(55) 01.03.1946 - The girl with hope can destroy a life

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„Interessant, was du von dir gibst, mein Freund. Aber wusstest du auch, dass sie ein Tag vor dem Sommerferien mit mir schlafen wollte?" provozierte ich ihm.

Innerlich hatte seine Spuren längst vergessene Wunden aufreißen lassen. Innerlich war ich kurz davor ihm einen Folterspruch aufzusetzen. Aber ich hatte anderes vor um die Gefühle Balthasars zu ergründen. In seiner Mimik spiegelten sich unterschiedliche Gefühle. Zunächst war da Erstaunen, indem er seine Augen aufriss und zum anderen war da Entsetzen, indem er seine Augen zu Schlitze und seine Hände zu Fäusten ballte.

„Wieso?" knurrte dieser wie ein Hund auf.
„Weil sie mich darum gebeten hatte und weißt du, ich hatte erst meine Zweifel..."
„Genau dieselben Zweifel, die du vorgegeben hast als sie von dem Ungeheuer aus der Kammer ihr Lebenslicht verloren hatte?" griff er mich verbal an.

Ruhig sah ich in seinen Augen und bekam mit, wie sehr es ihm schmerzte.

„In der Tat war es nicht derselbe Zweifel. Früher war ich noch nicht zu dem Entschluss gekommen wie ich heute bin. Während ich früher auch nicht sehr viel von ihr hielt, halte ich mich heute zurück irgendjemand aus ihrer Familie zu töten oder zu verletzen."
„Und weißt du auch warum? Weil du sie liebst. Weil du ihr nicht antun willst, was du all jenen Familien da draußen angetan hast. Weil du sie nicht so leben sehen willst, wie sie es in die gesehen hatte."

Es war ein Geheimnis um meine Kindheit und meiner Herkunft. Aus diesem Grund würde der Reinblut vor mir nie verstehen, was Hazelle an mir begehrte. Es war weder meine Macht oder auch nicht einmal mein Status. Es war die Geschichte hinter meinem Handeln. Es war die Geschichte des Waisenjungen, welches von seiner törichten Mutter alleine gelassen wurde. Nur weil sie die Liebe ihres Lebens nie wieder nah sein konnte und sterben wollte. Es war die Geschichte des Jungen, der mit einem Liebestrank gezeugt wurde und dadurch nicht lieben konnte. Es war ihr etwas unangenehm aber sie begriff schnell, was mein Verhalten zu bedeuten hatte. Umso fröhlicher war sie, als sie mich lächeln sah und ich ihr offener gab. Bei Hazelle brauchte ich keine Angst zu haben, dass sie irgendwelche Geheimnisse in den Gemeinschaftssaal der Gryffindors brachte.

Früher wusste ich alles über dich. Jetzt weiß ich nicht mal mehr, wie es dir geht." stammelte der Schwarzhaarige in meine Richtung.

Es war das Gefühl der Schwäche als ich begriff, was er mir zugeworfen hatte. Ohne Nachdenken griff ich zu meinem Zauberstab und richtete ihn auf Balthasar. Anstelle des Folterfluches kam der Zauber des Vergessens. Ich dachte über das Gespräch nach und auch all die anderen Begründungen seinerseits waren für meinen Werdegang eine Gefahr. Aus diesem Grund ließ ich ihm all das Vergessen, damit er keinen Zusammenhang zwischen Hazelle und mir erkennen konnte.

Sicht – Madeléine Lestrange

Erschöpft lag ich im Krankenflügel der Hogwarts-Schule. Es war der erste März und somit auch der erste Freitag im Monat. Während alle meine Freunde in Hogsmeade durch eine Sondergenehmigung besuchen durften, lag ich wegen meiner Erkrankung in diesem Stock. Augenkullernd blickte ich auf das Gewölbe über mir und versuchte das Kramen von Miss Cloude zu überhören. Es störte mich gewaltig, dass ich all die Jahre immer schwächer wurde. Umso mehr stieg meine Lebenslust. Ich hatte mich damit abgefunden, dass ich sterben würde. Doch war ich ein Mensch, der aus jeder Situation ein Wunder erschaffte. Mein Schicksal würde niemals gegen meine Hoffnung ankommen, daher versuchte ich in all den Dingen gut gelaunt zu sein. Ich bekam schließlich kein anderes Leben.

„Madi?"

Eine Stimme ließ mich aufschrecken. Meine Augen schossen sofort auf die Tür, die in jenem Moment offen stand. Ein wunderschönes Mädchen stand darin und grinste mich begeistert an.

„Was machst du hier, Bree?"
„Hogsmeade ohne meine beste Freundin ist doch langweilig."

Sie stürmte immer noch lächelnd auf mich zu und umarmte mich herrisch. Dann setzte sie sich auf die Bettkante und sah mich musternd an.

„Wie geht es dir?" wollte sie besorgt wissen.
„Mir geht es den Umständen entsprechend." kicherte ich hustend auf.
„Ach, Madi, du solltest besser lügen. Ich fühle mich verarscht." lachte nun die Braunhaarige neben mir.

Sie hob ihren Zauberstab und richtete ihn auf meinen Kopf.

„Ich habe einen Zauber gefunden, dürfte ich ihn an dir verwenden?" fragte sie offenkundig unsicher.
„Je gefährlicher desto besser."

Bree schüttelte den Kopf und lächelte nun etwas sicherer.

„Nein, Madi, das ist kein böser Fluch. Es ist eher etwas, was jeder Mensch einsetzen sollte, damit es zu keinen Missverständnissen mehr kommt. Der Zauber dringt in die Gefühlswelt des anderen ein und man kann miterleben, wie es dem anderen geht und wie er was verstanden hatte. Die Muggel erklären den Zauber unter einem anderen Wort: Empathie." erläuterte die junge Muggelgeborene ihr Wissen.
„Nun, dann wollen wir das mal ausprobieren." stimmte ich zu, da ich wusste, dass Bree mit ihrem Alter eine sehr gute Schülerin war.

Sie tippte einmal auf meine Stirn und drehte ihren Zauberstab neunzig Grad um.

„Veraque!"

Ich spürte nicht wie sie in mein Inneres einkehrte. Ich sah kein Herausholen von Erinnerungen, von Schmerz, von dem vergangenen Leid. Ich empfand keine Enttäuschungen und auch keine Verbitterung. Ich hatte schon früh gelernt, dass ich nicht alles machen konnte und doch in diesem Leben etwas schaffen konnte. Ich hatte eben Hoffnungen und Träume, die die Realität mir niemals nehmen konnte. Lächelnd sah ich auf Bree, die geistesabwesend auf mich starrte. Ihre Augen wirkten durchbohrend und in die Ferne gerichtet. Ihr Zauberstab lag noch immer auf meiner Stirn und ich glaubte allmählich daran, dass sich eine Druckstelle bildete.

Urplötzlich stand Miss Cloude an meinem Bett und besah sich die Situation skeptisch.

„Was wird das, wenn es fertig ist, Miss Granger?" sprach die Schul-Heilerin direkt an Bree.

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Hallöchen,
auf dem Bild oben, ist die
dreizehnjährige Madeléine zu sehen. :)

Expecto PatronumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt