
„Gerne. Aber wo möchtest du anfangen?" fragte ich ihn.
„Im Hogwarts-Express kamen wir nicht dazu uns vorzustellen."Er setzte sich wieder auf und ich machte es ihm gleich.
„Aber ich finde den Ort unpassend." lachte er kurz auf.
Ich nickte ihm zu und folgte ihm aus dem Zimmer, aus dem Haus und hinein in den Garten. Er lief in Richtung einen großen See, dort verlief ein kleiner Steg hinein. Er wollte also ein Gespräch in der Mittagszeit auf einem Steg machen? Irgendwie war das schon fast romantisch, belächelte ich diese Szene. Doch warum sollte er nicht auch diese Ader haben. Ich folgte ihn natürlich weiter, da meine Neugierde gepackt wurde. Liebevoll nahm er meine Hand und half mir auf den Steg. Er setzte sich nachdem er mir half hin und sah auf den glitzernden See. Seufzend lehnte er sich auf seine beiden muskulösen Arme zurück und lächelte in die Ferne.
„Mein Name ist Jeremias. Meine Freunde nennen mich Jer. Und wer sind Sie?" fing er einfach an.
Alles was bisher geschah und auch vor diesem Schicksal, war vergessen. Ich ließ mich nun auf dieses Wir-lernen-uns-nach-Jahren-endlich-kennen ein. Schließlich hatte ich bei Balthasar dasselbe und ich glaubte auch, dass es bei dem Schwarzhaarigen nicht so lange gedauert hatte wie es bei diesem Mann war. Vornehm hatte er seine Rasse verschwiegen und mir schien es, als hätte er endlich eingesehen, dass Muggelgeborene manchmal überlegender an Dinge heranging wie manch ein Reinblut.
„Ich bin Hazelle. Meine Freunde nennen mich Haz oder Hazelnut." kicherte ich belustigt.
„Weißt du, Hazelle, ich wollte immer schon wissen, warum du damals unbedingt uns auf deine Coming Home Feier eingeladen hast? Ich hab mir immer wieder Gedanken gemacht, weil es so unnormal war, das eben eine wie du - nicht falsch verstehen - einen Haufen arrogante Zauberfamiliensprösslinge in deiner Nähe haben wolltest?"
„Jeremias, ich war damals Tom und euch dankbar, dass ihr auch nach meinen unvermeidlichen Tod noch an mich geglaubt habt. Ich konnte euch sehen. Ich war in eurer Mitte. Ihr konntet mich zwar nicht sehen, aber Tom konnte es. Ich hatte eure Trauer gesehen und ich konnte eure gehässigen Sprüche gegenüber Gabriella hören. Auch als Krummbein sie in die Watte gebissen hatte, stand ich direkt neben euch. Was würde ich geben, ihr die Leviten zu lesen?"Nun wurde der Mann neben mir stumm und blickte nachdenklich auf die kreisenden Fische unter uns.
„Sie ist vor langer Zeit gestorben, Hazelle."
„Wie bitte?" versuchte ich nachzufragen, ob ich mich auch wirklich nicht verhört hatte.
„Es geschah kurz nach deinem Verschwinden, da erschien Vanessa und Grindelwald. Die eine Gestalt hatte sich als dich ausgegeben und brachte sie und einen Ravenclawschüler, der gerade den sprechenden Hut wegtragen wollte um. Es war alles so sonderbar und als dann auch noch Tom sich von dir angezogen fühlte, war mir klar, dass kannst nicht du sein. Sie gab mit dem Zauberstab an. Du hast nie darüber einen Mucks verloren. Stattdessen behieltest du es für dich und hast deinen Zauberstab unsichtbar benutzen können. All die Zauberstäbe, die du in der Hand hieltest, verloren ihre Kraft und ihr Gehölz. Zwar gab es im Haus der Schlangen Gerüchte über deinen Zauberstab, aber niemand glaubte, dass eine unbedeutende Muggelgeborene ein so mächtigen Zauberstab führen konnte."
„Wer war das?" verlangte ich zu wissen.
„Es war ein Dementor, der sogar Dippet eingeschüchtert hatte. Aber ich wusste, dass du es nicht warst, weil du niemals Dumbledore angegriffen hättest!"Nachdenklich glitt mein Kopf auf seine Schulter und ruhte dort. Ich schloss meine Augen und ließ diese Situation in meinem inneren Auge abspielen. Wie konnte das nur möglich sein? Zu diesem Zeitpunkt konnten sie ihre Pläne verfeinern, weil ich nicht mehr hier war.
„Aber eines musst du mir noch erklären, wer hat mir eigentlich in diesem Tagebuch geschrieben. Es war deutlich deine Handschrift und wer hat mir die Geschenke wirklich vor die Tür gelegt?" versuchte ich in Erfahrung zu bringen.
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Expecto Patronum
FanfictionIn der Zeit als Lord Voldemort im Aufschwung war, gehörte bereits ein Mugglestämmige namens Hazelle Maria Granger zu einer intelligenten, kämpferischen und duldsamen Hexe. Allerdings wäre vieles anders, wenn sie nie gewesen wäre. Umso bemerkenswerte...